Rasante Überfahrt nach Sardinien

Die Abfahrt aus dem Hafen von Trapani hatte sich leider etwas verzögert. Wollten wir doch gegen Vormittag eigentlich aufbrechen, kam es anders als geplant. Als erstes mussten wir ewig nach einer geöffneten Bäckerei suchen, um uns für die nächsten Tage mit Brot einzudecken. Diese Stadt hat wirklich nicht viel zu bieten. Die Gassen sind leer und nur vereinzelt ein Bed & Breakfast Hotel, wo Stühle in die Fußgängerzone ragen. Ein paar Feinkostläden ohne Brot finden wir und diverse Klamottenläden. Wir laufen uns die Füße wund für einen Laib Brot. Dann am anderen Ende der Stadt endlich eine Bäckerei, die auch Pizza verkauft. Schnell drei Laib für die nächsten Tage gekauft und ab zurück zum Boot.

Die zweite Abfahrtsbremse war eine defekte Dichtung der hinteren Toilette. Diesen Defekt hatte Anja bereits am Abend vor der Abreise festgestellt. Bei Betätigung des Pumphebels der Toilette spritzte Wasser seitlich heraus. Nun gut, dann benutzen wir eben nur die vordere Toilette, so dachten wir abends noch. Am Morgen vor der Abfahrt wollte Michael die Schrauben etwas nachziehen, so dass die Dichtung wieder abdichten sollte. Dies hat leider nicht funktioniert, und um die Dichtung herum tropfte nun ohne Betätigung des Hebels Wasser heraus.

„So können wir nicht in See stechen“, sagt Anja. Sie weiß im gleichen Moment, dass dies für Michael keine Hiobsbotschaft ist, da er nun wieder zu Werkzeug greifen muss, um die Sache ins Reine zu bringen. Michael ärgert sich und hat absolut keine Lust nun noch das Klo zu reparieren! „Wir wollen doch los! Warum jetzt?“ Aber es geht kein Weg daran vorbei. Die Toilette können wir nicht während der ganzen Überfahrt vor sich hin tropfen lassen. Da läuft die ganze Brühe ja auf den Boden bzw. in die Bilge rein und müffelt vor sich hin.

„Wer solche Toiletten erfindet, sollte diese doch auch einmal selbst reparieren müssen“, schimpft Michael. Nicht dass man an die entsprechenden Schrauben direkt dran kommen könnte, nein, man muss erst die komplette Schüssel abmontieren. Dennoch schnell, zwar unter Fluchen, tauscht Michael die defekte Dichtung aus. Anja assistiert und versucht ihren Michael mental aufzubauen.

Um halb zwölf sind wir dann soweit fertig, dass wir weiter zur Tankstelle können. Wir wollen auf jeden Fall noch einmal 100 Liter tanken. Wer weiß ob wir wegen Flaute wieder motoren oder aus sonstigen Gründen den Motor anwerfen müssen. Sicher, ist sicher sagen wir uns. Über den Spritpreis sind wir allerdings schockiert! Hier verlangt man bereits 1,60 €/ Ltr. Diesel! Die Preise werden irgendwie immer teurer.

P1080126Um ca. 12 Uhr kommen wir dann endlich los und machen uns bei ca. 2 bft mit Wind aus NW, 30 °C und herrlichem Sonnenschein auf in Richtung Sardinien. Die Segel sind gesetzt und als der Wind dann später auf Süd dreht, können wir sogar den Weg direkt nehmen. Das Meer ist ruhig, wir fahren etwa 3-4 Knoten. Das Segeln macht heute richtig Spaß! So soll es bleiben, sagen wir uns und sind gespannt, wie sich das Wetter weiter entwickelt, und wie lange wir für den Weg nach Sardinien benötigen würden. Zum Abend kocht uns Michael einen leckeren Bohneneintopf, welcher auch für den nächsten Tag noch reichen wird.

P1080125Die Nachtwache teilen wir wie üblich ein und segeln unter voller Besegelung bei Halbmond entspannt die Nacht durch. Der Sternenhimmel ist einzigartig! Die Milchstraße, wie in den vergangenen Nächten auch, reicht von einer Seite des Horizonts bis zur anderen Seite. Die Sterne sind zum greifen nah und so unzählig viele…wow! Auch bestaunen wir wieder die vielen Sternschnuppen, die in der Nacht verglühen. Leider erleben wir das Spektakel in jeder unserer Schicht alleine, aber bei der Ruderübergabe sprechen wir immer davon, wie schön die Sternschnuppen waren. Zu schade, dass wir mit unserem Fotoapparat keine Bilder davon machen können. Diese Erlebnisse sind einfach nicht in Bildern festzuhalten.

Am zweiten Tag auf See nimmt der Wind gegen Mittag zu, ebenso die Wellen, die sich auf ca. 2 Meter aufbauen. Der Wind kommt aus SO mit ca. 4-5 bft, wir machen mit Rückenwind gute Fahrt. Der Himmel ist wolkenlos bei 30 °C. Den ganzen Tag kommen uns Wasserschildkröten entgegen, die gegen Wind und Welle schwimmen. Beeindruckend wie viele uns passieren. Es müssen hunderte unterwegs sein. Wir sehen schließlich nur die, die unweit unseres Bootes vorbei schwimmen. Man könnte meinen, wir sind auf einer typischen „Wasserschildkrötenroute“. Auch wenn Schildkröten bekanntlich als langsame Tiere gelten, so gelingt es uns nicht, eine davon zu fotografieren. Bis wir diese seitlich vom Boot ausfindig machen können, sind sie auch schon in den Wellen wieder verschwunden.

P1080142Die Wellen schütteln uns ordentlich durch. Sie kommen schräg von hinten, heben das Heck der TRISKÈLE an und versetzen das Schiff beim Durchlaufen immer wieder nach backbord. Das Steuern erfordert Konzentration. Dennoch entgeht uns neben den Schildkröten ein weiteres Spektakel nicht. Etwa 500 Meter auf Steuerbord springen immer wieder Wale aus dem Wasser und winken beim Eintauchen mit ihren Schwanzflossen. Die Wasserfontänen sind weit sichtbar. Michael tippt auf Zwergwale. Leider konnten wir bei dem Gewackel an Bord die Tiere nicht gut fotografieren. 🙁

P1080145Des Weiteren tauchen Delphine auf und spielen in unserer Bugwelle. Es sind richtig viele. Wir sind super glücklich, diese Erlebnisse gemeinsam erlebt zu haben und nehmen diese Eindrücke von heute mit den Tieren in unsere Herzen auf. Das war ein richtig toller Tag! Auch segeltechnisch hatten wir unser bestes Etmal mit 98,5 Seemeilen → gesegelt wohl gemerkt, nicht motort!

Gegen Abend beschließen wir die Fock zu bergen und im 1. Reff im Großsegel durch die Nacht zu fahren. Wir machen auch ohne Vorsegel noch 6,5 Knoten und kommen schneller voran, als wir gedacht hatten. Wenn der Wind in der Nacht weiter bleibt, kommen wir früher als geplant in Sardinien an. Aufgrund der Windrichtung und des anzutreffenden Schwells bei Sardinien, beschließen wir das Ziel nach Porto Coralo zu verlegen. Das ursprüngliche Ziel wäre nach Süd hin offen gewesen und hätte uns bei der Windrichtung keinen Schutz geboten.

Da der Wind und die Wellen auch nachts blieben, haben wir uns bei der Nachtwache immer angeschnallt. Die sich auf 2 Meter Höhe auftürmenden anrollenden Wellen sehen im Mondschein beeindruckend aus und flößen einem doch Respekt ein. Am hellichten Tag sehen diese nur „halb so wild“ aus. Der Rudergänger hat die Nacht gut zu tun und in der Koje findet die Freiwache aufgrund des Geschaukels nur selten richtig Schlaf. Aber auch die Nacht haben wir überstanden und nach einer kleinen Flaute in den frühen Morgenstunden sind wir nach „nur“ 48 Stunden auf See in Sardinien angekommen.

Welch eine rasante Überfahrt! Geplant hatten wir 5-7 Tage für die Fahrt, wenn wir kreuzen müssten oder Flauten aussitzen und nun sind wir da!

P1080181Um halb eins konnten wir an einem nicht in Betrieb befindlichen Steg in Porto Corallo festmachen. Wir hatten die Hoffnung hier kostenlos liegen bleiben zu können, doch wurden wir leider in den üblichen Hafen verwiesen. Da das Hafenbüro noch geschlossen hatte, nutzten wir die Gelegenheit, die TRISKÈLE mit Süßwasser abzuschwenken und unsere T-Shirts durchtränkt von Sonnencreme und Salz in eine Seifenlauge einzulegen. Anschließend legten wir uns noch eine halbe Stunde aufs Ohr.

Um 16 Uhr wollten wir dann im Hafenbüro die bevorstehende Nacht bezahlen. 52 € hätten wir blechen sollen. Das ist uns natürlich zu teuer und erinnerte uns sogleich an den überteuerten Hafen von Reggio di Calabria. „No, to expensive for us! We leave.“ sagten wir der Dame im Büro. Völlig verdattert schaute sie uns an und händigte uns unsere Schiffspapiere wieder aus. Es scheint wohl nicht vorzukommen, dass die Bootseigner aufgrund der überhöhten Preise wieder reiß aus nehmen.

Aber der Hafen ist eine bereits seit Jahrzehnten bestehende Baustelle. Es steht zwar ein Gebäude dort, welches evtl. für ein Hafenbüro ursprünglich gedacht war, jedoch verwahrlost und leerstehend ist. Das Hafenbüro ist provisorischen in Containern untergebracht. Ebenso sind die Sanitäranlagen alles andere als 52 € wert. Diese sind ebenso Container mit Stehtoilette und Duschen, die absolut provisorisch installiert sind. Wir machen die Leinen wieder los und verlegen in eine nahegelegene Bucht, in der der Schwell erträglich ist. An den vorgelagerten Riffen brechen sich die Wellen, sodass wir einigermaßen ruhig liegen können.

P1080158Beim Ankermanöver geht aber dann die Ankerwinde kaputt und Michael ärgert sich mal wieder. Irgendwie kuppelt die Winde nicht mehr ein, der Anker rauscht einfach aus. Michael sichert die Kette an einer Leine. Das wird halten. Aber morgen steht somit schon wieder die nächste Reparatur an. Den Abend verbringen wir auf dem Vordeck und genießen die schöne Stimmung.

Hier in der Bucht bleiben wir vorerst ein paar Tage, bevor wir weiter fahren, um unsere Freunde zu treffen. Wir freuen uns schon sehr darauf, dass wir wieder bekannte Gesichter sehen!

In der Zeit des Entspannens bleibt somit Zeit für die Reparatur der Ankerwinde 🙂

Diese baut Michael dann einmal auseinander und wieder zusammen und sie geht wieder.

P1080154Aufgrund den um unser Boot in Scharen herum schwimmenden fetten, blau-lila Quallen entfällt leider das Schnorcheln und nach dem Anker sehen. Wir sind förmlich umzingelt von den riesigen Tieren. Auch unsere Angelversuche bleibt leider ohne Erfolg.

Abends paddeln wir an Land zur Strandbar und suchen wieder free WIFI um unsere Mails zu checken und Kontakt zur Heimat aufzunehmen. Die TRISKÈLE sieht ja doch toll aus so vom Strand aus gesehen. Den restlichen Abend verlegen wir uns dann wieder aufs Vordeck und genießen den Sternenhimmel bei einem Gläschen Rotwein.

Hier machen wir jetzt mal ein paar Tage „Urlaub“ 🙂

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Entlang der Nordküste von Sizilien

Nach den Tagen auf See mit dem „Schichtbetrieb“ am Ruder, haben wir uns vorgenommen, heute in der Marina von Reggio di Calabria auszuschlafen. Also sind wir erst um halb zwölf ausgelaufen, nachdem wir etwas Diesel gebunkert hatten. Wir wussten sowieso, dass wir die ca. 55 Seemeilen zur Isola Vulcano nicht an einem Tag bewältigen können. Nicht bei diesen Windverhältnissen.

