Bienvenu à Cap d’Agde

P1090809Die Tage vergehen wie im Flug in Marseille. Wir bleiben fast eine Woche am kostenlosen Steg im Hafen von L’Estaque im Norden von Marseille liegen. Meistens schlafen wir ausgiebig aus, genießen die warme Herbstsonne, die uns noch angenehme Temperaturen von 23 °C beschert. Es ist einfach herrlich.
Der Wind weht in diesen Tagen entweder zu schwach oder aus der falschen Richtung.

Die Weiterfahrt in Richtung unseres Winterlagers peilen wir für den 11.11.15 an. Wir haben ab dann noch eine Woche Zeit für die Strecke nach Cap d’Agde in unser Winterquartier, in dem wir bis Ende März 2016 bleiben wollen. Der 11.11. ist in Frankreich ein Feiertag (Ende des 1. Weltkrieges), es sind viele kleine Motorboote unterwegs, die zum Fischen raus auf’s Meer fahren. An einem Fleck sind diese so gebündelt, als seien die Boote an einer Kette festgemacht. Das sieht im Vorbeifahren lustig aus.

P1090805Es ist sonnig und leider haben wir keinen Wind zum Segeln. Wir fahren daher mit Motor entlang der Küste, nehmen Kurs auf Port de Bouc, unserem 2. Etappenziel auf dem Weg nach Cap d’Agde.

Das Meer ist wie ein Spiegel, so glatt, keine Wellen, kein Wind. Wir machen den Autopilot rein. Vorne am Bugkorb genießen wir die Fahrt durch’s Wasser, lassen unsere Gedanken in die Ferne schweifen. Hier vorne sind die Geräusche des Motors nicht ganz so laut wie hinten am Steuerstand. Wir sehen zu, wie die TRIKSÈLE mit Leichtigkeit durch’s Wasser zieht.

P1090851Kurz vor Port de Bouc kommt ein wenig Wind auf. Um die Segel zu setzen lohnt es sich aber nicht, da wir ja schon gleich im Hafen sind. Port de Bouc ist ein Hafen mitten im Industrieviertel der Ölraffinerien. Die Schornsteine ragen hoch in den Himmel.
Die Gegend erinnert uns an das BASF-Gelände in Ludwigshafen. Die Fabriken und deren Schornsteine ziehen sich entlang der Küste. Vor der Hafeneinfahrt warten ein paar Tanker auf deren Einfahrterlaubnis.

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In Port de Bouc dürfen wir längsseits im alten Hafen festmachen. Der Ort ist nicht besonders für einen längeren Aufenthalt für uns geeignet. Die Straßen sind trist und erinnern uns ebenfalls an einen Vorort von Ludwigshafen. Dafür sind die sanitären Anlagen im Hafen aber in einem sauberen Zustand. Nun, wir wollen ja nicht lange bleiben. Mit dem nächst besten Wind geht es weiter nach Saintes Maries de la Mer… .

 

P1100022Am Freitag, den 13.11.15, soll der Wind uns nach Saintes Maries de la Mer bringen. Die geplante Fahrtstrecke beträgt ca. 30 Seemeilen. Wir müssen daher früh raus aus der Koje, stellen uns ausnahmsweise mal den Wecker, dass wir nicht verschlafen. Um 9 Uhr wollen wir spätestens aufbrechen. Vorher müssen wir noch Baguette für’s Frühstück einkaufen, frühstücken und die Liegegebühr bezahlen. Auf dem Weg zur Capitainerie sehen wir 2 schwarze Katzen, die unseren Weg von links nach rechts kreuzen. Sollte das ein schlechtes Zeichen sein? Nun, so abergläubisch sind wir nicht, es wird schon alles gut gehen obwohl es FREITAG, der 13.te ist. Der Hafenmeister lässt auf sich warten, da er gerade an der Tanke ein Boot betankt. Während unserer Wartezeit finden wir dann sogar in der Hafenbibliothek unser heiß ersehntes Buch: „Herr der Ringe“ auf französisch, also demnach „Le Seigneur des Anneaux“ 🙂 Wir freu’n uns über den Schmöker und packen ihn in unsere Bordbibliothek. „Wenn wir den gelesen und verstanden haben, dann haben wir’s drauf“, sagt Michael.

