Fahrt von Diafani nach Agios Nikolaos

Von der Insel Karpathos aus dem Hafen Diafani machten wir bereits früh um 07:45 Uhr los. Bei leichtem Halbwind sind wir ca. 5 Seemeilen gesegelt bis der Wind einschlief und wir unter Motor weiter gefahren sind. Unser nächstes Ziel sollte auf der Insel Kasos der Hafen Fri sein. Zwischen der Insel Karpathos und Kasos hatten wir den vorhergesagten Düseneffekt mit ca. 6 Beaufort Windstärke aus Nord und Wellen bis maximal 1,5 m. Immer wieder kontrollieren wir unterwegs die Bilge auf Wassereintritt, jedoch alles in Ordnung. Die Maßnahme in Diafani das vordere undichte Luk abzudichten hatte wohl Früchte getragen und alles blieb trocken.

Da wir den Wind wieder voll auf die Nase bekommen haben, sind wir die restliche Strecke von 34 Seemeilen unter Motor gelaufen. Der Hafen von Fri auf der Insel Kasos sieht von weitem sehr ausgestorben aus. Als wir einlaufen, sehen wir große Betonstege, die wohl für die Großschifffahrt reserviert sind. Für Schiffe unserer Größe ist eigentlich kein Anlegesteg vorgesehen. Auf der Rückseite der Betonstege liegen kleinere Boote, kleinere Fischerboote und ein einsamer Segler unseres Formates. Vor dem Segler möchten wir gerne uns platzieren, jedoch werden wir von einem Marinerio am Steg darauf hingewiesen, dass das der Anleger für die Fähre sei. Demnach hier kein Platz für uns. Hinter dem Segler sollen wir festmachen, meint er. Für uns ist die Lücke zwischen dem Segler zum nächsten Fischerboot jedoch zu klein und auch die Wassertiefe ist uns nicht geheuer. Sind überall unter Wasser dort Betonklötze und große Steine verteilt. Wir fragen, ob wir nicht dort bei der Großschifffahrt festmachen könnten. Irgendwie hat er unsere Frage nicht wirklich verneint und uns somit die Freigabe zum Festmachen an dem großen Betonsteg erteilt. Sollte hier ein Schiff festmachen wollen, müssen wir eben weg, denken wir uns. Außerdem ist ja auch genügend Platz hier. Der Marinerio ist dann auch schon verschwunden bevor wir richtig festmachen. Wir liegen gut, denken wir uns und erfreuen uns, dass wir die Nacht ohne Schwell am Steg verbringen können.

Am selben Abend noch kommt eine Segelyacht, die sich zu uns an den Steg legt. Wir helfen beim Anlegen mit deren Leinen. Es ist ein belgisches Paar. Die Yacht trägt den Namen Wild & Wei und die zwei kommen von Kreta gesegelt. Demnach von da, wo wir hin wollen. Wir fragen nach dem Wind und den Wellen. Es soll ganz schön blasen dort und bis zu 2 m Wellen haben. Besser wir würden einen Tag warten, denn der Wind würde schwächer werden und demnach wäre es dann nicht mehr so bewegt.
Bei einem kleinen Rundgang auf der Suche nach einem Supermarkt finden wir einen kleinen Shop, der gesalzene Preise hat. Wir kaufen nur das Nötigste für das Abendessen und bekommen an der Kasse eine selbstgemachte Süßspeise in die Hände gedrückt. Das war vielleicht lecker und eine nette Geste von der Kassiererin! Gleich nebenan ist ein kleiner Obst- und Gemüseladen. Die Qualität der Ware ist wünschenswert. Vieles schon vertrocknet, verschimmelt und sieht überlagert aus. Selbst in den wenigen Kühlschränken ist die Ware bereits verdorben und gammelt vor sich hin. Aber wir finden noch alles Notwendige für uns, das in Ordnung ist.

Am nächsten Tag (21.07.) kommen wir mit den Belgiern wieder ins Gespräch. Auf deren Boot empfehlen sie uns auf Kreta den Hafen von Sitia anzulaufen. Dort wäre nichts los und man liege sicher, ruhig und könne längsseits festmachen. Die Buchten an der Ostküste von Kreta seien kritisch und nicht so sicher. Wir verlegen unser erstes Ziel auf Kreta daher nach Sitia. Ebenso erzählen sie uns von einer Insel mit weißem Sandstrand, herrliche Bucht, kein Schwell und unweit von hier. Wir beschließen wegen Müdigkeit der Crew noch einen Tag bis zur Überfahrt nach Kreta zu warten und den Tag und die kommende Nacht in der empfohlenen Bucht der Insel Armathia zu verbringen. Können wir dort wieder schnorcheln und nachts die Sterne beobachten. Nach 3 Seemeilen Fahrt unter Motor erspähten wir den wohl gemeinten Sandstrand mit dessen Bucht. Nach dem Ankermanöver hatte Michael irgendwie das Gefühl, dass wir treiben, jedoch waren wir fest verankert und nur der Schwell bewegte die Triskèle hin und her. Ganz so ruhig war diese Bucht dann leider doch nicht, aber wir sind geblieben. Beim Schnorcheln konnten wir leider nur wenige kleine Fische ausfindig machen. Der Anker aber war gut eingegraben, und wir hätten nach dem Beobachten des nächtlichen Sternenhimmels zumindest mental gut schlafen sollen. Zu unserem Leid war die Bucht nicht so ruhig wie angekündigt, und wir rollten die ganze Nacht mit der Triskèle von einer Seite zur Anderen.

