Vorbereitungen für unsere nächste Fahrt
Es wird Zeit, unsere Triskèle auf ihre nächste Fahrt durch die franz. Kanäle vorzubereiten.
Ende Januar machen wir uns daher auf den Weg nach Cap d’Agde, um innerhalb einer Woche die Triskèle entsprechend umzurüsten und vorzubereiten.
Mit einem gemieteten Bus fahren wir mit Lebensmittel für ca. 4 Wochen beladen am Sonntag, den 29.01. um 21:45 Uhr, in Lustadt los. Wir wollen über die Nacht fahren. Um diese Uhrzeit sollte recht wenig Verkehr auf den Autobahnen in Frankreich herrschen.
Zuvor stärken wir uns jedoch noch im Stefano’s Restaurant in Freisbach und essen uns gut satt.
Die Fahrt durch Frankreich verläuft recht gut, auch wenn ein paar LKW’s mehr auf der Autobahn unterwegs sind als angenommen. Nach elf Stunden kommen wir ein wenig abgeschlagen und müde in Cap d’Agde im Hafen und bei unserer Triskèle an. Sie liegt wie zuletzt gesehen brav im Hafenbecken in der Technikzone mit ihren Rostflecken um den Süll herum. Als erstes machen wir die Vorschiffskoje klar und legen uns erst einmal ein paar Stunden auf’s Ohr. Ein bisschen Schlaf muss dann doch sein nach so einer langen Fahrt durch die Nacht. Wir sind eben doch keine zwanzig mehr und benötigen ein wenig Erholung.
Nach unserem Nickerchen wollen wir die sanitären Anlagen aufsuchen. Leider haben sie wohl in unserer Abwesenheit den Code für die Türöffnung geändert. Was ein Mist! Jetzt muss man mal auf Toilette und kommt nicht rein! Wie wir es von bislang allen Franzosen kennen, sind diese sehr hilfsbereit. Der erste Franzose, der uns ratlos vor der Tür stehend entdeckt, führt uns sogleich zu einer öffentlichen Toilette hin. Leider hängt jedoch ein Vorhängeschloss davor, somit ein Betreten unmöglich. 🙁 In der Winterzeit sind diese wohl außer Betrieb. Ein weiterer Franzose bemerkt unsere traurigen Gesichter vor dieser Toilette und spricht uns an. Wir erklären ihm, dass wir ja eigentlich in die Anlagen vom Hafen wollten, jedoch der Code geändert wurde, und wir nicht hineinkämen. Er macht keine großen Worte und sagt, dass er einen Schlüssel mit richtigem Code hätte und uns aufschließen könne. Das nennen wir hilfsbereite Franzosen! Gesagt getan, er öffnet uns die Tür zu den Hafentoiletten, und wir bedanken uns vielmals! Wir sind glücklich und zufrieden und gehen nach der Aktion als allererstes zum Hafenbüro am anderen Ende des Hafens und bitten um die richtige Codierung unseres Schlüssels. Das ist natürlich kein Problem, und somit stehen uns nun die Türen jederzeit offen, wenn wir einmal müssen :-). Bei der Gelegenheit gehen wir kurz am Strand vorbei und schauen auf’s Meer – schon lange nicht mehr gesehen.
Am Boot zurück machen wir einen kleinen Schlachtplan. Zuerst wollen wir in der Technikzone den Krantermin für Donnerstag 02.02. noch einmal bestätigen. Danach geht es an’s Eingemachte.
Die Triskèle muss für ihre Fahrt durch die Kanäle leichter gemacht werden. Es wird mit unseren 1,70 m Tiefgang eine knappe Sache werden, da die Kanäle laut unseren Büchern einen Tiefgang von 1,80 m haben sollen. Jeder Millimeter zählt, den wir höher aus dem Wasser kommen.
Leider können wir nicht nur ausräumen, sondern müssen auch einräumen. Die Lebensmittel müssen schließlich mit auf unsere Fahrt. Somit räumen wir einerseits aus, andererseits ein.