P1090929Der Himmel ist bedeckt, ca 18 °C, als wir die Leinen losmachen und aus dem Hafengelände raus auf’s Meer fahren. Schon kurz nach dem Hafen können wir endlich mal wieder die Segel hissen. Michael setzt das Groß-Segel und die große Fock und Anja wirft natürlich die Schleppangel raus.
Schon bald bei 3 kn Fahrt hängt auch eine Makrele (28 cm) am Haken. Hey, der Tag fängt ja gut an! Zwar ist sie ein wenig klein, aber dann gibt es eben mehr Gemüse dazu, sollten wir keine zweite mehr fangen. Dies war dann auch leider der Fall, dass es bei einer Makrele geblieben ist.

Der Himmel klart zwischenzeitlich auf und die Sonne kommt raus. Wir machen gute Fahrt, bis später der Wind leider nachlässt, einschläft und uns dann genau auf die Nase weht. Also wieder die Segel runter und weiter mit Motor. Schade, unter Segel ist ein Vorankommen doch ganz etwas anderes als mit Motor zu brummen. Aber es hilft nichts, um noch vor der Dunkelheit anzukommen, müssen wir den IVECO Motor zur Hilfe nehmen. „Immerhin haben wir die Hälfte der Strecke segeln können“, sagt Michael. P1090890

Im weiteren Verlauf, an der Rhone- Mündung, sehen wir eine Gruppe Delfine, welche sich unweit von uns im Wasser tummeln. Wir genießen es den Tieren zuzusehen und nehmen natürlich die Angel raus, nicht dass sich darin noch einer verheddert.

Entlang der Carmargue führt uns unsere Fahrt. Die Küste ist sehr flach und wir sehen kilometerlange Sandstrände. Außer uns ist mal wieder kein anderes Segelboot zu sehen. Wir sind allein auf dem Wasser. Irgendwie wirkt es gespenstisch, wenn man so alleine auf dem Meer ist. Und doch fühlt es sich toll an, wenn man das Meer ganz für sich alleine hat. Später sehen wir dann aber doch noch ein paar Motorboote umherfahren.

P1090987Um 16:40 Uhr machen wir am Ankunftssteg in Saintes Maries de la Mer fest. Der Hafenmeister weist uns einen Platz am Gästesteg zu.
Es gestaltet sich ja bekanntlich mit einem Stahlboot-Langkieler schwierig rückwärts einzuparken, und wir sind uns nicht sicher, ob wir in eine dieser Parkboxen reinkommen werden. Notfalls könnten wir auch am Ankunftssteg liegen bleiben, hätten jedoch keinen Landstrom und somit keine Heizung zur Verfügung. Wir wollen es probieren und sind sehr erstaunt, dass wir gar nicht so lange für’s Einparken brauchen. Nur bis die TRISKÈLE ordentlich mit Leinen vertäut und sicher festgemacht ist, dauert ein wenig. Natürlich haben während des Einparkmanövers auch ein paar Zuschauer der am Steg stehenden Bootsbesitzer und aber auch ein paar helfende Hände.

Glücklich und zufrieden sehen wir, wie die Sonne tiefrot im Meer versinkt. Ein fabelhafter Sonnenuntergang! Jetzt geht’s ans Kochen.

Heute Abend auf dem Speiseplan: Makrele in einem Rosmarin-Kartoffel-Tomatenbeet.

Am nächsten Tag erfahren wir im Radio von den verheerenden Anschlägen in Paris. Was genau geschehen war, können wir nicht vernehmen. Francois Hollande spricht jedoch im Radio, und wir wissen genau, da muss etwas Schlimmes passiert sein! Im Internet lesen wir von den Attentaten in mehreren Pariser Ortsvierteln und sind schockiert! Als Zeichen unserer Anteilnahme, hissen wir unter der Frankreichfahne den Trauerflor. Es ist einfach unglaublich, was da die letzte Nacht passiert ist.

P1100021Tagsüber schlendern wir ein wenig am Strand entlang und sehen auf der anderen Seite der Küstenlinie in einem Salzsee die ersten Flamingos.

Saintes Maries de la Mer hat einen spanischen Einfluss. Hier befindet sich eine Stierkampfarena und das Ortsschild trägt auch den Namen des Ortes in spanischer Sprache.