P1080006Die Straße von Messina ist zu beiden Seiten recht stark bebaut, so dass man die einzelnen Ortschaften nur schwer voneinander unterscheiden kann. Der Fährbetrieb zwischen Messina und Villa San Giovanni auf der calabrischen Seite ist rege und fordert alle Aufmerksamkeit. Wer weiß, ob die Jungs der Fähre einen sehen oder einfach stur deren Fahrplan einhalten wollen.

Die Straße wird langsam enger. Gegenströmung hat uns unser Tidenprogramm berechnet. Seltsamerweise steigt unsere Geschwindigkeit kurz vor der Meeresenge auf knapp 7,5 Knoten (normalerweise erreichen wir eine Geschwindigkeit von etwa 5,5 Knoten), ohne dass wir mehr Gas gegeben hätten. Von Verwirbelungen und Wasserstrudel war die Rede im Küstenhandbuch. Also alle Aufmerksamkeit auf die Wasseroberfläche. Dann bauen sich über uns auch noch dunkle grau Wolken auf, aus denen es langsam anfängt zu regnen. Wir ziehen uns unsere Schwerwetterkleidung an. Es sind etwa 25°C und wir sind angezogen wie im Winter. Es fängt stärker an zu regnen. Dann noch stärker. Toll, die Klamotten sind echt Wasserdicht und lassen keinen Tropfen vom Regen durchdringen. Aber auch keinen Tropfen vom Schwitzen nach draußen. Gefühlte zwanzig Minuten später ist der Regen vorbei, und der Himmel klart etwas auf. Man könnte meinen da dringt etwas blau vom Himmel durch.P1080008

Die Straße wird langsam wieder etwas breiter und wir nähern uns dem Ausgang. Bald können wir unseren Kurs in Richtung Isola Vulkano setzten. Hinter uns hören wir bereits wieder ein Grollen in der Ferne. Dieses mal sollte es uns aber nicht mehr erreichen, ist unsere Position ja in Windrichtung VOR dem Gewitter. Wir setzten Segel und genießen die leichte Brise die uns zu unserem Ziel bläst. Das Gewitter wird lauter und kommt näher. Ein Blick zurück ist beängstigend, ist der Ausgang der Straße von Messina bereits in einem grauen Schleier verhüllt. „Egal, das kann gar nicht kommen“ meint Michael. Nach jedem Blitz zählen wir die Sekunden. Wir zählen auf 10. Dann auf 7, und später auf 5. Das Donnern fühlt sich an, als wären wir mittendrin, so laut nah fühlt es sich an. Langsam werden wir nervös und starten den Motor. Bergen die Segel. War uns unser Leichtsinn auf der Überfahrt noch in guter Erinnerung. Wir fahren mit etwa 6 Knoten unserem Ziel entgegen. Das Gewitter folgt uns. Ein Schiff nach dem anderen, das in Richtung Messina fährt verschwindet im Grau des Regens. Das muss ganz schön heftig regnen! Mal kommt der Regen näher, dann löst er sich wieder auf. So geht das Spiel bis etwa 16:00 Uhr. Dann endlich löst es sich in Wohlgefallen auf. Auch kommt der Wind nun aus einer guten Richtung, nämlich von hinten. Wir setzen die nur die Fock und lassen uns vom Wind ziehen. Das ist schönes Segeln. Seit unserer Abfahrt in der Türkei haben wir zum ersten Mal Wind, der nicht von Vorne kommt.

Ab neun Uhr beginnen wir mit dem „Schichtbetrieb“. Anja von neun bis elf, Michael dann von elf bis zwei Uhr, dann wieder Anja von zwei bis fünf Uhr. Den Rest macht dann wieder Michael bis zum Frühstück.

In der Nacht schläft aber der Wind ein, so dass das Steuer keine Aufmerksamkeit fordert. Auch der Rudergänger findet zwischendurch etwas Ruhe und muss nur auf die anderen Schiffe in der Umgebung achten. Von denen sind in dieser Nacht nur ganz wenige unterwegs.

P1080031Am Morgen frischt der Wind dann wieder auf. Natürlich aus der falschen Richtung, so dass wieder einmal gegen ankreuzen angesagt ist. Aber wir schaffen das. Um zwei Uhr laufen wir in die völlig überfüllte Ankerbucht ein. Nach einer geraumen Zeit der Suche nach einem Plätzchen für uns haben wir Glück. In der Nähe geht gerade ein Schlauchboot Anker auf. Dort passen wir bestimmt noch rein. Wir werfen den Anker, fahren den ordentlich ein und kontrollieren die Position. Der Anker hält!

Wir sind in der Isola Vulcano angekommen. Dass der Vulkan noch aktiv ist, realisiert man spätestens mit dem permanenten Geruch nach faulen Eiern. Die ganze Ankerbucht riecht so. Trotzdem herrscht hier reges Treiben. Schiffe kommen, Schiffe gehen. So richtig wohl fühlen wir uns hier nicht. Aber wir wollen den Vulkan erkunden. Heute Abend aber erst einmal in die Stadt und Internet suchen. Und auch einen Wein trinken.

Unser Beiboot hat zwar einen Außenbordmotor, der will aber nicht so richtig laufen. Bislang hatte Michael noch nicht die Muse den zu reparieren. Vermutlich ist der Vergaser verölt. Ist ein Zweitakter, den wir das letzte Mal nicht leer gefahren hatten.

Also mit den Paddeln zum Ufer. Das ist zudem noch schonend für den Geldbeutel und zuverlässiger als der Motor. 🙂

P1080028Die Ortschaft Levante ist ausschließlich touristisch. Es macht auf uns den Eindruck einer riesigen Ferienanlage. Nach einigen Metern auf dem Land, kommen wir an einem Felsen vorbei, den wir als Ursache des Geruches ausmachen. Aus dem gelblichen Stein dringt hier und da Dampf, der nach Schwefel riecht. Zudem ist der Fels sehr warm. Auf der anderen Seite ist ein Schlammloch in dem zahlreiche Gäste baden. Gegen Eintritt natürlich. Der Schlamm soll heilende Wirkung bei Beschwerden des Bewegungsapparates haben und gegen Hautkrankheiten helfen.P1080034

Nachts paddeln wir dann wieder zurück zur TRISKÈLE. Mist, wir haben eine Taschenlampe vergessen. Im Dunkeln sollte man sich schon einem nähernden Schiff bemerkbar machen können. Zum Glück geht diese Paddeltour noch gut aus.

Die Nacht bleibt ruhig. Am nächsten Tag wollen wir auf den Vulkan. Aber es soll anders kommen. Der „Schiffsverkehr“ in der Bucht nimmt wieder Ausmaße an, bei denen wir die TRISKÈLE nicht alleine lassen wollen. Wie wild werfen die anderen den Anker, versuchen vergeblich halt und gehen dann wieder Anker auf. Und die Manöver alle mit viel zu knappen Abstand. Wir haben bedenken, dass bei solch einem Manöver unser Anker auch mit herausgerissen werden kann, und die TRISKÈLE dann auf Trift geht. Wir beschließen deshalb an Bord zu bleiben. Für den Fall der Fälle und statt dessen die Fallen auszutauschen und etwas am Amateurfunk zu basteln. Zu schade, denn einen Ausflug zum Krater des Vulkans hat uns sehr interessiert und wäre ein unvergessliches Erlebnis gewesen.

P1080041Am Abend beruhigt sich die Lage wieder in der Bucht, so dass wir nun wieder rüber zur Stadt paddeln. Haben wir uns doch gesagt, dass wir pro Monat und pro Land ein typisches Landesessen in einem Restaurant gönnen. Hier wollen wir am Abend eine Pizza essen gehen. Bald machen wir eine Pizzeria aus, wo die Pizzen im Holzofen gebacken werden. Hier werden wir essen gehen. Die Preise waren dann auch überraschend angenehm.

Am nächsten morgen brechen wir in Richtung Palermo auf. Der Wind kommt mal wieder von vorne, aber in einer angenehmen Stärke. Wir kreuzen den ganzen Tag gegen an. Das klappt relativ gut. Wir schaffen in 5 Std. immerhin 15 Seemeilen (Abstand zur Insel. Die Fahrstrecke war das Dreifache 🙁 )P1080043

Am nächsten frühen Morgen schläft der Wind wieder ein, um gegen halb zehn wieder einzusetzen. Zunächst mit 3 Beaufort. Eigentlich ist heute Sonntag und es gibt dann immer Kaffee. Doch bereits beim Kaffeekochen dreht der Wind auf. Der Seegang nimmt zu und das Geschaukel im Schiff auch. Kaffee kochen wird zur Geschicklichkeitsprüfung! Im richtigen Moment die richtige Neigung der Wasserkanne haben. Wenn dann eine Welle kommt, sollte man rechtzeitig die „Ausgießneigung“ nachlassen, um den Kaffeefilter nicht zu überfüllen. Und das, wo man sich gleichzeitig selber noch festhalten muss. Naja, mit etwas Verlust beim Heißwasser ist eben zu rechnen. Kaum ist der Kaffee fertig, ruft auch schon Anja hinterm Steuer. Wir müssen dringen reffen! Der Wind hat ordentlich aufgedreht. Also Arbeitsfock rauf und 3. Reff in das Groß einbinden. Jedes Mal ein Zeitaufwand von etwa einer viertel Stunde. Danach wird es etwas angenehmer im Schiff. Die Neigung lässt nach. Der Seegang bleibt. Der Wind dreht weiter auf. Gestern hatten wir noch das Wetter abgerufen. Da war nix von Starkwind drin. Nur maximal 3 Beaufort. Wir messen an Bord fast 7 bft! Warum hält sich das Wetter nur nicht an den Wetterbericht? Frechheit!

P1080059Die Wellenhöhe folgt langsam dem Wind und wird höher. Wir merken, dass die TRISKÈLE falsch getrimmt ist. Sie lässt sich nicht mehr in den Wind drehen. Zwar machen wir noch Fahrt, aber so kommen wir nie an. Auch eine Wende wäre so nicht möglich. Vermutlich haben wir im Groß zu wenig Fläche und im Vorsegel zu viel. Wir wollen das in der nächsten

Bucht ändern. Nach Palermo schaffen wir das so nicht, also beschließen wir kurzerhand nach Cefalu zu fahren. Etwa 10 Seemeilen vorher machen wir den Motor an, und fahren das letzte Stück mit Unterstützung der eisernen Genua! Beim Bergen der Segel flucht Michael fürchterlich. Wieso haben wir nicht ein Schiff gekauft, dass eine Rollreffanlage hat? Wo man die Segel vom Cockpit aus bedienen kann? Zum Segel bergen muss Michael immer nach vorne. Das ist kein Spaß. Bei der Wellenhöhe von etwa zweieinhalb Metern ist das am Bug wie Achterbahn fahren. Es geht rauf und runter. Man findet keinen Halt auf dem Deck, und rutscht mit dem Hintern hin und her. Mit einer Hand hält man sich fest, mit der anderen will man die Segel an dem Seezaun festbinden. Manchmal taucht der Bug in die Welle ein, Wasser wird über das Deck gespült und sorgt so für ein feuchtes Gesäß!P1080065

In Cefalu ankern wir im Hafenbecken. Das ist kostenlos.

P1080073Wir beschließen einen extra Tag hier zu bleiben und wollen am nächsten Tag die Stadt erkunden.

Cefalu ist schön. Eine mittelalterliche Stadt mit viel engen Gassen und Straßen. Mit einer Stadtmauer, die ein bissel an Freinsheim erinnert. Wir schlendern durch die Gassen, bestaunen die vielen Souvenirläden und lassen den Blick immer wieder übers Meer gleiten, wenn es die Stadtmauer zulässt. Hier erlauben wir uns ein Eis. Etwas später kommen wir aus der Altstadt zum neueren Teil. Hier beginnt die „Partymeile“ mit völlig überfüllten Stränden und Ramschhändlern, die ihre Waren auf Karren gepackt feilbieten. Hüte in unüberschaubarer Menge und Tücher! Die Menschen am Strand drängen sich wie die Ölsardinen. Ein Handtuch neben dem anderen. Naja, unsere Sache ist das nicht. Wem es gefällt..