Als erstes geht es den Segeln an den Kragen. Diese benötigen wir definitiv nicht auf dieser Fahrt durch die Kanäle. Wegen den unzähligen Brücken muss ja der Mast gelegt werden und somit die komplette Takelage abgebaut werden. Die Fahrt wird komplett unter Motor gefahren.
Gegen Mittag wollen wir den Motor starten. Doch was nun? Wir sind überrascht, er springt nicht an! Anscheinend sind die Batterien durch die lange Standzeit hinüber. Wir probieren es mit den Servicebatterien, jedoch auch damit kein Erfolg. Guter Rat ist bekanntlich teuer und so vermuten wir schon, dass wir uns für diese 4 Wochen noch 2 neue Starterbatterien kaufen müssen.
Generell wollen wir in Deutschland die Batterien komplett auf ein anderes System umstellen, jedoch erst im Zuge des Komplettumbaus. Wir lassen dem Motor noch eine Schonfrist und wollen später noch einmal versuchen zu starten.
Derweil räumen wir weiter aus und ein. Durch das Hin-und Herräumen entsteht schon ein kleines Chaos an Bord.
Wir haben Dienstag und am Donnerstag muss der Motor zum Krantermin laufen. Am späten Nachmittag versucht Michael erneut den Motor zu starten, und er springt doch tatsächlich wieder an! Hurra! Jetzt soll er sich erstmal ein paar Stunden warmlaufen. Vielleicht geht es ja doch noch mit den alten Batterien weiter, das wäre natürlich klasse!
Mittwochs demontieren wir dann die Solarpaneele, den Windgenerator, den Geräteträger selbst und die Windsteueranlage. Der Geräteträger ist für unter die Brücken durch zu fahren zu hoch und muss daher auch weichen.
Ebenso bereiten wir die Kanthölzer vor, auf denen am Donnerstag der Mast aufgelegt werden soll. Michael hat sich da ein stabiles Konstrukt vorgestellt. Die Festmacherleinen werden auf das Ablegen vorbereitet. Wir sind bereits jetzt aufgeregt und hoffen, dass morgen alles klar gehen wird! Die letzten Tage waren sehr ruhig vom Wind her. Es ist zwar bewölkt, jedoch angenehme 10-12 Grad. Natürlich, wie sollte es anders sein, ist für morgen zu unserem Termin ein stärkerer Wind vorhergesagt. Wir werden sehen, ob bei dem Wind ein Mastlegen überhaupt durchgeführt wird.
Der Tag X ist gekommen. Donnerstag um 11 Uhr haben wir Termin. Eine halbe Stunde vorher melden wir uns bei der Technikcrew. Wind ist zwar da, jedoch für den Kran kein Problem. Das könnte eher für uns beim Ablegen ein Thema werden, denkt Anja. Michael ist da zuversichtlich, das kriegen wir schon hin.
Mit Anja geht er die Leinenführung zum Ablegemanöver durch. Von der Technikcrew kommt zur Hilfe noch Willi an Bord. Das Ablegemanöver kann beginnen. Willi ist da ein wenig zu schnell mit „Leinen losmachen“ und die Triskèle bewegt sich rückwärts vom Steg weg. Michael am Ruder hat das Gefühl, als reagiere die Triskèle gar nicht. Rückwärtsfahren ist bei Langkielern immer eine aufregende Sache, das bestätigt sich nun wieder. Wir drehen im engen Hafenbecken eine Pirouette ohne jedoch andere Boote arg zu gefährden.
Auf einmal macht es einen Schlag und die Motorschraube steht still. Auch du große „S….“, was war das? Ein Blick nach hinten ins Wasser bringt Klarheit. Wir haben uns die Festmacherboje eingefangen, und diese blockiert nun mit Kegel und Kette die Motorschraube! Was nun? Wir hängen fest!