Wir sind nicht zum ersten Mal hier und kennen uns daher schon ein wenig im Ort aus. Auf den Straßen ist es ruhig. Die meisten Ferienhäuser sind nicht bewohnt, und auch hier sind nur vereinzelte Geschäfte geöffnet. P1100026Viele Geschäfte sind im Winterschlaf. Das macht es für uns aber auch angenehmer, durch die schönen Gassen zu schlendern, da man nicht durchgeschoben wird. Es ist immer noch sehr angenehm warm, bei 20 °C können wir im T-Shirt spazieren gehen, obwohl leichter Mistral-Wind weht. In der Arena ist heute eine Veranstaltung. Der Stadionsprecher quasselt irgendetwas, das wir aber nicht verstehen. Vielleicht ist das auch spanisch, was der da spricht. Also wir verstehen nur spanische Dörfer 🙂

Am Folgetag, den 15.11., wollen wir dann jedoch weiter zu unserem 3. Etappenziel auf dem Weg zum Winterquartier: Frontignan. Dort haben wir uns mit einem franz. Freund, den Anja aus der früheren Arbeitswelt her kennt, auf ein Wiedersehen verabredet. Der Wind hätte uns eigentlich, den Vorhersagen nach, gutes Segelwetter bescheren sollen. Jedoch war dies, als wir dann draußen waren, nicht ganz so der Fall. Der Wind kam mehr aus der Richtung, wo wir hin wollten. Sozusagen wehte er uns aus West genau auf die Nase, und machte ein Segeln auf direktem Kurs nicht möglich. Auch nahm der Wind recht schnell von 3-4 bft auf 0-1 bft ab. Auf stundenlanges Kreuzen hatten wir keine Lust, und somit war unser IVECO-Motor wieder am Werk. Das heutige Anglerglück blieb leider aus.P1100046

Für die Tage, die wir in Frontignan bleiben wollten, durften wir am Ankunftssteg bleiben, und mussten die TRISKÈLE somit nicht verlegen. Hinter uns am Anlegesteg machte noch ein franz. Ehepaar mit Kleinkind fest. Deren Anlegemanöver war unserer Meinung nach ein wenig abenteuerlich. Wir sind ja auch nicht die Besten in Sachen Manöver, aber das war schon außergewöhnlich, wie die zwei da angelegt haben. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch und sind am nächsten Morgen auch auf eine Tasse Kaffee auf deren Boot. Sie erzählen uns, dass sie eine Weltreise mit dem Boot planen, mit Kleinkind. Wow, denken wir uns, als wir den Zustand des Bootes sehen. Es ist doch viel kleiner als unseres und vor allem sehr, sehr heruntergekommen. Ob sie vorhaben, das Boot erst noch auf Vordermann zu bringen, haben wir jedoch gar nicht gefragt. Wer weiß, vielleicht treffen wir die beiden ja irgendwo mal wieder.

P1100053Für den Folgetag machen wir mit Michel B., unserem franz. Freund, ein Treffen aus. Er und seine Frau haben uns zum Mittagessen in deren Haus nach Villeveyrac eingeladen.

Um elf Uhr holt uns Michel mit dem Wagen am Hafen ab. Bevor wir uns jedoch ins Landesinnere aufmachen, bekommt Michel noch eine Bootsführung durch die TRISKÈLE.

Wir verbringen einen schönen Nachmittag mit viel Essen und allerlei Getränken in deren Haus in Villeveyrac. Da wir Michel schon oft von unseren Musikabenden erzählt haben, haben wir natürlich auch unsere Instrumente mit dabei und geben den beiden ein kleines privates Hauskonzert.

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Die Verständigung auf französisch klappt ganz gut und Michael wird von Moisette (Michel’s Frau) sehr für seine Sprachfortschritte gelobt. Das erste Mal, als wir die beiden vor ein paar Jahren besucht hatten, konnte Michael nicht so wirklich „mitreden“. Er hat seither sehr große Fortschritte gemacht!

Wir bieten den beiden auch eine Tour mit der TRISKÈLE an, sobald wir in Cap d’Agde sind und der Wind es für Besucher zulässt. Nicht zu stark; aber auch nicht zu schwach soll der Wind sein, denn wir wollen ja schließlich mit den beiden Segeln. Wir wollen aber auch nicht riskien, dass den beiden schlecht wird.
Die nächsten Tage sehen aber recht stark windig aus, also vertagen wir das Vorhaben und werden bei entsprechendem Wetter Bescheid geben.