Wir flüchten wieder in die Altstadt. Dort ist es irgendwie geruhsamer. Einen Schiffsausrüster haben wir allerdings vergeblich gesucht. Ebenso wenig einen Supermarkt. Die müssen wohl weiter in den Randbezirken sein. Wir besuchen die Kathedrale der Stadt und finden in ihr einen Moment der Stille. Wir bestaunen das normannische Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert, und sitzen schweigend auf einer der Bänke.P1080078

Auf dem Rückweg zum Boot genießen wir noch einen Cappuccino und einen Espresso mit Alkohol, den Michael fälschlicherweise bestellt hatte. Er dachte er bekommt einen normalen Kaffee. Na geschmeckt hat der trotzdem! Hier im Café haben wir wieder Internet, welches wir in der Stadt vergebens gesucht hatten.

Das Café ist schön gelegen. An einem Steilufer mit Blick über die nun ruhigere See. Dennoch donnert unten die Brandung gegen die Felsen. Michael fühlt sich wohl. Das Geräusch der Brandung hat etwas beruhigendes (sofern man nicht gerade AUF der Brandung sitzt) und der sanfte Wind streichelt die Haare.

Der regelmäßige Kontakt in die ehemalige Heimat ist wichtig!

Am Abend und zurück auf der TRISKÈLE nehmen wir uns Zeit, einmal wieder gemeinsam Musik zu machen. Während des Segelns geht das ja nicht, weil ständig jemand am Ruder stehen muss. Aber in der Bucht nutzen wir die Gelegenheit. Es ist schön zusammen mit Anja zu musizieren. Für Frankreich nehmen wir uns vor, wenn mehr Ruhe einkehrt, das wieder regelmäßiger zu machen. Und auch der Mond lässt sich wieder blicken und gibt Hoffnung, dass die Überfahrt nach Sardinien nicht im Stockdunkeln verlaufen wird.

Am nächsten Morgen brechen wir dann in Richtung unseres Absprungortes nach Sardinien auf. Das Ziel Palermo lassen wir fallen und wollen statt dessen bis nach Trapani durchfahren, wo wir uns nochmal mit Proviant versehen wollen. Das sind ca. 90 Seemeilen, die wir in einem Tag eh nicht schaffen. Also wieder über die Nacht fahren.

P1080089Kurz nach der Hafenausfahrt und solange der Motor noch läuft, will Michael wie immer das Grauwasser abpumpen und schaltet die Pumpe ein. Nur dieses mal pumpt die nicht! Hört sich so an, als würde die Luft ansaugen. Oh nein. Nicht schon wieder! Die letzte der beiden Membranen ist nun auch hinüber. Die Andere hatten wir bereits in der Türkei gegen diese getauscht. Jetzt haben wir keinen Ersatz mehr. Die bereits neu bestellten Membranen sind zwar mittlerweile in Sardinien eingetroffen, wo wir uns ja mit Freunden treffen wollen, aber die Teile sind eben nicht an Bord. Und bis nach Sardinien ist es noch ein bissel. Michael fahren alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Was, wenn wir wieder so viel Wasser aufnehmen und den Grauwassertank entleeren MÜSSEN? Er brüllt seinen Frust und die Verzweiflung heraus. Flucht darüber, dass alles hier kaputt geht. Nachdem er sich etwas beruhigt hat, versucht er die Membrane mit Reparaturtape zumindest für den Notfall provisorisch zu flicken. Zum Glück gibt es Panzerband! Wir wenden also die französische Reparatur an. Eine andere Möglichkeit haben wir jetzt eh nicht. Also nach dem Motto viel hilft viel, ordentlich Tape drauf. Es muss ja nur luftdicht werden, dass die Membrane wieder ansaugen kann. Nach dem Einbau erfolgt der Test. Es funktioniert! Erleichterung. Hoffentlich hält das bis Sardinien.

P1080052Die Küste von Sizilien ist überraschend grün im Vergleich zu der Kretischen Küste. Es ist schön, auf eine grüne Landschaft zu blicken. Gegen Abend passieren wir Palermo. Eine riesige Stadt, die langsam in der Dämmerung alle ihre Lichter zeigt. Beeindruckend! Im Hafen legt ein großes Kreuzfahrschiff ab. Wir beobachten deren Kurs, der auf uns zu verläuft. Der Kreuzfahrer wird immer größer und ist bunt beleuchtet. Wir wissen, dass er uns vor unserem Bug passieren wird. Dennoch ist es immer aufregend, wenn so ein Teil auf einen zufährt. Die Ungewissheit, ob der einen sieht oder nicht bleibt. Lautlos, ruhig und erhaben gleitet der Kreuzfahrer vor uns durch und dreht dann nach Norden ab. Den ganzen Tag hatten wir raumen Wind (also Wind von hinten). Das war schönes Segeln. Keine Krängung und nur wenig Geschaukel. Aber das Meer ist wie eine Frau. Anziehend, verführerisch und unberechenbar! In der Nacht dreht der Wind und kommt wieder von vorne. In einer solchen Stärke, dass wir beschließen, die Segel zu bergen und bis zum Morgen mit Motor zu fahren. Um halb drei nachts ist der Spuk zu Ende. Wir setzten wieder die Segel. Allerdings müssen wir diese ab dem Kap San Vito wieder reffen. Der Wind hält sich wieder nicht an die Regeln und dreht auf. Sehr zum Leidwesen von Michael, denn kaum hat er ein Segel gesetzt, schon wieder vor ans Deck muss, um Änderungen vorzunehmen. Er ist richtig genervt! Das mit dem Segeltrimm klappt noch nicht wirklich und die Segel killen im Wind. Wir versuchen alles, bekommen aber das „Flattern“ der Segel nicht abgestellt. Wir kreuzen wieder bis Michael mal wieder ungeduldig wird und den Motor startet. Die letzten 15 Seemeilen geht es nun direkt gegen den Wind zum Ziel. Man muss an dieser Stelle aber erklären, dass Michael den ganzen Tag seit seinem „Dienstbeginn“ um fünf Uhr am Steuer stand. Anja war es hundeelend. Nein, das war keine Seekrankheit. Anja muss sich wohl den Magen verstimmt haben. Die Nachtwache hielt sie noch unter Übelkeit und Magenkrämpfen Stand, aber dann war es so schlimm, dass sie sich auch noch übergeben musste. Sie ist nicht in der Lage länger als für die nötigen Manöver das Ruder zu übernehmen. Also bleibt Michael dran, während Anja im schaukelnden Schiffsinnern sich versucht zu „erholen“ – vergebens.P1080109

Um 17:00 Uhr erreichen wir Trapani. Hier lassen wir gleich hinter dem alten Leuchtturm den Anker fallen. Michael ist total entkräftet und ausgelaugt.

In eine teure Marina wollen wir vorerst nicht. Noch immer ärgern wir uns über den unverschämt teuren Preis in Reggio di Calabria. Das passiert uns nicht noch einmal.

Die Nacht bleibt ruhig und wir können uns ausschlafen.

Am nächsten Morgen wollen wir uns an den Stadtkai verlegen. Also Anker auf und los. Aber was ist das? Der Anker lässt sich nimmer einziehen! Die Ankerwinde quält sich, aber die Kette fährt nur stückchenweise ein. Oh je, wir haben uns was mit dem Anker eingefangen. Nach mehreren Versuchen kommt der Anker der Wasseroberfläche näher und man erkennt das Übel. Ein Unterwasserkabel haben wir uns eingefangen und hängt über der Ankerspitze. Mist, Michael sah sich schon im Taucheranzug. Anja schlägt dann aber vor, den Anker nochmal abzulassen. Ok, ein letzter Versuch. Anker runter und dabei gleich den Bug vom Kabel wegdrehen. Es klappt. Hurra! Erleichterung an Bord.

Es geht weiter zum Stadtkai. Dort legen wir einfach an, ohne jemanden zu fragen, ob wir das dürfen. Wenn es denen nicht gefällt, sollen die uns eben wegjagen, so denken wir. Aber niemand stört sich daran. Keiner kommt und jagt uns weg. Gut, hier bleiben wir bis morgen und gehen nun erst einmal einkaufen für die Überfahrt.

Trapani ist eine hässliche Stadt. Zwar hat diese auch enge Straßen, aber alles ist heruntergekommen, wenig gepflegt und so ziemlich viele Gebäude sind verlassen. Wir suchen einen Supermarkt. Anja geht es noch immer nicht besser und leidet unter Schwindelgefühlen. Michael passt seine Schrittgeschwindigkeit der von Anja an. Nach kurzer Suche finden wir einen „Supermarkt“ mit sehr bescheidener Auswahl und völlig überteuerten Preisen. Wir versorgen uns, und sehen zu, wieder zur TRISKÈLE zu kommen. Einen Schiffszubehörhändler finden wir leider nicht.

Etwas später klopft es bei uns am Schiff. Zuerst dachten wir es ist einer vom Hafen, aber es war nur ein Italiener, der uns Wein verkaufen wollte. Er sprach kaum englisch, und wir ja kaum bis gar nicht italienisch. Er wollte für einen 5 Ltr. Kanister Wein zunächst 40,- € haben. Nein! Solche Kanister hatten wir schon im Supermarkt für 10,- € gesehen. Wir winken ab und argumentieren, dass wir dafür kein Geld haben. Immerhin haben wir ja keinen Job mehr und müssen mit dem Wenigen was wir haben, so weit wie möglich kommen. Michael will den Kanister wieder zurück geben, doch der Italiener winkt ab und geht mit dem Preis auf 35,- € runter. Wir aber bleiben stur. Das Spiel geht so weiter bis der nur noch 15,- haben will. Ok, hier stimmen wir zu. Ist zwar immer noch teuer, aber wir haben uns das Schleppen des Kanisters gespart, und unsere Weinvorräte neigen sich ja auch langsam dem Ende zu.

Anja fühlt sich leider immer noch nicht besser, und der Wetterbericht (Michael glaubt zwar nicht mehr an die Vorhersagen, aber an etwas muss man sich ja halten) sieht für die kommenden zwei Tage auch noch Gegenwind und unangenehme Wellen aus der Richtung vor, in die wir wollen. Erst am dritten Tag soll der Wind drehen. Also beschließen wir noch einen Tag länger am kostenlosen Stadtkai zu bleiben, wo wir sogar kostenloses WIFI haben.

So, jetzt kann Sardinien langsam kommen. Je nach Wind planen wir etwa 5 bis 9 Tage für die nur 150 Seemeilen ein. Aber der Wind kommt eben auf der Strecke meist von vorne.

Wir werden sehen……

Überfahrt nach Sizilien 04.08.-11.08.15

Heute vor 10 Tagen sind wir zu unserer ersten großen Überfahrt nämlich von Kreta nach Sizilien aufgebrochen. Es ist schwierig nach einer gewissen Zeit sich an jeden einzelnen Tag zu erinnern, aber wir versuchen, die wichtigsten Erlebnisse unserer Überfahrt aufleben zu lassen. Während der Fahrt war uns es leider nicht möglich, in die Tasten zu greifen. Entweder ist man so mit den Arbeiten an Bord beschäftigt oder man kocht, schläft bzw. hat gerade keine Muse für’s Schreiben. Zudem erschwert die Schaukelei und teilweise Schräglage des Bootes noch, dass man sich in Ruhe hinsetzen kann, um klare Gedanken zu fassen. Michael hat glücklicherweise trotz allem fleißig immer das Logbuch beschrieben. Das nehmen wir nun für die Berichterstattung zur Hilfe.

Unser erster Tag auf See war geprägt von leichten Winden und vielen, vielen Flauten. Das nervte schon gleich zu Beginn, denn immer bei jedem Windhauch wurden die Segel gesetzt um diese ein halbe Stunde oder Stunde später wieder zu bergen. Bei den Flauten motorten wir dann wieder ein Stück. Noch erhofften wir uns, dass es am nächsten Tag besser werden sollte mit dem Wind. Aber im Prinzip zog sich die komplette Fahrt in dem Stil durch.