Aus Angst noch mehr Schaden am Boot und Boje anzurichten, lassen wir über Willi die Technikcrew und den Hafenmeister kommen. Das dauert natürlich ein paar Minuten. In der Zeit überlegt Michael, ob er uns vielleicht doch die Schmach ersparen könnte, indem er versucht noch einmal den Motor anders herum drehen zu lassen, und somit eventuell die Boje wieder frei werden würde. Anja und Willi legen Widerspruch ein! Vielleicht wird es dadurch nur noch schlimmer. Von hier oben sieht man auch nichts Genaueres. Die Technikcrew kommt mit 4 Mann, und wir versinken im Boden! Wie peinlich ist das denn nun?! Es wäre ja nicht so schlimm gewesen, wenn man uns nicht noch vorher gefragt hätte, ob wir beim Ablegen Hilfe bräuchten. Und nun das! Wir sind vorgeführt und hängen an der Hafenboje fest, kein Vor und kein Zurück mehr.
Wir bekommen Sicherungsleinen gelegt. Leider kann die Hafen-Crew nicht feststellen, wie das Problem an der Schiffsschraube genau aussieht. Es muss ein Taucher kommen! Den Krantermin können wir somit erst einmal an den Nagel hängen. Mist aber auch! Wir verlassen die Triskèle und werden an Land gebracht. Dort sollen wir nun auf den Taucher warten. Das kann natürlich dauern sagt man uns. Ohje…
Wir warten also und schauen unserer Triskèle vom Steg aus zu, wie sie alleine im Hafenbecken festhängt (und die Durchfahrt zu den hinteren Anlegern blockiert).
Nach nicht einmal so langer Zeit kommt dann unser Taucher angefahren. Wow, für südfranzösische Verhältnisse finden wir das dann doch recht schnell!
Er schwingt sich sogleich in seine Montur und hangelt sich an der Leine zur Triskèle, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Michael begleitet ihn in unserem Beiboot. Nach nicht allzu langer Zeit hat er das Problem gelöst und die Triskèle ist befreit.
Hurra!
Nachdem er uns sagt, dass die Schiffsschraube wohl keinen Schaden genommen hat, sind wir noch mehr erfreut. Wir haben uns beim Manövrieren eine alte Leine eingefangen, die an der Boje festgeknotet war. Diese hat sich dann einmal um unsere Schraube gewickelt, und mit dem Kegel die ganze Maschinerie blockiert. Gott sei Dank, wir können die Triskèle wieder festmachen. Er hilft uns dabei.
Der Spaß hat uns dann 100 € + Trinkgeld gekostet.
Wir gehen zur Technikzone und geben Bescheid, dass wir wieder startklar wären. Wenn möglich, dann hätten wir den Krantermin auf Freitag terminiert. Das geht klar. Natürlich müssen wir uns dann beim Herausheben die Schraube genauer ansehen. Nicht, dass diese doch einen Schaden abbekommen hat!
Den restlichen Nachmittag verbringen wir nun damit nach Agde zu fahren. Wir wollen uns in Agde über die Vignetten für die Kanäle erkundigen und ggf. gleich eine kaufen. Leider treffen wir in dem Verkaufsbüro keine Menschenseele an und auch auf unseren Anruf reagiert niemand. Ok, das war wohl ein Satz mit X. Wir fragen jemanden, der im Kanal an einem Kahn arbeitet. Wir sollten diese Vignette doch am besten im Internet kaufen, das gehe am Einfachsten. Wir bedanken uns und fahren noch in die Einkaufsmeile, um ein paar Besorgungen zu machen.
Am nächsten Tag, Freitag 10 Uhr, ist unser Krantermin Nr. 2 angesagt. Das Wetter ist heute glücklicherweise ruhiger. Zwar tröpfelt es ein wenig, aber der Wind ist ruhig. Wir legen diesmal nur zu zweit ab, ohne Helfer Willi. Vor allem aber können wir vorwärts aus der Parkbox rausfahren. Es klappt alles wunderbar.
