Die ersten Segeletappen

 

Nun sind wir unterwegs. Und alles ist anders. Wir haben keine Sanitärräume der Marina zur Verfügung und duschen ab sofort auf der TRISKÈLE. Open Air versteht sich, denn die im Schiff eingebaute Dusche ist noch immer nicht funktionstüchtig, bzw. wir haben noch keine Lösung für unser Provisorium gefunden. Aber bei etwa 31°C Außentemperaturen ist das ja auch kein Problem:-)

Das weniger Gute ist, dass wir kein Internet mehr haben, und so keine Mails und noch viel wichtiger, kein Wetter mehr abrufen können. Michael hat es bisher noch nicht geschafft, das Amateurfunkmodem zu installieren. Also sind unsere Positionsreporte auf der HP leider nicht immer ganz so aktuell 🙂

Nachdem wir unsere Yacht für den ersten Törn vorbereitet hatten, ging es zunächst nach Marmaris. Dort mussten wir uns ausklarieren, so wie im Flughafen mit dem Pass und Gepäckkontrolle. Leider muss man in der Türkei dazu einen Agenten nehmen, der sich seinen Service natürlich bezahlen lässt. Mit dem hatten wir einen Termin und Treffpunkt vereinbart. Und zwar am großen Anleger der Kreuzfahrtschiffe. Entsprechend hoch war die Kaimauer und diese war mit großen schwarzen Altreifen gegen das Aufprallen der „Großen“ gesichert. Für unsere 12 m Yacht ist dieser Anleger natürlich viel zu groß. Das Anlegemanöver klappte auf Anhieb, obwohl wir das schon lange nicht mehr geübt hatten. Aber, wie sollte es anders sein, stand an dem Tag auch noch so ein Schwell, der unsere TRISKÈLE gegen die Kaimauer drückte. Immer wieder klatschten die Wellen gegen unser neues Zuhause und dieses gegen die Altreifen. Die Yacht zerrte an den Festmacherleinen wie ein wild gewordenes Pferd. Uns war nicht so recht wohl bei dem Gedanken, das Schiff für das Ausklarierungsprocedere alleine zu lassen, aber es half nix. Wir mussten zum Zoll und anschließend noch zum Hafenmeister. Dort verlief alles reibungslos, nur der Hafenmeister ließ sich etwas Zeit damit, den Stempel in unsere Papier zu drücken. Er brauchte recht lange, die Kopien des „Transit-Log“ in seinen Unterlagen zu finden.

Nach dem wir endlich abgefertigt waren, wurden wir doch recht zügig von dem Agenten wieder zu unserem Schiff begleitet. Dieser wich uns nicht von der Seite, und drängte uns förmlich abzulegen. Was eine Hektik!

Der kurze Segelschlag in die Bucht von Icmeler war dann unsere erste Bewährungsprobe unter Segel. Leider klappte auch hier noch nicht alles. So ist uns nach dem setzten des Großsegels aufgefallen, dass die Großschot nicht festgeklemmt werden kann. Wir haben vergessen die Schotklemmen zu montieren. Auch ist uns aufgefallen, dass die Fallen der Vorsegel nicht festgeklemmt werden können. Dinge, die wir noch dringend machen müssen. Die Yacht war, und ist eben noch nicht 100%ig auf die Törns vorbereitet.

Das Ankern in der Bucht von Icmeler war dann super schön. Wir waren die einzigen in der Bucht – mal abgesehen von den hunderten von Badegästen an den Stränden. Letzten November waren wir schon einmal hier. Da waren die Strände leer.

Am Abend sind wir dann mit dem Dinghi (Beiboot) an den Strand gepaddelt. Eigentlich hätten wir die Türkei gar nicht mehr betreten dürfen, waren wir doch bereits durch den Zoll. Aber das tolle Abendessen bei Murat wollten wir uns nicht entgehen lassen. Außerdem wollten wir uns noch von unseren türkischen Freunden verabschieden.