P1100055Als wir uns gegen 18 Uhr dann auf dem Heimweg machen, machen wir noch einen kleinen Umweg um eine Sicherung für unseren defekten Inverter zu kaufen. Uns war vor ein paar Tagen im wahrsten Sinne des Wortes eine Sicherung durchgebrannt 🙂

Den Inverter benötigen wir, um unsere 220V – Geräte ohne Landstrom aufladen zu können. Demnach ist er wichtig, wenn wir unterwegs auf See sind, um den Computer mit Strom zu versorgen. Es geht natürlich auch mit Papierkarten zu navigieren, aber bequemer ist es eben mit den elektr. Kartenmaterial zu arbeiten.

Im Autozubehör würden wir diese Sicherung finden. Michel fährt uns daher zu einem KFZ- Zubehörladen, wo wir solche Sicherungen kaufen können und finden diese auch prompt – perfekt!

Zurück am Boot, verabschieden wir uns von Michel und machen aber klar, dass wir uns wieder sehen. Er wohnt schließlich nur ca. 30 km von unserem Winterquartier entfernt, also kein Problem, sich mal wieder zu sehen.

Am nächsten Tag, dem 17.11., machen wir uns dann auf zur letzten Etappe nach Cap d’Agde. Gerne hätten wir die kurze Strecke von nur 15 Seemeilen gesegelt. Es wurde kräftiger Wind vorhergesagt, 7 bft um Sête. Beim Rausfahren aus dem Hafen von Frontignan war jedoch kein Wind. Hmm wo sollen die 7 bft denn sein? Wir müssen wohl doch mit Motor fahren, leider. Doch schon bald kam Wind. Wir hissen die Segel. Michael setzt das Groß und die große Fock. Anja macht natürlich wieder die Angel klar. Nach kurzer Zeit, sind wir bei Sête. Der Wind wird stärker, wir reffen. Kurze Zeit später frischt der Wind dann so stark auf, dass wir überlegen, entweder noch einmal zu reffen oder mit Motor zu fahren. Den Wind haben wir leider wieder genau auf die Nase und das bei 7 bft. Auf einen sportlichen Hart-Am-Wind-Kurs haben wir ehrlich gesagt keine Lust. Wir nehmen die Segel runter und fahren das kurze Stück mit Motor zu Ende.

Kurz vor der Hafeneinfahrt sehen wir eine schöne Bucht. Die Felsen sind schwarz, der Strand ebenso. Die Bucht erinnert uns an die Insel Vulcano. Später erfahren wir dann auch warum, denn Cap d`Agde ist nahe einem erloschenen Vulkan, dem Mont St.Loup gebaut.

Plan_Port_Principal V1 - CopieWir erreichen den Hafen von Cap d’Agde. Vor uns ein kleines Segelboot mit 2 Mann Besatzung. Warum nur machen die beiden mit ihrer kleinen Schüssel genau in der Mitte der Lücke am Ankunftssteg fest? Super, für uns reicht der Platz zum Anlegen nun weder vor deren Boot noch hinten dran. Wir kreisen eine Weile, jedoch tut sich nichts. Die beiden sind in die Capitainerie gelaufen und kommen irgendwie nicht zurück. Wir überlegen uns, vor der nahegelegenen Tankstelle fest zu machen, um uns anzumelden. Die beiden kommen zurück, stören sich aber in keinster Weise daran, dass sie da mit ihrem Boot den kompletten Ankunftssteg blockieren. Na vielen Dank auch, sagen wir uns. Wir machen daher doch vor der Tankstelle fest, auch wenn dort steht, dass man hier freihalten soll.

In der Capitainerie bekommen wir unseren zukünftigen Liegesteg zugewiesen. Bezahlt haben wir ja schon im Voraus. Den Platz könnten wir uns raus suchen, welcher für uns passt. Na dass ist mal super, dann haben wir ja Auswahl. (Der kleine schwarze Pfeil auf dem Hafenplan zeigt auf unseren Liegeplatz, wenn uns jemand sucht 😉 )

Natürlich fragen wir auch nach freiem Internet nach. Schließlich ist das für uns die nächste Zeit sehr wichtig, wenn wir hier bleiben wollen.
Leider gibt es kein dauerhaftes free WIFI, gibt man uns zu verstehen. Nur alle 48 Stunden für eine halbe Stunde sei es frei. Ansonsten kostet eine Monatsgebühr 30 €. Nun, wir werden das WIFI mal testen und dann entscheiden, ob wir weiterhin unseren Web-Trotter benutzen mit leider beschränkter Datenmenge oder uns für die 30 €/mtl. im Hafen einwählen mit unbeschränkter Datenmenge.