P1070963Bei einem dieser Segelsetzmanöver am ersten Seetag ist dann eine unserer Vorfallleinen gerissen. Michael hatte das Großsegel bereits gesetzt. Danach war wie üblich das Vorsegel dran. Aufgrund der schwachen Winde kramten wir das größte Vorsegel, die Genua, aus der Vorschiffskabine und wollten diese setzen. Es war auch schon fast ganz hochgezogen, als mit einem „Peng“ die Leine riss, und das Segel geradeso wieder auf das Vordeck rauschte. Michael und Anja sahen wie in Trance zu, wie sich das Segel so breit wie lang auf dem Deck verteilte.(Anmerkung Michael: Ich will gar nicht wissen, wie blöd mein Gesichtsausdruck in dem Moment war und welche Farben es annahm. Das Segel rauschte wie in Zeitlupe an mir vorbei und am Ende flatterte das gerissene Fallenende als wolle es mir zuwinken und Ätsch rufen). Mist aber auch! Wir hätten die Vorfallleinen doch noch in der Türkei austauschen sollen! Leider haben wir am falschen Ende gespart und haben damals in Marmaris zwar über einen Austausch der Leinen gesprochen, jedoch uns wegen der Kosten dagegen entschieden. Diese sollten noch bis Frankreich die Fahrt überstehen. Nun leider jedoch nicht. Was nun? Nach dem ersten Schock, haben wir dann die 2. Vorfallleine genommen und das Segel gesetzt. Seit dem Zeitpunkt hat Michael aber dann die Vorsegel nicht mehr ganz hoch gezogen, aus Angst, auch die 2. Leine könnte reißen und dann könnten wir gar nicht mehr mit Vorsegel weiter segeln. Also ging es mit Vorsicht weiter.

Die Nachtwachen teilten wir uns so ein, dass Anja von 21-23 Uhr als erstes das Steuer übernahm. Michael hatte die Nachtwache von 23-02 Uhr, Anja dann von 02-05 Uhr und Michael dann wieder von 05-08 Uhr. Diesen Rhythmus hielten wir die Zeit auf See über ein.

Am zweiten Tag (05.08.) hatten wir überwiegend schwache Winde mit 2-3 Beaufort. Wir konnten endlich mehr segeln. An dem Tag schafften wir stolze 55 Seemeilen und mussten nur 3 Stunden motoren. Leider stimmten die Windrichtungen und die Windstärken in keiner Weise mit den Vorhersagen überein, somit kreuzen wir. Aber was sollten wir auch machen…weiter geht es. Wir kommen schon irgendwie an unser nächstes Ziel (Sizilien). Leider haben wir uns selbst unter Zeitdruck gestellt, indem wir unbedingt auf Sardinien und Korsika Freunde treffen wollen, die zu einem bestimmten Zeitfenster dort vor Ort sind. Aber auch wollen wir bis zu den kommenden Herbststürmen in Frankreich sein.

In der Nacht nahm der Wind auf 3-4 Beaufort zu. Wir verkleinerten das Vorsegel und setzten unsere Fock I, da wir nachts noch nicht unter voller Beseglung einfach aus Sicherheitsgründen bzw. Unerfahrenheit segeln wollten. Langsam aber sicher sprechen wir an Bord über Heimweh und über die Dinge, die wir doch sehr von unserem alten Zuhause vermissen.

Der dritte Tag bescherte uns wieder Schwachwinde und viele, viele Flauten, die wir unter Motor überbrückten. Eigentlich hatten wir ja gesagt, dass wir Flauten ganz einfach aussetzen und auf Wind warten. Aber durch die Tatsache, dass wir Ende August in Sardinien sein wollen, müssen wir es eigentlich laufen lassen. An Bord diskutieren wir zum ersten Mal darüber, ob wir motoren sollen oder die Flauten abwettern. Aber wann kommt eine Wetterbesserung, sprich Wind zum Segeln? Die Frage konnte uns leider keiner beantworten. Zudem nervte es gewaltig, wenn die Segel von der Dünung hin und her geschlagen werden. Die Triskèle wiegt sich hin und her und somit auch dass komplette Segelgeschirr. Mit jedem Hin und Her fliegen scheppert es zudem in den Bordstaufächern. Es knarrt, quietscht und klappert. Von den Nachwachen sind wir zudem auch unausgeschlafen und angespannt zugleich. Derjenige, der sich während der Nacht zum Schlafen hinlegen möchte kann meist nicht gleich einschlafen bzw. wird durch das Scheppern und Rollen der Yacht meist noch eine Weile wach gehalten. Nachts herrscht reger Schiffsverkehr und der Wachhabende muss volle Konzentration behalten. Mitten in der Nachtwache von Anja werden wir 3 Mal von einem nahe an uns vorbei fahrenden Frachter angeleuchtet. Was soll denn das? Anja ruft nach Michael, der verschlafen an Deck stürmt. Der Frachter war ganz schön auf Tuchfühlung, aber dreht bei und verschwindet dann auch gleich in der Dunkelheit. Wir rätseln noch lange auch am nächsten Tag, was diese unheimliche Begegnung zu bedeuten hatte.

Auch am vierten Tag (07.08.) bessern sich die Windverhältnisse nicht und zehren ganz schön an unsere Nerven. Wir kommen nur langsam voran. Am späten Nachmittag und am Abend war ein Segeln mit 2.5 Knoten möglich. Für die Nacht beschließen wir jedoch, mit Motor weiter zu fahren um auch manövrierfähig zu bleiben. Nachts im Dunkeln einem Frachter nicht ausweichen zu können, das wäre nicht so der Hit! An dem Tag schafften wir nur 28 Seemeilen wobei wir noch 12 Stunden motort sind.

P1070977Der fünfte Tag (08.08.): Wieder motoren wir. Um 13:15 machen wir den Motor aus und lassen uns treiben. Irgendwann geht einem auch das Motorengeräusch auf den Zeiger. Wir können doch nicht die ganze Strecke unter Motor fahren! Würde der Sprit überhaupt reichen? Wir rechnen durch. Wer weiß ob wir aber für den Notfall dann auch noch genügend Sprit haben? Die Tankanzeige sieht vertretbar aus. Motoren kostet jedoch Geld, was wir nicht unnötig verpulvern wollten. Das Meer gleicht einem Spiegel, jedoch haben wir genügend Dünung um hin und her geschaukelt zu werden. Das Boot rollt unangenehm. Anja beschließt eine Runde im Meer zu baden. Ist ja eigentlich nichts anderes als in einer Bucht. Doch beim Gedanken, dass unter ihr 3000 Meter Wasser sind, schwimmt sie nicht weit und hält sich immer mit einer Hand an der Triskèle fest. Welch ein blau in der Tiefe des Meeres! Ein Blick nach unten mit der Taucherbrille ist beeindruckend auch wenn man nur blaues Wasser sehen kann. An Fischen kann Anja leider nur einen kleinen Barsch ausmachen, der um unser Boot herumschwirrt. Zu schade, um diesen zu Angeln und zum Essen auch zu wenig. Er soll seine Freiheit weiter genießen dürfen. Um 15:30 kommt eine leichte Brise. Wir ziehen die Segel hoch.

P1070988In der Ferne entstehen Gewitter, die rasch näher kommen. Dachten wir doch, dass diese an uns vorbeiziehen würden. Leider falsch gedacht! Zu schnell und plötzlich kommen die schwarzen Gewitterwolken auf uns zugerast. Schnell Segel bergen! Michael holt das Großsegel runter. Anja lenkt die Triskèle in den Wind, damit das Segel im Wind geborgen werden kann. Dabei stellten wir fest, dass sich binnen Minuten eine gewaltige See aufgebaut hatte. Der Wind dreht auf. Von Windstärke 1 in Minuten auf Windstärke 10. Keine Zeit um das Großsegel zu sichern. Schnell das Vorsegel runter! Bedingt dadurch, dass Anja die Triskèle nicht richtig in den Wind stellen konnte, hat Michael Mühe das Vorsegel zu bergen. Der Bug tanzt in den Wellen. Anja hat zu wenig Gas zum Anfang und kommt nicht gegen die Wellen und den Wind an. Mit Vollgas ging es dann. Das Großsegel schlägt derweil und flattert im Wind. Anja hält es an einer der Reffleinen angezogen, damit es nicht zu arg in der Gegend umherschlägt. Wir fallen ab und laufen vor dem Sturm. Immer wieder lassen die ca. 2,5 m Wellen die Triskèle auf den Wellen surfen. Der Wind peitscht die Wellen auf. Etwa eine Stunde später lässt der Wind nach und schläft gänzlich wieder ein. Die See bleibt jedoch aufgewühlt und lässt die Yacht rollen. Wir beide sind erleichtert, dass wir die Segel bergen konnten, dass das Gewitter vorbei war und wir noch heile an Bord. Jedoch hat uns die überraschende Kehrtwende des Gewitters sehr viel Ehrfurcht vor dem Meer und dem Wetter beschert. Wir sprechen offen über unsere durchlebte Angst während diesem Gewitter. Sollten wir doch aufgeben und unsere Reise beenden? Sind wir dem Ganzen gewachsen? War unsere Entscheidung, in Deutschland alles aufzugeben, falsch? Wir sind uns einig, dass wir erst einmal weitermachen. Wir geben doch nicht nach dem ersten Sturm auf!

Wir sind eben noch unerfahren und müssen uns noch an so viele Dinge gewöhnen. Woher sollte die Erfahrung auch kommen, wenn man diese nicht bei solchen Ereignissen sammelt? Dennoch sprechen wir wieder das Heimweh an. Es gibt viele Dinge, die wir von Land her vermissen. Besonders Michael plagt das Heimweh. Fix und alle fahren wir mit Motor durch die Nacht und beobachten kritisch die leichten Gewitter in der Ferne. Michael wird zudem noch von Rückenschmerzen geplagt. Hoffentlich bessert sich sein Zustand in den kommenden Tagen. Er kann kaum mehr richtig laufen und quält sich bei jedem Schritt.

Schadensmeldung vom Boot durch das Gewitter: Eine Lasche am Großsegel hat es durch das Schlagen im Wind aufgefetzt und die darin enthaltene Stabilisationslatte ist über Bord gegangen. Latten hätten wir an Bord, jedoch müssen wir die Lasche nähen lassen oder selbst versuchen zu nähen.

Am sechsten Tag auf See (09.08.)war das Meer vom gestrigen Gewitter noch ziemlich aufgewühlt. Wir allerdings auch noch. Michael nimmt Schmerztabletten für den Rücken ein.

P1070983Heute ist Sonntag und da gibt es bei uns an Bord Kaffee zum Frühstück. Michael freut sich immer wieder sehr auf unsere Sonntage, ein kleiner Trost zumindest. Gegen Mittag kommt eine leichte Brise auf, sodass wir Segel setzen und ein bissel Segeltrimm üben und ausprobieren. Gegen Abend schläft der Wind wieder ein. Wir nehmen die Segel runter und lassen uns treiben. Es war ein schöner Abend. Erst nach Einbruch der Dunkelheit sind wir mit Motor weitergefahren.

Der Wind kommt am siebten Tag aus Nord mit ca. 2 Beaufort. Wir können bis 17 Uhr segeln. Dann zieht jedoch ein Gewitter auf, wir drehen bei und warten bis das Gewitter vorbei ist. Nicht noch einmal wollen wir mit dem Bergen der Segel zu spät dran sein. Dieses zieht jedoch nicht über uns hinweg. So haben wir nur die Ausläufer mit Wind und Wellen. Während der Zeit des Beidrehens kochen wir uns etwas Gutes zu Nacht. In der Nacht können wir gerefft segeln. Michael wird nun jedoch ungeduldig und will langsam endlich ankommen. Um Mitternacht sind es noch etwas 60 Seemeilen bis Messina/Sizilien. In der Nacht schläft der Wind wieder ein und wir drehen uns im Kreis. Es ist kein Vorankommen mehr.

