Auf geht’s zum Winterquartier…. 1. Etappenziel: Marseille

P1090653Wir finden richtig Gefallen an dem Ort La Ciotat und könnten uns die Gegend, den Ort richtig gut für eine Zukunft im Süden vorstellen. Seit fast einem Monat sind wir nun schon hier. Davon haben wir 2 Wochen in der Ankerbucht und 2 Wochen im Hafen verbracht.

Wir verbringen noch ein paar weitere Tage im Hafen, da in dieser Woche Sturm aus Ost zu erwarten ist. Und ja, wir tun ganz gut dabei, fest im Hafen zu liegen. Bei Windstärke bis zu 9 Beaufort und 5 Meter Wellen da draußen wollen wir weder in der Bucht vor Anker liegen noch an eine Weiterfahrt denken. Der Wind bläst ordentlich auch in das Hafenbecken und die TRISKÈLE schwankt sogar am Schwimmsteg gut hin und her.

An Bord wird weiter an der Dusche gearbeitet. Leider hat es mit der ersten Variante, wir tapezieren die Wände mit abwaschbarer Vliestapete, nicht funktioniert. Der Kleber klebt nicht richtig, und die Bahnen lösen sich spielerisch wieder ab. Schade für das ausgegebene Geld, aber das hält nicht so, wie wir uns das erhofft hatten.P1090668

Also doch Variante II. Michael streicht mit wasserfestem Lack die Wände. Dann ist zwar alles in weiß, ohne Muster, aber es hält. Wieder fahren wir zum Baumarkt ins Centre Commercial (Gewerbegebiet) und besorgen Vorhangstangen für zum Aufhängen der Duschvorhänge, eine neue Duschbrause und diverse Kleinteile. Jetzt kann Anja auch mal was tun und näht den Duschvorhang auf entsprechende Größe/Länge um. Michael montiert die Duschbrause und Vorhangstangen für die Duschvorhänge. Anschließend verfugt er noch die Ecken mit Sikaflex, damit an den Ecken kein Wasser eindringen kann. So langsam wird die Dusche nun wirklich fertig gestellt und ist einsatzbereit.

Eines Abends als es auch noch heftig regnet, ist unser Landstrom weg. Der Heizlüfter macht keinen Mux mehr. Und so ohne Heizung wird es doch abends ganz schön frisch. Auf der Suche nach der Stromabsicherung werden wir leider nicht so recht fündig. An unserem Stromverteilerkasten ist die Sicherung nicht raus geflogen. Beim Nachbar-Katamaran ist auch der Strom weg. Wir kommen ins Gespräch mit der Crew. Das franz. Ehepaar Katie und Pierre leben schon ein paar Jahre auf ihrem Katamaran und sind auf dem Weg nach Italien. Wegen des Sturms machen sie hier in La Ciotat einen Zwischenstopp. Der Katamaran ist von neuester Technik. P1090669Michael bekommt natürlich alles gezeigt. Sie hatten vor Jahren ein Flussboot, mit dem sind sie die französchischen Flüsse und Kanäle durchreist. Dann haben sie Wohnung und Flussboot verkauft und haben sich den Katamaran zugelegt. Damit bereisen sie nun das Mittelmeer. Die Verständigung ist leider ein bisschen schwierig wegen unseres noch so schlechten Vokabulars. Dennoch ist der Abend bei einem warmen Tee nett.

Nach 3 Tagen ist der Spuk vom Sturm auch schon wieder vorbei. Wir beschließen noch einmal ins Gewerbegebiet zu fahren und den zu viel gekauften Duschvorhang zurück zugeben. Das klappt auch ganz prima. Außerdem besorgen wir uns noch einen 4 GB SFR-Internet-Zugang, damit wir für die Weiterreise mit Internet ausgestattet sind.

P1090672Gleich neben dem SFR-Laden im Centre Commercial befindet sich ein Frisörladen, der rein zufällig freie Kapazitäten hat.