P1100093Der Hafen ist riesig groß. Ganz am Ende des Hafens, in der Nähe der Hafenpromenade finden wir dann für unsere TRIKSÈLE ein schönes Plätzchen und machen sie fest.

Geschafft! Wir sind da!

Hier ist unser Zuhause für die nächsten 4,5 Monate.

Bienvenu à Cap d’Agde 🙂

 

 

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Auf dem Weg von Marseille nach Port de Bouc Michael genießt die Fahrt am Bugkorb…

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Auf dem Weg von Port de Bouc nach Saintes Maries de la Mer

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Schon von Weitem zu sehen, die große Kirche von Saintes Maries de la Mer

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Strandspaziergang in Saintes Maries de la Mer

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Strandspaziergang in Saintes Maries de la Mer

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Genialer Sonnenuntergang in Saintes Maries de la Mer

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Besagte Parkbox, in Saintes Maries de la Mer Hier haben wir rückwärts zwischen den Betonpfosten eingeparkt Leider war nach vorne nicht viel Platz zum Rangieren, aber es hat geklappt 🙂

Auf geht’s zum Winterquartier…. 1. Etappenziel: Marseille

P1090653Wir finden richtig Gefallen an dem Ort La Ciotat und könnten uns die Gegend, den Ort richtig gut für eine Zukunft im Süden vorstellen. Seit fast einem Monat sind wir nun schon hier. Davon haben wir 2 Wochen in der Ankerbucht und 2 Wochen im Hafen verbracht.

Wir verbringen noch ein paar weitere Tage im Hafen, da in dieser Woche Sturm aus Ost zu erwarten ist. Und ja, wir tun ganz gut dabei, fest im Hafen zu liegen. Bei Windstärke bis zu 9 Beaufort und 5 Meter Wellen da draußen wollen wir weder in der Bucht vor Anker liegen noch an eine Weiterfahrt denken. Der Wind bläst ordentlich auch in das Hafenbecken und die TRISKÈLE schwankt sogar am Schwimmsteg gut hin und her.

An Bord wird weiter an der Dusche gearbeitet. Leider hat es mit der ersten Variante, wir tapezieren die Wände mit abwaschbarer Vliestapete, nicht funktioniert. Der Kleber klebt nicht richtig, und die Bahnen lösen sich spielerisch wieder ab. Schade für das ausgegebene Geld, aber das hält nicht so, wie wir uns das erhofft hatten.P1090668

Also doch Variante II. Michael streicht mit wasserfestem Lack die Wände. Dann ist zwar alles in weiß, ohne Muster, aber es hält. Wieder fahren wir zum Baumarkt ins Centre Commercial (Gewerbegebiet) und besorgen Vorhangstangen für zum Aufhängen der Duschvorhänge, eine neue Duschbrause und diverse Kleinteile. Jetzt kann Anja auch mal was tun und näht den Duschvorhang auf entsprechende Größe/Länge um. Michael montiert die Duschbrause und Vorhangstangen für die Duschvorhänge. Anschließend verfugt er noch die Ecken mit Sikaflex, damit an den Ecken kein Wasser eindringen kann. So langsam wird die Dusche nun wirklich fertig gestellt und ist einsatzbereit.

Eines Abends als es auch noch heftig regnet, ist unser Landstrom weg. Der Heizlüfter macht keinen Mux mehr. Und so ohne Heizung wird es doch abends ganz schön frisch. Auf der Suche nach der Stromabsicherung werden wir leider nicht so recht fündig. An unserem Stromverteilerkasten ist die Sicherung nicht raus geflogen. Beim Nachbar-Katamaran ist auch der Strom weg. Wir kommen ins Gespräch mit der Crew. Das franz. Ehepaar Katie und Pierre leben schon ein paar Jahre auf ihrem Katamaran und sind auf dem Weg nach Italien. Wegen des Sturms machen sie hier in La Ciotat einen Zwischenstopp. Der Katamaran ist von neuester Technik. P1090669Michael bekommt natürlich alles gezeigt. Sie hatten vor Jahren ein Flussboot, mit dem sind sie die französchischen Flüsse und Kanäle durchreist. Dann haben sie Wohnung und Flussboot verkauft und haben sich den Katamaran zugelegt. Damit bereisen sie nun das Mittelmeer. Die Verständigung ist leider ein bisschen schwierig wegen unseres noch so schlechten Vokabulars. Dennoch ist der Abend bei einem warmen Tee nett.