P1070997In den Morgenstunden des 8. Seetages (11.08.) wirft Michael unter Protest von Anja wieder den Motor an. Michael ist endgültig genervt und will ankommen, will festmachen. Ärgert er sich doch ständig über verhedderte und überlaufende Leinen beim Bedienen der Winschen zum Segelsetzen. Ihm tun die Knochen weh, ist müde und ausgelaugt von den letzten Tagen auf See. Wieder verheizen wir Diesel. „Aber sonst kommen wir heute nicht mehr in Messina an“, gibt Michael den Einwand. Der Gedanke, in der Straße von Messina in der Schifffahrtsstraße herumzudümpeln ist auch nicht sehr berauschend. Bei der Einfahrt in die Straße ziehen wieder Gewitter mit stärkeren Winden auf. Die See wird zunehmend rauer, ungemütlicher und so fahren wir kurzerhand nach Reggio di Calabria statt nach Messina. Dort wollen wir endlich festmachen und uns mit neuen Leinen für das Vorsegel und das Großsegel versorgen. Dringend jedoch wollen wir uns erholen und ausschlafen! Ursprünglich wollten wir im Stadthafen längsseits an der Kaimauer festmachen. Dort wurden wir jedoch von der Küstenwache verjagt und zur Marina verwiesen. Die Marina ist klein und eng. Michael quälte sich rückwärts an den Anleger. Nach vielen Versuchen hat es dann endlich geklappt. Die Marina ist teuer und bietet keinen Service für 50 €/Nacht. Wasser und Strom ist zwar kostenlos am Steg, jedoch sind die Sanitäranlagen ca. 1 km zu Fuß weg. Das ist ein absolutes Nogo! Free WIFI haben sie auch nicht wirklich. Um Internet zu bekommen müssen wir knapp einen Kilometer zu einem Restaurant laufen und natürlich dort wieder etwas bestellen. Auch das Stadtzentrum zum Einkaufen ist 30 Minuten entfernt. Zum Glück sprach uns ein Italiener namens Saverio an. Er ist Taxifahrer und ist laut Rod Heikell so was wie der gute Samariter für Yachties und hilft bei Besorgungen. Er kann natürlich kein Deutsch, Englisch oder Französisch, wir natürlich kein Italienisch. „Supermarket“ hatte er jedoch verstanden und dass wir für den Fahrtdienst kein Geld hätten. Aber so kamen wir kostenlos zum Supermarkt und konnten einkaufen. Zwei Leinen, sowie eine neue LED-Leuchte für unser Hecklicht konnten wir dann auch noch in einem Marineshop besorgen. In der Türkei wäre uns das allerdings alles billiger gekommen. Das Hecklicht wird noch vor Ort im Hafen ausgetauscht. Das Austauschen der Leinen machen wir in der nächsten Ankerbucht. Wir wollen auf jeden Fall den hässlichen, teuren Hafen verlassen und durch die Straße von Messina kommen am nächsten Tag. Als nächstes Ziel nehmen wir uns die Isola Vulcano vor.

Unsere Paletten sind heile angekommen – Vorbereitung auf die Überfahrt nach Sizilien

Es ist soweit! Die Spedition hat sich angemeldet. Unsere zwei Paletten mit den Überbleibseln unseres Haushalts aus Deutschland sind tatsächlich am Mittwoch, den 29.07.15 in Agios Nikolaos angekommen. Morgens um halb neun kam ein Kleintransporter und hat die Sachen, nachdem der Personalausweis von Michael vorgezeigt wurde, auf dem Steg A abgeladen. Wir waren happy und erleichtert! Der Zustand der Umzugskartons war einwandfrei! Wow, hätten wir nicht gedacht, dass keine Schrammen dran sind. Lediglich die Umfolierung war ein klein wenig eingerissen, aber ansonsten perfekt! Jetzt haben wir alles da.
P1070866Im Laufe des Tages machten wir uns dann daran, die Sachen im Boot zu verstauen. Kein leichtes Unterfangen, da wir doch im Platzangebot an Bord ganz schön beschränkt sind. Ob das wohl alles verstaut werden kann? Oh je ist das ein Haufen Zeug! Im Bootsinneren sieht es ganz schön durcheinander aus. Es war aber in jedem Karton etwas drin, auf das wir uns besonders gefreut haben. So sind nun alle unsere Glücksbringer an Bord, die wir zum Abschied von Freunden, Nachbarn und Familie geschenkt bekommen haben. Endlich haben wir eine Küchenwaage an Bord, die wie sich später herausstellte, nicht so ganz mit dem Seegang zu Recht kommen sollte, sowie einen Handrührbesen, mit dem wir endlich Eischnee schlagen können. Anja hat sich auch sehr darauf gefreut, ihre eigens geerntete Kräutersammlung wieder zu haben. Michael ist überaus glücklich, nun endlich sein eigenes, gutes Werkzeug an Bord zu haben.
Den ganzen Tag haben wir in der Hitze geräumt und verstaut und doch hat noch nicht alles seinen Platz. Wir haben einfach noch zu viel von zu Hause mitgenommen. Wahrscheinlich werden wir noch nicht einmal die Hälfte von den Klamotten anziehen, die wir jetzt an Bord haben, obwohl wir schon in Deutschland großzügig aussortiert hatten. Dies besonders betreffend aus Anja’s Kleiderschrankvorräten. Michael hatte noch nie solch große Vielfalt. 🙂

P1070873Während des Verstauvorgangs haben wir uns dazu entschlossen, die riesige, veraltete Radarantenne nicht mit an Bord zu nehmen. Wohin damit nur? Viel zu groß das Geschoß und keine Möglichkeit, es am Schiff zu montieren. Hier mussten wir uns leider eingestehen, dass dies ein klassischer Fehlkauf war. Den wachhabenden Mariniero fragten wir, ob er dafür Verwendung hätte, und siehe da, ja er würde diese Gerätschaft übernehmen. Demnach ging das veraltete Gerät in seinen Besitz über und wir hatten es los.

Zu guter Letzt lag die Triskèle nachdem auch noch 150 Liter Diesel getankt wurden, etwas tiefer gelegt mit dem Heck im Wasser und alles war an Bord.

Michael montierte zudem auch den Windgenerator auf dem Geräteträger. Der steht uns nun nicht im Weg herum und erfüllt gleichzeitig seinen Zweck – nämlich uns zusätzlich zu unseren Solarpaneelen mit Strom zu versorgen.

P1070882Am gleichen Tag war dann noch ein kurzer Tauchgang von Michael im Hafenbecken angesagt. Ein paar Tage zuvor fiel uns leider bei der Untersuchung der Selbststeueranlage ein kleines Geräteteil über den Ausguss am Heck ins Hafenbecken und dieses galt es wieder zu finden. Michael schwang sich also in voller Montur in die Taucherklamotten und machte sich auf die Suche nach einem kleinen schwarzen, runden Plastikteil, das zu Arretierung dieses Gerätes von Nöten ist. Am Steg beobachtete Anja den Tauchgang und machte Wache, dass kein Boot einfahren würde. Zum Glück konnte Michael das Teil wieder finden. Ohne das Teilstück hätten wir die Montage und Nutzung der Selbststeueranlage nämlich vergessen können. Und ob wir das kleine Teil als Ersatz hätten beschaffen können, das steht außer Frage. Aber alles war wieder in Ordnung gekommen.

Abends konnten wir mit einer schlechten Skypeverbindung nochmals Kontakt zur Verwandtschaft und Freunden aufnehmen. Anjas Bruder mit seiner Frau sind in Deutschland unter anderem unsere Kontaktadresse, für den Fall, dass jemand mit unserer Online- Postadresse in Berlin nicht zurecht kommt. Wir haben uns sehr auf die vertrauten Stimmen gefreut. Endlich einmal wieder Kontakt zur Familie. Leider mussten wir von ihnen hören, dass uns unsere beiden Ex-Krankenkassen böse Briefe geschrieben hatten. Auf mehrmaliges Anschreiben hätten wir uns nicht gemeldet, und sie wollten den weiteren Versicherungsverlauf nach dem 30.04.15 geklärt haben. Da wir beide zum 30.04.15 von der letzten Arbeitsstelle abgemeldet wurden, wollten diese uns nun weiter pflichtversichern und veranschlagten anhand der aktuellen Berechnungsgrundlage hohe Beitragssummen. Das verstehen wir nicht, sind völlig verärgert über diese Schreiben! Was sollte dass denn nun? Wut und Verärgerung machte sich in uns breit. Die ganze Nacht lag uns die Mitteilung schwer auf dem Gemüt. Lange bevor unser Arbeitsverhältnis geendet hatte, hatte Anja doch bereits beiden Versicherungen unsere Folgeversicherung einmal telefonisch und schriftlich mitgeteilt. Von beiden Versicherungen gab es telefonisch ein „ok“, „einfach noch einmal schriftlich mitteilen und gut ist“, hatte es von beiden Versicherungen geheißen. Schriftlich kam bis zu unserer Abreise aus Deutschland keine Post mehr und nun das! Morgen früh müssen wir sofort einen bzw. zwei böse Mails losschicken! Das muss sofort geklärt werden, bevor uns noch die veranschlagten Summen vom Konto eingezogen werden, und wir auf See nicht mehr erreichbar und nicht mehr handlungsfähig sind.

Am darauffolgenden Morgen, als die bösen Mails an die Krankenversicherungen geschrieben waren, verproviantierten wir uns noch bevor wir Agios Nikolaos den Rücken zukehrten und uns zur nächsten Bucht nach Spinalonga aufmachten. Die See war ruhig und so motorten wir die Strecke. Immer wieder kamen uns auf dem Weg erhebliche Mengen an Plastiktüten entgegen. Schlimm, dass so viel Zivilisationsmüll auf dem Meer vor sich hin treibt. Eine Sache sah jedoch von Weitem aus, als wäre es ein treibendes Netz. Anja steuerte daran vorbei und stellte überrascht fest, dass es sich hierbei nicht um ein Netz handelte, sondern um eine Meeresschildkröte. Wow, das hätten wir nun nicht erwartet! Elegant bewegte sie sich an der Wasseroberfläche an uns vorbei und verschwand auch schon bald wieder aus unserem Sichtfeld, bevor wir den Fotoapparat zur Hand hatten. Ein tolles Erlebnis für uns!

P1070892Die Einfahrt der Bucht Spinalongas war groß und es war nicht so großer Schiffsverkehr, als angenommen. Spinalonga ist die bekannteste Insel Kretas. Die Festung wurde während der Venezianischen Herrschaft erbaut. Von 1669 bis 1715 diente die Festung als Zufluchtsort für Venezianer, Hainider und Gesetzesbrecher. In der Folge wurde sie bis 1903 jedoch ausschließlich von Muslimen bewohnt, die sie als letzte verließen bis die Insel im Jahr 1903 in eine Leprakolonie umgewandelt wurde. Im Jahr 1957 wurde der Betrieb eingestellt und ist seither unbewohnt. Auf der Suche nach einem geeigneten Ankerplatz tasteten wir uns vorsichtig und zaghaft in die Bucht. Überall laut Kartenangabe eine Wassertiefe von 3-6 Meter. Schließlich fiel der Anker auf 4 Meter und Anja machte sich mit Taucherbrille daran, den Anker auf Festigkeit zu überprüfen. Michael hatte gut Kette gestreckt, der Anker lag gut eingegraben im Schlick. Bald schon war es ruhig in der Bucht und die vielen Ausflugsboote zur Touristeninsel waren verschwunden. Wir lagen allein und gut schützt. Michael nahm, nachdem auch er geschnorchelt hatte, den Dudelsack zur Hand und spielte, einfach eine herrliche Stimmung. Wir saßen noch eine Weile im Cockpit und beobachten ein paar wilde Schafe an der Ufernähe.

P1070911Am nächsten Morgen (31.07.) hieß es wieder Anker auf. Wir steuerten die nächste empfohlene Bucht, Insel Dia, an. Dort wären wir für uns und man liege dort gut geschützt vor den hier in Griechenland vorherrschenden Nordwestwinden. Die Einfahrt der Bucht war schmäler als gedacht und wir überlegten kurz, ob wir dort wirklich Schutz für die Nacht suchen sollten. Einsam waren wir hier allerdings nicht. Es lag bereits eine französische Yacht in der Bucht. Links und rechts steile, kahle Felswände. Die Bucht gestaltete sich so schmal, dass schon eine Wende mit dem Boot für uns zur Vorsicht gebot. Auf 10 Meter fiel unser Anker. Dem Franzosen war unsere Anwesenheit wohl nicht so geheuer und somit verlegte er sein Boot weiter weg von uns. Na ja, kann ja jeder machen was er will. Die Sicht im Wasser war schlecht und trübe. Der Anker konnte somit nicht 100-ig geprüft werden, aber die Kette lag auf jeden Fall gut und lang über dem Meeresgrund.
Tags drauf montierte Michael noch unsere Windsteueranlage, die Aries, am Heck unserer Triskèle. Wie genau diese funktioniert wissen wir leider noch nicht, erhoffen uns jedoch während der Fahrt dies herauszufinden. Eine Funktionsbeschreibung ist leider nicht an Bord.