Michael bekommt nämlich heute kurzen Prozess mit den langen Haaren gemacht. Die Frisörin fragt noch einmal mehr nach, ob wirklich kurz geschnitten werden soll. Ja, die Wolle kommt ab! Dann setzt sie an und die Haarbüschel fallen nur so auf den Boden. Unter dem blonden Deckhaar kommt nach dem Ansetzen des Kurzhaarschneiders ein flächendeckendes Grau zum Vorschein. Wow, wo ist all das Blond hin? Das Endergebnis ist auf jeden Fall sehenswert. Anja freut’s und Michael muss nun vorerst keine Sorgen um Spliss haben. 🙂P1090693

Wir planen unsere Abreise und Weiterfahrt nach Marseille. Die letzte Segeletappe bis zum Winterquartier in Cap d’Agde steht an. Am 04.11. soll angenehmer Segelwind 3-4 Beaufort von Osten kommen. Die Wellen beruhigen sich.

Wir gehen in den Waschsalon, Wäsche waschen, und während die Wäsche vor sich hin wäscht, genehmigen wir uns einen Kaffee im Le Continental an der Hafenpromenade (hier waren wir mit Susanne und Alex vor einer Woche gewesen). Lustiger Weise erinnert sich der Kellner sogar an Michael, auch mit dessen Kurzhaarschnitt.

P1090696Am Abend sagen wir noch einmal Michael H. auf seinem schwimmenden Zuhause adieu. Er wird vorerst hier in La Ciotat bleiben und seine Selbstständigkeit voran treiben. Wir wünschen ihm hierzu ganz viel Erfolg! Außerdem hält er die Augen nach Jobs für Michael offen. Evlt. hört er mal was oder bekommt etwas mit, wenn jemand gesucht wird und informiert uns dann. Das wäre echt klasse!

Dann ist es soweit. Der Tag der Abreise ist gekommen. Die TRISKÈLE ist wieder seeklar. Am Morgen des 04.11. um 10 Uhr heißt es nach Wochen mal wieder „Leinen los“ für uns. „Adieu La Ciotat, es war schön hier!“. Mit etwas Wehmut steuern wir unser Boot aus dem Hafen. Der Himmel ist bewölkt, leicht regnerisch, 17°C, Wind 3-4 bft aus ESE, 1 m Welle.P1090699

Kurz nach der Ile Verte ist das Grossegel gesetzt und die TRISKÈLE nimmt Kurs nach Marseille. Ca. 25 Seemeilen liegen vor uns. Der Wind ist gut, das Boot läuft die geplanten 5 Knoten. Zwar haben wir ein bisschen mehr Wellenhöhe als vorhergesagt, aber wir meistern diese. Es dürften doch 1-2 Meter Wellen sein. Teilweise surfen wir wieder auf den Wellen und die TRISKÈLE wird hier und da von einer Seite zur anderen geworfen. So sehr, dass sich 2 Schabs im Innern öffnen und sich deren Inhalt quer auf dem Boden der TRISKÈLE verteilt. Darunter auch unsere Teebox aus Holz. Diese platzt seitlich auf. Michael repariert sie später aber wieder. Das Geschirr bleibt Gott sei Dank heile. Es nieselt. Die Schleppangel ist natürlich auch draußen, in der Hoffnung auf einen frischen Fang.

P1090726Dann im Laufe der Fahrt, bildet sich südlich von uns ein Gewitter, hier und da donnert es. Es sind aber keine Blitze zu sehen, und die Wolken bleiben stabil südlich bzw. später östlich hinter uns. Dunkler wird es jedoch mehr und mehr am Himmel, als wir an der schönen Felsküste, den Calanques, vorbei segeln. Nachdem wir um die Ile Maire herum sind und Marseille schon in voller Breite zu sehen ist, schüttet es dann doch noch. Gut in der wetterfesten Kleidung eingehüllt, bekommen wir aber nur nasse Hände. Der Rest bleibt schön trocken.