Nach 3 Tagen ist der Spuk vom Sturm auch schon wieder vorbei. Wir beschließen noch einmal ins Gewerbegebiet zu fahren und den zu viel gekauften Duschvorhang zurück zugeben. Das klappt auch ganz prima. Außerdem besorgen wir uns noch einen 4 GB SFR-Internet-Zugang, damit wir für die Weiterreise mit Internet ausgestattet sind.

P1090672Gleich neben dem SFR-Laden im Centre Commercial befindet sich ein Frisörladen, der rein zufällig freie Kapazitäten hat.

Michael bekommt nämlich heute kurzen Prozess mit den langen Haaren gemacht. Die Frisörin fragt noch einmal mehr nach, ob wirklich kurz geschnitten werden soll. Ja, die Wolle kommt ab! Dann setzt sie an und die Haarbüschel fallen nur so auf den Boden. Unter dem blonden Deckhaar kommt nach dem Ansetzen des Kurzhaarschneiders ein flächendeckendes Grau zum Vorschein. Wow, wo ist all das Blond hin? Das Endergebnis ist auf jeden Fall sehenswert. Anja freut’s und Michael muss nun vorerst keine Sorgen um Spliss haben. 🙂P1090693

Wir planen unsere Abreise und Weiterfahrt nach Marseille. Die letzte Segeletappe bis zum Winterquartier in Cap d’Agde steht an. Am 04.11. soll angenehmer Segelwind 3-4 Beaufort von Osten kommen. Die Wellen beruhigen sich.

Wir gehen in den Waschsalon, Wäsche waschen, und während die Wäsche vor sich hin wäscht, genehmigen wir uns einen Kaffee im Le Continental an der Hafenpromenade (hier waren wir mit Susanne und Alex vor einer Woche gewesen). Lustiger Weise erinnert sich der Kellner sogar an Michael, auch mit dessen Kurzhaarschnitt.

P1090696Am Abend sagen wir noch einmal Michael H. auf seinem schwimmenden Zuhause adieu. Er wird vorerst hier in La Ciotat bleiben und seine Selbstständigkeit voran treiben. Wir wünschen ihm hierzu ganz viel Erfolg! Außerdem hält er die Augen nach Jobs für Michael offen. Evlt. hört er mal was oder bekommt etwas mit, wenn jemand gesucht wird und informiert uns dann. Das wäre echt klasse!

Dann ist es soweit. Der Tag der Abreise ist gekommen. Die TRISKÈLE ist wieder seeklar. Am Morgen des 04.11. um 10 Uhr heißt es nach Wochen mal wieder „Leinen los“ für uns. „Adieu La Ciotat, es war schön hier!“. Mit etwas Wehmut steuern wir unser Boot aus dem Hafen. Der Himmel ist bewölkt, leicht regnerisch, 17°C, Wind 3-4 bft aus ESE, 1 m Welle.P1090699

Kurz nach der Ile Verte ist das Grossegel gesetzt und die TRISKÈLE nimmt Kurs nach Marseille. Ca. 25 Seemeilen liegen vor uns. Der Wind ist gut, das Boot läuft die geplanten 5 Knoten. Zwar haben wir ein bisschen mehr Wellenhöhe als vorhergesagt, aber wir meistern diese. Es dürften doch 1-2 Meter Wellen sein. Teilweise surfen wir wieder auf den Wellen und die TRISKÈLE wird hier und da von einer Seite zur anderen geworfen. So sehr, dass sich 2 Schabs im Innern öffnen und sich deren Inhalt quer auf dem Boden der TRISKÈLE verteilt. Darunter auch unsere Teebox aus Holz. Diese platzt seitlich auf. Michael repariert sie später aber wieder. Das Geschirr bleibt Gott sei Dank heile. Es nieselt. Die Schleppangel ist natürlich auch draußen, in der Hoffnung auf einen frischen Fang.