P1070926Eigentlich wollten wir als nächstes Ziel den Ort Chania an der Nordwesküste von Kreta anlaufen. Dort wollten wir uns auf den Absprung nach Sizilien vorbereiten. Auf dem Weg dort hin entschieden wir jedoch um. Wir segelten schon eine Nacht durch und waren noch lange nicht am Ziel. Wir liefen somit den Militärhafen von Souda an. Die Einfahrt wurde im Handbuch als schwierig bezeichnet, da man sich genau an das Fahrwasser halten sollte, welches nicht besonders breit sei. Umgeben von Sperrgebieten des Militärs gestaltete sich die Zufahrt dank GPS aber doch ganz gut befahrbar. Würde man sich nicht an das Fahrwasser halten, so würden den Booten schon einmal die Zufahrt verweigert werden, so im Handbuch geschrieben. Wir hielten Ausschau, ob uns ein Boot geleiten würde, aber keinen hat unsere Einfahrt wohl so wirklich interessiert. Links und rechts lagen Boote militärischen Zweckes. Längsseits machten wir am Steg fest. Nicht weit weg von unserem Boot lag ein französisches Boot. Bernard von der Yacht KALIMERO begrüßte uns mit 2 Orangen, einer Packung guten französischen Keksen und lud uns sogleich auf sein Boot zum Kaffee ein. Ein einfaches „Bonjour“ öffnet doch immer wieder die Herzen der Franzosen. Dies stellen wir immer wieder auf unseren Reisen fest. Die sind doch gar nicht so verbissen uns Deutschen gegenüber. Man muss eben nur in Landessprache auf die Leute zugehen und schon klappt das mit der Völkerverständigung.

P1070945Wir fragen nach dem nächst gelegenen Supermarkt, ob wir hier Hafengebühren bezahlen müssten und wo man hier free WIFI bekommen könnte zum Abfragen des Wetters. Einkaufsmöglichkeiten wären gleich in der Nähe und Gebühren gäbe es hier keine. Das hätte uns auch gewundert, da der Hafen nicht gerade touristisch angehaucht war und weder Sanitäre Anlagen noch Strom zur Verfügung standen. Lediglich eine Wasserleitung lief entlang des Anlegersteges. Ringsum Industrieflair und Einöde. Bei der Frage nach dem free WIFI für die Wetterabfrage holte Bernard sogleich seinen Laptop hervor und zeigte uns die Wetterdaten der nächsten Tage. Einfach klasse vom ihm! Es kam jedoch tatsächlich noch jemand Offizielles an unser Boot heran und fragte, wie lange wir liegen würden, ob Wasser und Strom von Nöten sei. Michael gab ihm zu verstehen, dass wir morgen bzw. übermorgen ablegen würden und nur einen Liegeplatz bräuchten – kein Wasser, kein Strom. Die Verständigung des Marinieros auf Englisch war schlecht, doch im Endeffekt keine Gebühren zu bezahlen.

Am Abend machten wir endlich einmal wieder Musik zusammen und besprachen unseren weiteren Törnverlauf. Einen Tag bleiben wir hier liegen, verproviantieren uns und dann wagen wir den Absprung nach Sizilien auf direktem Wege. Demnach sollte unsere Reise nicht entlang des griechischen Festlandes, sondern frei 450 Seemeilen über das Mittelmeer führen. Am Vorabend der Abreise gehen wir auf ein Glas Rotwein in ein Lokal mit free WIFI und checken nochmals das Wetter, die Windverhältnisse und prüfen unsere Post. Unsere voraussichtliche Fahrtzeit bei den schwach prognostizierten Winden von 2-3 Beaufort schätzen wir auf 7-10 Tage. Wir sind gespannt, wie der Übersetzer sein wird. Ist es ja nun doch die erste längere Fahrt auf dem offenen Meer. Es wird kein Land ins Sicht sein und bei einer Meerestiefe von 3000 – 5000 Meter kann einem schon mulmig werden.

Werden wir die Überfahrt meistern, und sind wir für solch eine lange Stecke schon segeltechnisch bereit?

P1070929JA, wir haben die Überfahrt geschafft. Sind kurz vor der Straße von Messina in Reggio Calabria.
Den Bericht hierzu verfassen wir demnächst.

Good bye, Griechenland

Morgen ist es soweit. Wir werden Griechenland den Rücken kehren, und von Souda auf Kreta direkt nach Sizilien segeln. Die Winde scheinen sich die nächsten Tage dafür günstig zu entwickeln.

Die letzten Tage haben wir damit verbracht unseren Hausrat aus Deutschland, der mt Paletten nach Agios Nikolaos nachgeschickt wurde, auf der TRISKÈLE zu verstauen.

Ganz nebenbei sind wir dabei weitergesegelt, denn die Zeit drängt um nach Frankreich zu kommen. Schade, denn so mussten wir einige sehr schöne Orte unbesichtigt einfach hinter uns lassen, und weitersegeln. Aber wir können ja nochmal kommen.

So, den ausführlichen Bericht gibt es dann, wenn wir in Bella Italia angekommen sind. Wir rechnen mit einer Fahrzeit von etwa 7 bis 10 Tagen. So lange haben wir kein Internet und können euch auch nicht auf dem Laufenden halten.

Ciao, bis bald

Fahrt von Diafani nach Agios Nikolaos

Von der Insel Karpathos aus dem Hafen Diafani machten wir bereits früh um 07:45 Uhr los. Bei leichtem Halbwind sind wir ca. 5 Seemeilen gesegelt bis der Wind einschlief und wir unter Motor weiter gefahren sind. Unser nächstes Ziel sollte auf der Insel Kasos der Hafen Fri sein. Zwischen der Insel Karpathos und Kasos hatten wir den vorhergesagten Düseneffekt mit ca. 6 Beaufort Windstärke aus Nord und Wellen bis maximal 1,5 m. Immer wieder kontrollieren wir unterwegs die Bilge auf Wassereintritt, jedoch alles in Ordnung. Die Maßnahme in Diafani das vordere undichte Luk abzudichten hatte wohl Früchte getragen und alles blieb trocken.

Da wir den Wind wieder voll auf die Nase bekommen haben, sind wir die restliche Strecke von 34 Seemeilen unter Motor gelaufen. Der Hafen von Fri auf der Insel Kasos sieht von weitem sehr ausgestorben aus. Als wir einlaufen, sehen wir große Betonstege, die wohl für die Großschifffahrt reserviert sind. Für Schiffe unserer Größe ist eigentlich kein Anlegesteg vorgesehen. Auf der Rückseite der Betonstege liegen kleinere Boote, kleinere Fischerboote und ein einsamer Segler unseres Formates. Vor dem Segler möchten wir gerne uns platzieren, jedoch werden wir von einem Marinerio am Steg darauf hingewiesen, dass das der Anleger für die Fähre sei. Demnach hier kein Platz für uns. Hinter dem Segler sollen wir festmachen, meint er. Für uns ist die Lücke zwischen dem Segler zum nächsten Fischerboot jedoch zu klein und auch die Wassertiefe ist uns nicht geheuer. Sind überall unter Wasser dort Betonklötze und große Steine verteilt. Wir fragen, ob wir nicht dort bei der Großschifffahrt festmachen könnten. Irgendwie hat er unsere Frage nicht wirklich verneint und uns somit die Freigabe zum Festmachen an dem großen Betonsteg erteilt. Sollte hier ein Schiff festmachen wollen, müssen wir eben weg, denken wir uns. Außerdem ist ja auch genügend Platz hier. Der Marinerio ist dann auch schon verschwunden bevor wir richtig festmachen. Wir liegen gut, denken wir uns und erfreuen uns, dass wir die Nacht ohne Schwell am Steg verbringen können.

Am selben Abend noch kommt eine Segelyacht, die sich zu uns an den Steg legt. Wir helfen beim Anlegen mit deren Leinen. Es ist ein belgisches Paar. Die Yacht trägt den Namen Wild & Wei und die zwei kommen von Kreta gesegelt. Demnach von da, wo wir hin wollen. Wir fragen nach dem Wind und den Wellen. Es soll ganz schön blasen dort und bis zu 2 m Wellen haben. Besser wir würden einen Tag warten, denn der Wind würde schwächer werden und demnach wäre es dann nicht mehr so bewegt.
Bei einem kleinen Rundgang auf der Suche nach einem Supermarkt finden wir einen kleinen Shop, der gesalzene Preise hat. Wir kaufen nur das Nötigste für das Abendessen und bekommen an der Kasse eine selbstgemachte Süßspeise in die Hände gedrückt. Das war vielleicht lecker und eine nette Geste von der Kassiererin! Gleich nebenan ist ein kleiner Obst- und Gemüseladen. Die Qualität der Ware ist wünschenswert. Vieles schon vertrocknet, verschimmelt und sieht überlagert aus. Selbst in den wenigen Kühlschränken ist die Ware bereits verdorben und gammelt vor sich hin. Aber wir finden noch alles Notwendige für uns, das in Ordnung ist.

Am nächsten Tag (21.07.) kommen wir mit den Belgiern wieder ins Gespräch. Auf deren Boot empfehlen sie uns auf Kreta den Hafen von Sitia anzulaufen. Dort wäre nichts los und man liege sicher, ruhig und könne längsseits festmachen. Die Buchten an der Ostküste von Kreta seien kritisch und nicht so sicher. Wir verlegen unser erstes Ziel auf Kreta daher nach Sitia. Ebenso erzählen sie uns von einer Insel mit weißem Sandstrand, herrliche Bucht, kein Schwell und unweit von hier. Wir beschließen wegen Müdigkeit der Crew noch einen Tag bis zur Überfahrt nach Kreta zu warten und den Tag und die kommende Nacht in der empfohlenen Bucht der Insel Armathia zu verbringen. Können wir dort wieder schnorcheln und nachts die Sterne beobachten. Nach 3 Seemeilen Fahrt unter Motor erspähten wir den wohl gemeinten Sandstrand mit dessen Bucht. Nach dem Ankermanöver hatte Michael irgendwie das Gefühl, dass wir treiben, jedoch waren wir fest verankert und nur der Schwell bewegte die Triskèle hin und her. Ganz so ruhig war diese Bucht dann leider doch nicht, aber wir sind geblieben. Beim Schnorcheln konnten wir leider nur wenige kleine Fische ausfindig machen. Der Anker aber war gut eingegraben, und wir hätten nach dem Beobachten des nächtlichen Sternenhimmels zumindest mental gut schlafen sollen. Zu unserem Leid war die Bucht nicht so ruhig wie angekündigt, und wir rollten die ganze Nacht mit der Triskèle von einer Seite zur Anderen.

Morgens früh um 07:45 Uhr (22.07.) gingen wir Anker auf Richtung Sitia auf Kreta. Da der Wind genau einmal wieder aus der Richtung kam wo wir hin wollten, sind wir die ganze Strecke unter Motor mit Sützsegel gefahren. Motort sind wir aber auch aus dem Grund, weil es uns für einen Tagestrip zu weit war, und es wegen des Düseneffekts zwischen den Inseln ungemütlich werden sollte. Der Wind wehte zwischen 4 und 5 Beaufort aus WNW bei Wellen mit ca. 1 bis 1,5 m Höhe und 30 °C.

Es war eigentlich nicht so schlimm wie wir befürchtet hatten. Dennoch tauchte die Triskèle immer wieder in die Wellen ein und warf Wasser über das Deck nach hinten. Wir erfreuten uns schon an der Küste von Kreta, als Anja um ca. 13 Uhr ungewöhnliche Motorenge räusche vernahm und Michael darauf aufmerksam machte. Ja, da stimmt etwas nicht und Michael rennt sofort zur Motorbilge, öffnet diese und bekommt auch schon einen Schreck! „Motor aus!“ schreit er hoch zu Anja, die sofort nichtsahnend was denn nun los war, den Motor stoppte. „Wassereinbruch! – Fall ab!“ Der Motorraum stand bis zur Motorölwanne im Salzwasser. Mit Tauchpumpe und Pütz kämpfte Michael gegen den Wassereinbruch. Woher kam das nur und vor allem in der Menge? Ist der Seewasserkühlschlauch geplatzt? Nein, der ist es nicht. Ein Loch im Rumpf? Nein, das ist es auch nicht. „Wird es weniger?“ fragt Anja ein paar Mal nach, aber Michael konnte noch keine Antwort darauf geben. Sorgenvoll steht Anja am Ruder, und lässt die Triskèle im Wind bei Halbwindkurs auf 140° MgK treiben. Michael kämpft Eimer für Eimer gegen das Wasser. Mit jeder Welle hat er Mühe sich festzuhalten und gleichzeitig den Eimer mit Wasser hinaus ins Cockpit mit Wasserablauf zu hieven. Er ist erschöpft und entkräftet, bis klar ist, dass das Wasser weniger wird und keines weiter eintritt. Wir versuchen den Motor zu starten – er läuft – gehen wieder auf den alten Kurs. Ein Rest Wasser in der Bilge verbleibt. Wir beobachten wieder halbstündlich die Bilge, ob das Wasser auch nicht mehr wird. Aber alles im grünen Bereich wieder. In Sitia angekommen sind wir geschafft und froh angekommen zu sein. Hätten wir in der Türkei doch nur noch die Bilgepumpe gekauft. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Michael montiert wieder den Niedergang ab und holt mit der Pütz das restliche Wasser aus der Bilge. Die große Trocknung des kompletten Schiffs und Begutachtung machen wir dann am nächsten Tag.