Vorbei an der Ile du Frioul und im Rade von Marseille nimmt der Wind ab. Hier sind wir in Landabdeckung vor dem Ostwind. Wir haben einen tollen Blick auf die schöne Kirche hoch oben von Marseille, Notre Dame de la Garde. Der Himmel klart auf und es wird noch einmal richtig schön hell. Weiter im Rade von Marseille nimmt der Wind dann so stark ab, dass wir das Groß einholen und die restlichen 2 Seemeilen mit Motor weiterfahren.

P1090763Wir nehmen Kurs auf den nördlichen Hafen von Marseille (L’Estaque). Dort erhoffen wir uns, an einem Betonsteg kostenlos festmachen zu können. Und Bingo! Wir finden einen Anlegesteg, der für uns unbenutzt aussieht, abseits und dennoch sicher. Ohne Landstrom und Wasser müssen wir nun auskommen, aber das geht schon. Strom haben wir ja per Solar und Wind und Wasser haben wir erst noch gebunkert. Nur nachts wird’s frisch werden, da wir den Heizlüfter ohne Landstrom nicht laufen lassen können. Der Pier, an dem wir fest gemacht haben, sieht ein bisschen verwildert aus. Auch kommen wir nur mit dem Dingi an die Straßenseite und ins zivile Leben. Michael vergleicht es mit einem Flair aus Hitchcock – Filmen. Leer stehende Hallengebäude, die Glasscheiben sind eingeschlagen, alles verlassen und vergammelt sowie eine alte Schlittenanlage, mit dem die Schiffe aus dem Wasser auf das Trockene gezogen wurden.

Michael erfährt am Tag darauf, dass wir unser Dingi nicht alleine ohne Aufsicht fest machen sollten. Zu viele Kriminelle vor allem kriminelle Jugendliche seien unterwegs und zerstören. Der Norden von Marseille sei sowieso sehr gefährlich! Also Vorsicht!

P1090764Am Folgetag paddeln wir hinüber zum begehbaren Land und laufen in Richtung Ortsmitte. Die Kirche ist sehr schön und auch die Hafenpromenade sieht schön aus. Unser Weg führt uns zum Bahnhof. Von hier aus stünden uns alle Wege offen…

Nun, wir denken darüber nach, vielleicht nach Marseille-Stadt zu fahren, wenn wir länger hier bleiben sollten. Der Wind scheint die nächsten Tage einzuschlafen und somit ist eine Weiterfahrt vorerst nicht in Sicht. Die Temperaturen tagsüber sagen jedoch 19°C, sonnig und das für Anfang November!

Wir sind gespannt, wann es weiter gehen kann!

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Die TRISKÈLE am Steg von La Ciotat Bei einem Waschtag….wir versuchen die Glasfasern von der Duschbau-Aktion aus dem ganzen Bettzeug zu bekommen. Das Zeug hat sich überall im Boot verteilt.

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Hier ein Bild aus unserem Waschsalon. Das ist natürlich nur gestellt 🙂 Am Meistenwar Anja alleine dort und hat gewaschen 🙂

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Das Wellenbild bei der Fahrt von La Ciotat nach Marseille. Die Wellenhöhe sieht man leider nicht so ganz, wie es in Wirklichkeit war.

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Die defekte Teebox. Bei der Fahrt nach Marseille aus einem Schab geflogen. Der Inhalt war komplett auf dem Boden verteilt. In Marseille hat’s Michael wieder repariert 🙂 Zum Glück blieben die Teller ganz!

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Bild der verlassenen Gegend am Anlegesteg L’Estaque/ Marseille

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Mal abwarten wie’s Wetter wird… Wir freuen uns, bei 20 °C noch draußen sitzen zu können und den Kaffee/ Tee zu genießen Einfach herrlich!