P1090726Dann im Laufe der Fahrt, bildet sich südlich von uns ein Gewitter, hier und da donnert es. Es sind aber keine Blitze zu sehen, und die Wolken bleiben stabil südlich bzw. später östlich hinter uns. Dunkler wird es jedoch mehr und mehr am Himmel, als wir an der schönen Felsküste, den Calanques, vorbei segeln. Nachdem wir um die Ile Maire herum sind und Marseille schon in voller Breite zu sehen ist, schüttet es dann doch noch. Gut in der wetterfesten Kleidung eingehüllt, bekommen wir aber nur nasse Hände. Der Rest bleibt schön trocken.

Vorbei an der Ile du Frioul und im Rade von Marseille nimmt der Wind ab. Hier sind wir in Landabdeckung vor dem Ostwind. Wir haben einen tollen Blick auf die schöne Kirche hoch oben von Marseille, Notre Dame de la Garde. Der Himmel klart auf und es wird noch einmal richtig schön hell. Weiter im Rade von Marseille nimmt der Wind dann so stark ab, dass wir das Groß einholen und die restlichen 2 Seemeilen mit Motor weiterfahren.

P1090763Wir nehmen Kurs auf den nördlichen Hafen von Marseille (L’Estaque). Dort erhoffen wir uns, an einem Betonsteg kostenlos festmachen zu können. Und Bingo! Wir finden einen Anlegesteg, der für uns unbenutzt aussieht, abseits und dennoch sicher. Ohne Landstrom und Wasser müssen wir nun auskommen, aber das geht schon. Strom haben wir ja per Solar und Wind und Wasser haben wir erst noch gebunkert. Nur nachts wird’s frisch werden, da wir den Heizlüfter ohne Landstrom nicht laufen lassen können. Der Pier, an dem wir fest gemacht haben, sieht ein bisschen verwildert aus. Auch kommen wir nur mit dem Dingi an die Straßenseite und ins zivile Leben. Michael vergleicht es mit einem Flair aus Hitchcock – Filmen. Leer stehende Hallengebäude, die Glasscheiben sind eingeschlagen, alles verlassen und vergammelt sowie eine alte Schlittenanlage, mit dem die Schiffe aus dem Wasser auf das Trockene gezogen wurden.

Michael erfährt am Tag darauf, dass wir unser Dingi nicht alleine ohne Aufsicht fest machen sollten. Zu viele Kriminelle vor allem kriminelle Jugendliche seien unterwegs und zerstören. Der Norden von Marseille sei sowieso sehr gefährlich! Also Vorsicht!

P1090764Am Folgetag paddeln wir hinüber zum begehbaren Land und laufen in Richtung Ortsmitte. Die Kirche ist sehr schön und auch die Hafenpromenade sieht schön aus. Unser Weg führt uns zum Bahnhof. Von hier aus stünden uns alle Wege offen…

Nun, wir denken darüber nach, vielleicht nach Marseille-Stadt zu fahren, wenn wir länger hier bleiben sollten. Der Wind scheint die nächsten Tage einzuschlafen und somit ist eine Weiterfahrt vorerst nicht in Sicht. Die Temperaturen tagsüber sagen jedoch 19°C, sonnig und das für Anfang November!

Wir sind gespannt, wann es weiter gehen kann!

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Die TRISKÈLE am Steg von La Ciotat Bei einem Waschtag….wir versuchen die Glasfasern von der Duschbau-Aktion aus dem ganzen Bettzeug zu bekommen. Das Zeug hat sich überall im Boot verteilt.

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Hier ein Bild aus unserem Waschsalon. Das ist natürlich nur gestellt 🙂 Am Meistenwar Anja alleine dort und hat gewaschen 🙂

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Das Wellenbild bei der Fahrt von La Ciotat nach Marseille. Die Wellenhöhe sieht man leider nicht so ganz, wie es in Wirklichkeit war.

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Die defekte Teebox. Bei der Fahrt nach Marseille aus einem Schab geflogen. Der Inhalt war komplett auf dem Boden verteilt. In Marseille hat’s Michael wieder repariert 🙂 Zum Glück blieben die Teller ganz!

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Bild der verlassenen Gegend am Anlegesteg L’Estaque/ Marseille

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Mal abwarten wie’s Wetter wird… Wir freuen uns, bei 20 °C noch draußen sitzen zu können und den Kaffee/ Tee zu genießen Einfach herrlich!