Es stellte sich heraus, dass das Wasser aus dem Grauwassertank über die Dusche in die Bilge lief. Die Triskèle stampfte im Seegang und nahm so Wasser über die Ankeröffnung im Bug in den Ankerkasten auf, in der die Ankerwinsch eingebaut ist. Deren Ablauf war mit einem Leinenende eines Fenders verstopft. Das Wasser konnte nicht abfließen und lief über die Kettendurchführung in den Kettenkasten und somit in den Grauwassertank, der dann in die Motorbilge überlief. Wir müssen daher in Zukunft erst einmal darauf achten, dass wir während so einer bewegten Fahrt regelmäßig den Grauwassertank entleeren. Als Endlösung muss jedoch die Ankerwinsch und deren Aufnahme auf Deck montiert werden. Die Durchführung im Bug zum Kettenkasten wird geschlossen. Dieser Umbau muss jedoch bis wir in Frankreich sind warten. Bis dahin bleibt es wie es ist.

Am nächsten Tag (23.07.) blieben wir im kostenlosen Hafen und befreiten unser Schiff im Innern von dem Salzwasser. Das bedeutete ziemliches Chaos an Bord. Alle Bodenplatten mussten aufgemacht, der Inhalt der Bilge ausgeräumt, gesäubert und zur Trocknung in die Sonne platziert werden. Danach haben wir die Stadt zu Fuß erkundet. Sitia ist größtenteils eine hässliche, Betonplattenbau Stadt und wirkt wie ein Häuserklumpen. Rund um die Hafenpromenade mit den Tavernen und Musikbars erstrecken sich jedoch Palmen und lockern das Ambiente etwas auf. Auch findet man sehr viele Benjamini – Bäume! Welche bei uns in Töpfen sorgsam klein heranwächsen sind hier große ausgewachsene Bäume! Wow, wie groß die werden können! Abends ist hier gut was los und die Musik ertönt aus den Lokalen. In zweiter Reihe hinter der Hafenpromenade erstrecken sich viele kleine Geschäfte, die mittags geschlossen sind. Abends wird geöffnet. Dann wenn es kühler wird, und die Menschen sich in den Gassen tummeln.

Der alte Teil der Stadt mit dem venezianischen Fort ist schön. Leider haben wir die Öffnungszeit verpasst und können das Fort nicht von innen besichtigen. Wir schlendern durch die kleinen Gassen und immer wieder geht unser Blick durch die Häuserreihe hindurch zum Ausblick auf den Hafen und das Meer. Nachdem wir abends das Wetter für den nächsten Segeltag gecheckt haben, gehen wir zum Boot und planen die Route nach Agios Nikolaos. Dort wollen wir ja dann auf die Ankunft unserer Paletten warten.

Bei leichtem Wind ca 2-3 Beaufort aus NW starten wir unter Segel. Da die Strecke nicht so weit ist, beschließen wir, erst einmal aus der Bucht von Sitia zu kreuzen. Später am Kap Phaneromeni erwischt uns eine Flaute und wir müssen weiter motoren. Nach etwa drei Stunden geht es dann wieder mit raumen Wind (Wind von hinten) unter dem Focksegel weiter nach Agios Nikolaos. Bei der Einfahrt in den Hafen, der diesmal nicht kostenfrei ist, erwartete uns schon einer von der Hafenmeisterei. „Are you the friends from Udo“ fragte er und gleich war klar, dass wir erwartet wurden. Udo betreut hier in Agios Nikolaos den „Trans Ocean“ Standort. Ihn hatten wir gebeten, sich als Ansprechpartner für die Ankunft unserer Paletten zur Verfügung zu stellen. Ohne Frage hat er sich dazu bereit erklärt, dafür danken wir ihn sehr.

Ob wir ein Bugstrahlruder hätten, fragte der Marinero noch. „Nein, haben wir nicht“, sagt Anja. Ist es mit einem Bugstrahlruder doch bequemer einzuparken, da man einfach besser sich drehen und wenden kann. Michael stellt sich der Aufgabe rückwärts einzuparken und nachdem er ein paar Mal vor und zurück drehte, standen wir auch schon in der Box zwischen zwei Booten. Das eine Boot davon war unbewohnt, das andere bewohnt. Beim Einfahren in die Lücke war die Crew gleich auf Deck und hatte Angst um ihre Schickimicki Beneteau-Yacht. Zugegeben deren Boot ist nagelneu und da wären wir auch besorgt, ob da auch nichts schief geht. Wir haben dafür natürlich Verständnis.

Nun sind wir also angekommen und warten nun auf die Ankunft unserer Habseligkeiten aus Deutschland, die hoffentlich die nächsten Tage ankommen werden. Da die Marina in dem Fall Kosten verursacht, möchten wir nur so lange als nötig bleiben. Nach Aufnahme und Verstauen unserer Sachen wollen wir auch schon wieder raus, um unser Budget zu schonen.
Während wir warten, erledigen wir wieder notwendige Dinge an Bord. Vor dem 27.07. (Montag) wird sich da wohl eh nichts tun. Es ist Wochenende und da wird nichts ankommen, das ist uns leider bewusst.

Durch unsere nasse Überfahrt hat z.B. auch der Magnetschalter zum Motorabstellen Wasser genommen und der Motor lässt sich nicht mehr vom Steuerstand aus per Knopfdruck abstellen. Michael muss dazu in den Motorraum und per Hand den Motor ausmachen. Das ist kann natürlich auch kein Dauerzustand sein. Leider kann der Magnetschalter nicht weiter zerlegt werden, da benötigtes Werkzeug fehlt. Hoffentlich ist der benötigte Durchschlag auf einer der Paletten eingepackt. Dann kann auch gleich das marode Kabel getauscht werden. Vorerst wird der Magnetschalter also beiseite gelegt und Michael widmet sich den Roststellen im Ankerkasten und in der Motorbilge. Die verrosteten Stellen werden per Hand mühevoll bei 30 °C, kein Windzug, abgeschliffen und mit Grundierung gestrichen.

Anja prüft das vom Vorgänger noch als „defekt“ deklarierte Sonnensegel. Oh je, das hat einige Löcher zum Stopfen. Stoffreste werden gefunden und auch Nadel und Faden sind gleich zur Hand. Nachdem ein Teil eines Loches geflickt ist, kommt jedoch die Enttäuschung. Gleich neben dem Geflickten reißt der Stoff auch schon weiter. Zu marode und strapaziert ist das Sonnensegel. Das hat wohl keinen Sinn, die Löcher zu stopfen, auf lang oder kurz muss Anja das neu machen und legt enttäuscht den Fetzen beiseite.

Bald schon kommt die nächste Baustelle. Beim abendlichen Kochen stellt Michael fest, dass unter dem Backofen Sprit (Lampenöl) davon läuft. Es hat sich bereits schon großflächig unter dem Backofen verteilt. Entweder ist hier die Zuleitung defekt oder der Schlauch ist nicht mehr richtig befestigt. Sieht danach aus, dass die Schlauchschelle nicht fest genug saß. Michael macht noch eine zusätzlich dran und zieht beide gut fest an. Das wird hoffentlich dicht sein.

An einem Abend lernen wir zweit Boote weiter ein englisches Ehepaar kennen. Er ist durch unsere Musikrunde an Deck auf uns aufmerksam geworden und zeigt uns gleich seine Gitarre. Neugierig darauf welches Instrument Anja da in der Hand hält, bittet er uns, auf sein Boot zu kommen und ist von der Drehleier begeistert. Noch nie hätte er solch ein Instrument gesehen. Im Gegensatz zu uns macht er schon länger Musik (Gitarre, Keyboard, Trommeln) und spielt über Winter hier in den Tavernen mit anderen Musikern. Also eher ein Profi und gibt Michael beim Gitarren spielen Tipps mit der Fingerhaltung, damit er es leichter hat. Außerdem überlässt er uns noch seine tin whistle. Diese würde er eh nicht spielen, und wir könnten diese gerne behalten. Vielen herzlichen Dank dafür! Der Abend war toll und sowohl er und seine Frau als auch wir haben den Abend sehr genossen.

Dann warten wir mal weiter auf die Paletten. Hoffentlich kommen diese bald.

Unser erstes Ziel ist erreicht

Wir sind heute in Agios Nikolaos, unserer ersten Zwischenstation auf dem Weg nach Frankreich, angekommen. Hier warten wir nun auf die Ankunft unserer beider Paletten mit dem Rest unseres Haushaltes. Diese stehen nach unseren Informationen irgendwo in Athen. Kann also noch ein paar Tage dauern.

Eigentlich wollten wir hier gar nicht so lange bleiben, denn eine Marina ist uns viel zu teuer. Und eigentlich hätten die Paletten fast zeitgleich mit uns ankommen müssen. Aber irgendwas ist da wohl schiefgelaufen 🙁

Einen ausführlichen Bericht gibt es bald 🙂

 

Hafentag

Früh sind wir aufgestanden. Müde waren wir beim Frühstück. Deshalb haben wir kurzfristig entschieden, heute noch einen Tag länger hier in Diafani zu bleiben, um einige Dinge an der TRISKÈLE zu erledigen. Vermutlich kam das Wasser in der Bilge durch eine Undichte an dem Luk der Vorschiffkabine. Diese haben wir heute neu abgedichtet.P1070723 Außerdem haben wir den Motorkühlkreislauf auf Undichtigkeiten überprüft, aber keine festgestellt. Und weil heute Sonntag ist hat Anja die Wäsche gewaschen.

Und zur Nachmittagszeit gab es sogar Kaffee, leider ohne Kuchen 🙁

Posseidons Atem

Heute mittag sind wir in Diafani auf der Insel Karpathos angekommen. Der Übersetzer von Chalki war etwas ruppig.  Die See war teilweise so rau, dass das Wasser immer wieder vorne überkam und die Crew somit regelmäßig eine Erfrischung von Posseidon persönlich bekam.

Und auch der Wind wollte sich nicht so recht an die Wettervorhersage halten. Er kam erstens aus der falschen Richtung und zweites etwas stärker als vorhergesagt. Frechheit sowas!

Aber im 3. Reff und mit Arbeitsfock (zweitkleinstes Vorsegel) stampfte unsere TRISKÈLE tapfer ihrem Ziel entgegen. Dabei nahm sie irgendwo Wasser. Am Anlegesteg in Diafani haben wir Wasser in der Bilge festgestellt. Nichts Beängstigendes, aber wir sollten es nicht vernachlässigen. Morgen, bevor wir weitersegeln, müssen wir auf jedenfall noch die Dichtung der Luke der Vorkabine austauschen. Dort schwappte jedesmal, wenn vorne eine Welle überkam, Wasser in die Vorkabine. Die Dichtungen sind alt und spröde. Auch über die Drucklüfter kam Wasser ins Innere. Da waren wir aber selber Schuld! Denn wir haben vor der Abfahrt vergessen, diese von Innen zu schließen.

Achso, heute stand seit Langem mal wieder Fleisch auf dem Speißeplan. Genauer gesagt Würstchen aus Griechenland. Danke Willi für das Sponsoren dieser Köstlichkeit. Wir haben beim Abendessen an Dich gedacht 🙂

Morgen geht es weiter zu einem Ankerplatz an die Südspitze der Insel Karpathos. Danach folgt der Übersetzter nach Kreta.