P1070639Tags drauf ging es dann mit leichten achterlichen Winden (Wind von hinten) aus der Bucht von Icmeler ins offene Meer. Griechenland wartete auf uns. Doch kaum waren wir aus der Bucht draußen, verließ uns auch schon der Wind. Also Vorsegel runter, und Motor an – sonst kommen wir ja nie an, denn bis Symi sind es 38 SM. Das Großsegel ließen wir gesetzt, um die Yacht etwas stabil zu halten. Kaum um das Kap herum gefahren, kam auch schon wieder Wind auf. Leider aus der falschen Richtung – nämlich genau von vorne :-(. Hätten wir jetzt etwas mehr Zeit und müssten nicht bis 25. Juli auf Kreta sein, wir wären gegen an gesegelt oder hätten unser Ziel einfach nach dem Wind gerichtet. Nach Rhodos wäre der Wind perfekt gewesen. Etwas später, beim Kap von Göckce kam dann stärkerer Wind auf, so dass wir entschieden, das Großsegel etwas zu reffen. Beim Kap Karaburun drehten wir den Bug gen Symi. Ab jetzt kam der Wind aus einer guten Richtung, so dass wir das Vorsegel wieder setzten. Bis kurz vor der Einfahrt zu Symi genossen wir schönes Segeln, bis dann die Fallböen so heftig wurden, dass wir den Motor starteten und die Segel wieder einpackten. Eigentlich wollten wir in der Bucht von Ormas Pedi übernachten.P1070650 Diese ist gegen Wind gut geschützt und man könnte Symi Stadt in wenigen Gehminuten erreichen. Nur wir waren hier viel zu spät angekommen, und die Bucht war bereits voll mit Charterbooten. Platz für uns gab es keinen mehr. Also wieder raus aus der Bucht und einmal um das Kap zur Hafeneinfahrt von Symi. Dort wollten wir ja gar nicht hin. Denn der Hafen kostet Geld, das wir nicht ausgeben möchten. Bei der Einfahrt präsentierte sich die Stadt in einem wunderschönen Licht. Es war bereits früher Abend und die Sonne sollte in einer Stunde untergehen. Aber auch hier waren wir zu spät. Der kleine Hafen war übervoll. Also Yacht herumdrehen und wieder raus aus dem Hafen. In uns kamen schon die ersten Gedanken auf, dass wir über Nacht fahren müssten und so unsere Wachen einteilen. Ankerplätze sind wegen dem steil abfallenden Meeresgrund rar in dieser Gegend. Bei der Einfahrt ist uns jedoch ein freier, langer Anleger aufgefallen, an dem nur ein Arbeitsboot lag. Dort wollten wir es noch einmal versuchen, um nicht über die Nacht fahren zu müssen. Und tatsächlich, hier war ein Anlegen für uns möglich. Ein Platz der zudem völlig kostenlos war.P1070657 Zugegeben, der Schwell war nicht gerade angenehm, aber immer noch besser als völlig unerfahrene Crew über die Nacht zu fahren. Symi ist in einen Hang gebaut und wirkt mit seinen blau weißen Häusern typisch griechisch. Die engen Gassen mit den verschiedensten Geschäften wirkten auf uns romantisch. Wir kamen uns vor wie in einem Film. Es war bezaubernd und die Nacht war sehr lau! Discotheken sucht man hier vergeblich und anders als in dem türkischen Marmaris, sind die Läden und Häuser nicht so modern. Aber das macht ja den Charme der kleinen Hafenstadt aus. Dafür gibt es Tavernen im Überfluss, aus denen gelegentlich die typisch griechische Musik drang. Die Leute wirkten ausgelassen und entspannt. Und trotz der späten Stunde, es war bereits 21 Uhr als wir von unserem Anleger in die Stadt liefen, waren die meisten Geschäfte noch offen. Von Krise war hier nichts zu spüren. Es ist schön, dass der Tourismus hier noch keine riesigen Hotelanlagen hat entstehen lassen. In der Stadt versorgten wir uns mit dem Nötigsten. Und suchten vergeblich nach einem feien WIFI um das Wetter abzurufen.P1070664

Am nächsten Tag sollte es früh losgehen, doch irgendwie haben wir es nicht geschafft, vor 11 Uhr abzulegen. Nicht zuletzt deswegen, weil das mit dem Tanken nicht so recht geklappt hat. Aus der Zapfsäule kam mehr Diesel, als in unseren Tankstutzen abfließen konnte. Auch das müssen wir auf unsere TO DO Liste aufnehmen.