Auch beim Mastlegen und Herausheben klappt alles.
Die Holzkonstruktion für den Mast aufzulegen, von Michael konstruiert, findet bei der Technikcrew große Anerkennung. Wir sind dennoch aufgeregt und nervös bis hin zum Schluss bis der Mast endlich liegt und festgezurrt ist.Anschließend wird unsere Triskèle an Land gehoben und bleibt über die Mittagszeit am Kranen hängen. So haben wir die Gelegenheit uns das Unterwasserschiff genauer anzusehen und vor allem die Schraube zu inspizieren.
Als der Kran die Triskèle dann aus dem Wasser hebt, bebt Anja’s Herz und zaubert ein Lächeln tief in ihr Inneres. Welch bewegender Augenblick, unsere Triskèle in voller Größe wieder zu sehen.
Wir sind begeistert! Wir haben in der Türkei super Arbeit geleistet!
Der komplette Unterwasseranstrich ist dran. Es sind keine Farbplatten abgeplatzt, und trotz der langen Standzeit im Wasser hat das Antifouling überhaupt keinen stärkeren Bewuchs, wie wir es von anderen Booten kennen. Ein paar wenige Algen hier und da, aber das ist auch alles. Die Technikcrew ist wie wir sehr begeistert von der Qualität unseres Antifoulings.
Lediglich an den Stellen, an denen kein Antifouling gestrichen wird (Anoden, Schiffsschraube), haben sich Seepocken festgesetzt, welche wir dann mit einer Spachtel entfernen.
Wir inspizieren die Schiffschraube. Diese hat zum Glück wirklich nichts abbekommen! Jedoch muss eine Anode an der Welle getauscht werden. Diese ist aufgrund ihres Alters auszutauschen. Dann kontrollieren wir noch den Tiefenmesser. Dieser ist frei, ohne Bewuchs und sollte uns zuversichtlich die Tiefen messen können, welche bei unserer kommenden Fahrt im März sehr wichtig sein werden. Eine Handbreit Wasser sollten wir immer unter unserem Kiel haben.
Die Triskèle wird wieder zu Wasser gelassen und Michael hat nun das Einpark-Manöver vor sich. Von der Hafen-Crew hat leider keiner Zeit und so müssen wir das Manöver irgendwie alleine schaffen. Aber Michael ist da recht relaxed und parkt doch wie ein Wunder perfekt rückwärts ein!
Unser Mann von der Technikzone ist am Steg hinzugekommen und beobachtet uns. Er beglückwünscht uns zu dem einwandfreien Manöver und nimmt uns die Festmacherleine ab, macht uns fest. Prima gemacht Michael 🙂 Jetzt haben wir ihn ja doch noch nach der gestrigen Schande beindrucken können.
Nach der geglückten Aktion wollen wir abends ans Meer! Wir schnappen uns Baguette und Rotwein und verbringen den Abend beim Sonnenuntergang auf einem Felsvorsprung am Meer. Die Wellen sind noch immer vom vortäglichen Starkwind aufgepeitscht und donnern mit lautem Getöse an die Felsen. Es ist einfach herrlich….
Am Tag vor unserer Abreise, es ist Samstag, misten wir weiter aus. Ebenso machen wir einen Ölwechsel und einen Keilriemenwechsel. Diese Aktionen dauern leider etwas länger als geplant, aber auch nur, weil wir das zum ersten Mal machen, und uns in der Enge des Motorraumes noch nicht so gut auskennen. Mittags machen wir noch einmal einen Abstecher ans Meer. Einfach schön!
Zum Abschluss unserer Frankreichwoche gehen wir abends in einem Fischrestaurant lecker essen.
Sonntag früh um sechs Uhr wollen wir gepackt und beladen zurück nach Deutschland fahren. Die Triskèle ist nun reisefertig für unsere Tour Anfang März durch die franz. Kanäle.
Wir sind gespannt, wie die Reise durch Frankreich werden wird und hoffen natürlich, dass alles klargeht. …