So! Wir genießen jetzt noch unseren griechischen Wein in einer Taverne und planen dann die weitere Tour.

Bis bald dann….

 

 

Die ersten Segeletappen

 

Nun sind wir unterwegs. Und alles ist anders. Wir haben keine Sanitärräume der Marina zur Verfügung und duschen ab sofort auf der TRISKÈLE. Open Air versteht sich, denn die im Schiff eingebaute Dusche ist noch immer nicht funktionstüchtig, bzw. wir haben noch keine Lösung für unser Provisorium gefunden. Aber bei etwa 31°C Außentemperaturen ist das ja auch kein Problem:-)

Das weniger Gute ist, dass wir kein Internet mehr haben, und so keine Mails und noch viel wichtiger, kein Wetter mehr abrufen können. Michael hat es bisher noch nicht geschafft, das Amateurfunkmodem zu installieren. Also sind unsere Positionsreporte auf der HP leider nicht immer ganz so aktuell 🙂

Nachdem wir unsere Yacht für den ersten Törn vorbereitet hatten, ging es zunächst nach Marmaris. Dort mussten wir uns ausklarieren, so wie im Flughafen mit dem Pass und Gepäckkontrolle. Leider muss man in der Türkei dazu einen Agenten nehmen, der sich seinen Service natürlich bezahlen lässt. Mit dem hatten wir einen Termin und Treffpunkt vereinbart. Und zwar am großen Anleger der Kreuzfahrtschiffe. Entsprechend hoch war die Kaimauer und diese war mit großen schwarzen Altreifen gegen das Aufprallen der „Großen“ gesichert. Für unsere 12 m Yacht ist dieser Anleger natürlich viel zu groß. Das Anlegemanöver klappte auf Anhieb, obwohl wir das schon lange nicht mehr geübt hatten. Aber, wie sollte es anders sein, stand an dem Tag auch noch so ein Schwell, der unsere TRISKÈLE gegen die Kaimauer drückte. Immer wieder klatschten die Wellen gegen unser neues Zuhause und dieses gegen die Altreifen. Die Yacht zerrte an den Festmacherleinen wie ein wild gewordenes Pferd. Uns war nicht so recht wohl bei dem Gedanken, das Schiff für das Ausklarierungsprocedere alleine zu lassen, aber es half nix. Wir mussten zum Zoll und anschließend noch zum Hafenmeister. Dort verlief alles reibungslos, nur der Hafenmeister ließ sich etwas Zeit damit, den Stempel in unsere Papier zu drücken. Er brauchte recht lange, die Kopien des „Transit-Log“ in seinen Unterlagen zu finden.

Nach dem wir endlich abgefertigt waren, wurden wir doch recht zügig von dem Agenten wieder zu unserem Schiff begleitet. Dieser wich uns nicht von der Seite, und drängte uns förmlich abzulegen. Was eine Hektik!

Der kurze Segelschlag in die Bucht von Icmeler war dann unsere erste Bewährungsprobe unter Segel. Leider klappte auch hier noch nicht alles. So ist uns nach dem setzten des Großsegels aufgefallen, dass die Großschot nicht festgeklemmt werden kann. Wir haben vergessen die Schotklemmen zu montieren. Auch ist uns aufgefallen, dass die Fallen der Vorsegel nicht festgeklemmt werden können. Dinge, die wir noch dringend machen müssen. Die Yacht war, und ist eben noch nicht 100%ig auf die Törns vorbereitet.

Das Ankern in der Bucht von Icmeler war dann super schön. Wir waren die einzigen in der Bucht – mal abgesehen von den hunderten von Badegästen an den Stränden. Letzten November waren wir schon einmal hier. Da waren die Strände leer.

Am Abend sind wir dann mit dem Dinghi (Beiboot) an den Strand gepaddelt. Eigentlich hätten wir die Türkei gar nicht mehr betreten dürfen, waren wir doch bereits durch den Zoll. Aber das tolle Abendessen bei Murat wollten wir uns nicht entgehen lassen. Außerdem wollten wir uns noch von unseren türkischen Freunden verabschieden.

P1070639Tags drauf ging es dann mit leichten achterlichen Winden (Wind von hinten) aus der Bucht von Icmeler ins offene Meer. Griechenland wartete auf uns. Doch kaum waren wir aus der Bucht draußen, verließ uns auch schon der Wind. Also Vorsegel runter, und Motor an – sonst kommen wir ja nie an, denn bis Symi sind es 38 SM. Das Großsegel ließen wir gesetzt, um die Yacht etwas stabil zu halten. Kaum um das Kap herum gefahren, kam auch schon wieder Wind auf. Leider aus der falschen Richtung – nämlich genau von vorne :-(. Hätten wir jetzt etwas mehr Zeit und müssten nicht bis 25. Juli auf Kreta sein, wir wären gegen an gesegelt oder hätten unser Ziel einfach nach dem Wind gerichtet. Nach Rhodos wäre der Wind perfekt gewesen. Etwas später, beim Kap von Göckce kam dann stärkerer Wind auf, so dass wir entschieden, das Großsegel etwas zu reffen. Beim Kap Karaburun drehten wir den Bug gen Symi. Ab jetzt kam der Wind aus einer guten Richtung, so dass wir das Vorsegel wieder setzten. Bis kurz vor der Einfahrt zu Symi genossen wir schönes Segeln, bis dann die Fallböen so heftig wurden, dass wir den Motor starteten und die Segel wieder einpackten. Eigentlich wollten wir in der Bucht von Ormas Pedi übernachten.P1070650 Diese ist gegen Wind gut geschützt und man könnte Symi Stadt in wenigen Gehminuten erreichen. Nur wir waren hier viel zu spät angekommen, und die Bucht war bereits voll mit Charterbooten. Platz für uns gab es keinen mehr. Also wieder raus aus der Bucht und einmal um das Kap zur Hafeneinfahrt von Symi. Dort wollten wir ja gar nicht hin. Denn der Hafen kostet Geld, das wir nicht ausgeben möchten. Bei der Einfahrt präsentierte sich die Stadt in einem wunderschönen Licht. Es war bereits früher Abend und die Sonne sollte in einer Stunde untergehen. Aber auch hier waren wir zu spät. Der kleine Hafen war übervoll. Also Yacht herumdrehen und wieder raus aus dem Hafen. In uns kamen schon die ersten Gedanken auf, dass wir über Nacht fahren müssten und so unsere Wachen einteilen. Ankerplätze sind wegen dem steil abfallenden Meeresgrund rar in dieser Gegend. Bei der Einfahrt ist uns jedoch ein freier, langer Anleger aufgefallen, an dem nur ein Arbeitsboot lag. Dort wollten wir es noch einmal versuchen, um nicht über die Nacht fahren zu müssen. Und tatsächlich, hier war ein Anlegen für uns möglich. Ein Platz der zudem völlig kostenlos war.P1070657 Zugegeben, der Schwell war nicht gerade angenehm, aber immer noch besser als völlig unerfahrene Crew über die Nacht zu fahren. Symi ist in einen Hang gebaut und wirkt mit seinen blau weißen Häusern typisch griechisch. Die engen Gassen mit den verschiedensten Geschäften wirkten auf uns romantisch. Wir kamen uns vor wie in einem Film. Es war bezaubernd und die Nacht war sehr lau! Discotheken sucht man hier vergeblich und anders als in dem türkischen Marmaris, sind die Läden und Häuser nicht so modern. Aber das macht ja den Charme der kleinen Hafenstadt aus. Dafür gibt es Tavernen im Überfluss, aus denen gelegentlich die typisch griechische Musik drang. Die Leute wirkten ausgelassen und entspannt. Und trotz der späten Stunde, es war bereits 21 Uhr als wir von unserem Anleger in die Stadt liefen, waren die meisten Geschäfte noch offen. Von Krise war hier nichts zu spüren. Es ist schön, dass der Tourismus hier noch keine riesigen Hotelanlagen hat entstehen lassen. In der Stadt versorgten wir uns mit dem Nötigsten. Und suchten vergeblich nach einem feien WIFI um das Wetter abzurufen.P1070664

Am nächsten Tag sollte es früh losgehen, doch irgendwie haben wir es nicht geschafft, vor 11 Uhr abzulegen. Nicht zuletzt deswegen, weil das mit dem Tanken nicht so recht geklappt hat. Aus der Zapfsäule kam mehr Diesel, als in unseren Tankstutzen abfließen konnte. Auch das müssen wir auf unsere TO DO Liste aufnehmen.

P1070665Die vorangeschrittene Zeit und die weite Distanz nach Chalki, unseren nächsten Stopp, zwang uns dazu, den Motor zu benutzen, auch wenn wir guten Wind hatten. Nach der Durchfahrt von Stenon Seskliou ging die Fahrt 17 sm ( ca. 31 Km) über das freie Meer. Unterwegs trieb eine verlorene, aber neue Luftmatratze an uns vorüber. Gelegenheit hier ein Mann über Bordmanöver zu fahren, und die Matratze zu bergen. Das Manöver hat gut geklappt und Anja hat jetzt eine weiche Liegegelegenheit auf der sie auch prompt eine Stunde lang im Cockpit geschlafen hat.

Die Einfahrt in unsere Ankerbucht war dann etwas aufregend, denn in dem Bereich gibt es ein paar überspülte (also nicht sichtbare Riffe). Da wir derzeit noch ohne Plotter (so etwas wie ein Navi im Auto) unterwegs sind, mussten wir ständig unsere Position mit einem alten GPS auf der Karte überprüfen. Letztendlich haben wir es geschafft in die Bucht einzulaufen. Hier in Chalki wollen wir einen Tag Ruhe einlegen, um neue Kräfte zu sammeln, denn die Weiterfahrt nach Karpathos soll nach Aussagen anderer Segler etwas ruppig werden. Also wollen wir so früh wie möglich in Chalki starten um noch mit sanfteren, frühmorgendlichen Winden zu segeln.

P1070671Die kleine Bucht, mit dem türkis schimmernden Wasser teilen wir uns mit zwei weiteren Booten. Am Ende der Bucht gibt es eine kleine Bar mit Badestrand. Just in dem Moment als wir den Anker fallen ließen kam förmlich aus dem Nichts eine amerikanische Chartercrew, die sehr dicht neben uns ebenfalls den Anker fallen ließ. So fühlten wir uns genötigt, statt 30 m, nur 20 m Ankerkette zu geben. Bei wenig Wind und keinem Schwell eigentlich kein Problem. Aber der Schwell sollte noch kommen. Die beiden Segelyachten rollten im Wasser, das man förmlich Seekrank werden könnte. In der Nacht machten wir kein Auge zu, hatten wir doch Angst, der Anker könnte nicht halten.

Heute Abend geht es noch einmal schnell zu Fuß nach Chalki Stadt, um nach einem Bäcker zu suchen.

P1070678Chalki ist für Individualtouristen, Puristen und Bagpacker ein Eldorado. Der mit Steinen gepflasterte Weg führt über einen sanften Hügel hinunter zu dem Hafen, vorbei an kleinen Vorgärten wo Rosmarin, Granatäpfel und Oliven wachsen. Hier ist der Tourismus noch nicht richtig angekommen. Keine überfüllten Tavernen, keine Discotheken und Animationsläden. Die Stadt hat ihren ursprünglichen Charme bewahrt. Nur wenige Touristen findet man in den Gassen und Läden der Stadt. Dafür mehr Einheimische. Die wenigen Fischer sind mit der Pflege der Netze beschäftigt, und die Alten spielen in den Cafés ein Spiel, das unserem Backgammon gleicht. Hier stehen kleine verfallene Häuser direkt neben den gepflegten Neuen. Diese sind alle relativ klein, meist rechteckig und haben offensichtlich nur wenige Zimmer. Es ist romantisch hier. Schade, dass wir weiter müssen nach Kreta. Gerne wären wir hier noch ein wenig geblieben und hätten die Zeit verloren. Es gäbe noch so viel zu entdecken. Eine verlassene Stadt, eine Burgruine, einige Olivenhaine durch die zahlreiche Wege zum Wandern führen. Vielleicht kommen wir ja wieder…P1070682

Morgen wollen wir dann ganz früh nach Karpathos losgehen. Wir sind gespannt und aufgeregt. Wir melden uns dann bei nächster Gelegenheit wieder 🙂