P1070665Die vorangeschrittene Zeit und die weite Distanz nach Chalki, unseren nächsten Stopp, zwang uns dazu, den Motor zu benutzen, auch wenn wir guten Wind hatten. Nach der Durchfahrt von Stenon Seskliou ging die Fahrt 17 sm ( ca. 31 Km) über das freie Meer. Unterwegs trieb eine verlorene, aber neue Luftmatratze an uns vorüber. Gelegenheit hier ein Mann über Bordmanöver zu fahren, und die Matratze zu bergen. Das Manöver hat gut geklappt und Anja hat jetzt eine weiche Liegegelegenheit auf der sie auch prompt eine Stunde lang im Cockpit geschlafen hat.

Die Einfahrt in unsere Ankerbucht war dann etwas aufregend, denn in dem Bereich gibt es ein paar überspülte (also nicht sichtbare Riffe). Da wir derzeit noch ohne Plotter (so etwas wie ein Navi im Auto) unterwegs sind, mussten wir ständig unsere Position mit einem alten GPS auf der Karte überprüfen. Letztendlich haben wir es geschafft in die Bucht einzulaufen. Hier in Chalki wollen wir einen Tag Ruhe einlegen, um neue Kräfte zu sammeln, denn die Weiterfahrt nach Karpathos soll nach Aussagen anderer Segler etwas ruppig werden. Also wollen wir so früh wie möglich in Chalki starten um noch mit sanfteren, frühmorgendlichen Winden zu segeln.

P1070671Die kleine Bucht, mit dem türkis schimmernden Wasser teilen wir uns mit zwei weiteren Booten. Am Ende der Bucht gibt es eine kleine Bar mit Badestrand. Just in dem Moment als wir den Anker fallen ließen kam förmlich aus dem Nichts eine amerikanische Chartercrew, die sehr dicht neben uns ebenfalls den Anker fallen ließ. So fühlten wir uns genötigt, statt 30 m, nur 20 m Ankerkette zu geben. Bei wenig Wind und keinem Schwell eigentlich kein Problem. Aber der Schwell sollte noch kommen. Die beiden Segelyachten rollten im Wasser, das man förmlich Seekrank werden könnte. In der Nacht machten wir kein Auge zu, hatten wir doch Angst, der Anker könnte nicht halten.

Heute Abend geht es noch einmal schnell zu Fuß nach Chalki Stadt, um nach einem Bäcker zu suchen.

P1070678Chalki ist für Individualtouristen, Puristen und Bagpacker ein Eldorado. Der mit Steinen gepflasterte Weg führt über einen sanften Hügel hinunter zu dem Hafen, vorbei an kleinen Vorgärten wo Rosmarin, Granatäpfel und Oliven wachsen. Hier ist der Tourismus noch nicht richtig angekommen. Keine überfüllten Tavernen, keine Discotheken und Animationsläden. Die Stadt hat ihren ursprünglichen Charme bewahrt. Nur wenige Touristen findet man in den Gassen und Läden der Stadt. Dafür mehr Einheimische. Die wenigen Fischer sind mit der Pflege der Netze beschäftigt, und die Alten spielen in den Cafés ein Spiel, das unserem Backgammon gleicht. Hier stehen kleine verfallene Häuser direkt neben den gepflegten Neuen. Diese sind alle relativ klein, meist rechteckig und haben offensichtlich nur wenige Zimmer. Es ist romantisch hier. Schade, dass wir weiter müssen nach Kreta. Gerne wären wir hier noch ein wenig geblieben und hätten die Zeit verloren. Es gäbe noch so viel zu entdecken. Eine verlassene Stadt, eine Burgruine, einige Olivenhaine durch die zahlreiche Wege zum Wandern führen. Vielleicht kommen wir ja wieder…P1070682

Morgen wollen wir dann ganz früh nach Karpathos losgehen. Wir sind gespannt und aufgeregt. Wir melden uns dann bei nächster Gelegenheit wieder 🙂