Morgens früh um 07:45 Uhr (22.07.) gingen wir Anker auf Richtung Sitia auf Kreta. Da der Wind genau einmal wieder aus der Richtung kam wo wir hin wollten, sind wir die ganze Strecke unter Motor mit Sützsegel gefahren. Motort sind wir aber auch aus dem Grund, weil es uns für einen Tagestrip zu weit war, und es wegen des Düseneffekts zwischen den Inseln ungemütlich werden sollte. Der Wind wehte zwischen 4 und 5 Beaufort aus WNW bei Wellen mit ca. 1 bis 1,5 m Höhe und 30 °C.

Es war eigentlich nicht so schlimm wie wir befürchtet hatten. Dennoch tauchte die Triskèle immer wieder in die Wellen ein und warf Wasser über das Deck nach hinten. Wir erfreuten uns schon an der Küste von Kreta, als Anja um ca. 13 Uhr ungewöhnliche Motorenge räusche vernahm und Michael darauf aufmerksam machte. Ja, da stimmt etwas nicht und Michael rennt sofort zur Motorbilge, öffnet diese und bekommt auch schon einen Schreck! „Motor aus!“ schreit er hoch zu Anja, die sofort nichtsahnend was denn nun los war, den Motor stoppte. „Wassereinbruch! – Fall ab!“ Der Motorraum stand bis zur Motorölwanne im Salzwasser. Mit Tauchpumpe und Pütz kämpfte Michael gegen den Wassereinbruch. Woher kam das nur und vor allem in der Menge? Ist der Seewasserkühlschlauch geplatzt? Nein, der ist es nicht. Ein Loch im Rumpf? Nein, das ist es auch nicht. „Wird es weniger?“ fragt Anja ein paar Mal nach, aber Michael konnte noch keine Antwort darauf geben. Sorgenvoll steht Anja am Ruder, und lässt die Triskèle im Wind bei Halbwindkurs auf 140° MgK treiben. Michael kämpft Eimer für Eimer gegen das Wasser. Mit jeder Welle hat er Mühe sich festzuhalten und gleichzeitig den Eimer mit Wasser hinaus ins Cockpit mit Wasserablauf zu hieven. Er ist erschöpft und entkräftet, bis klar ist, dass das Wasser weniger wird und keines weiter eintritt. Wir versuchen den Motor zu starten – er läuft – gehen wieder auf den alten Kurs. Ein Rest Wasser in der Bilge verbleibt. Wir beobachten wieder halbstündlich die Bilge, ob das Wasser auch nicht mehr wird. Aber alles im grünen Bereich wieder. In Sitia angekommen sind wir geschafft und froh angekommen zu sein. Hätten wir in der Türkei doch nur noch die Bilgepumpe gekauft. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Michael montiert wieder den Niedergang ab und holt mit der Pütz das restliche Wasser aus der Bilge. Die große Trocknung des kompletten Schiffs und Begutachtung machen wir dann am nächsten Tag.

Es stellte sich heraus, dass das Wasser aus dem Grauwassertank über die Dusche in die Bilge lief. Die Triskèle stampfte im Seegang und nahm so Wasser über die Ankeröffnung im Bug in den Ankerkasten auf, in der die Ankerwinsch eingebaut ist. Deren Ablauf war mit einem Leinenende eines Fenders verstopft. Das Wasser konnte nicht abfließen und lief über die Kettendurchführung in den Kettenkasten und somit in den Grauwassertank, der dann in die Motorbilge überlief. Wir müssen daher in Zukunft erst einmal darauf achten, dass wir während so einer bewegten Fahrt regelmäßig den Grauwassertank entleeren. Als Endlösung muss jedoch die Ankerwinsch und deren Aufnahme auf Deck montiert werden. Die Durchführung im Bug zum Kettenkasten wird geschlossen. Dieser Umbau muss jedoch bis wir in Frankreich sind warten. Bis dahin bleibt es wie es ist.

Am nächsten Tag (23.07.) blieben wir im kostenlosen Hafen und befreiten unser Schiff im Innern von dem Salzwasser. Das bedeutete ziemliches Chaos an Bord. Alle Bodenplatten mussten aufgemacht, der Inhalt der Bilge ausgeräumt, gesäubert und zur Trocknung in die Sonne platziert werden. Danach haben wir die Stadt zu Fuß erkundet. Sitia ist größtenteils eine hässliche, Betonplattenbau Stadt und wirkt wie ein Häuserklumpen. Rund um die Hafenpromenade mit den Tavernen und Musikbars erstrecken sich jedoch Palmen und lockern das Ambiente etwas auf. Auch findet man sehr viele Benjamini – Bäume! Welche bei uns in Töpfen sorgsam klein heranwächsen sind hier große ausgewachsene Bäume! Wow, wie groß die werden können! Abends ist hier gut was los und die Musik ertönt aus den Lokalen. In zweiter Reihe hinter der Hafenpromenade erstrecken sich viele kleine Geschäfte, die mittags geschlossen sind. Abends wird geöffnet. Dann wenn es kühler wird, und die Menschen sich in den Gassen tummeln.

Der alte Teil der Stadt mit dem venezianischen Fort ist schön. Leider haben wir die Öffnungszeit verpasst und können das Fort nicht von innen besichtigen. Wir schlendern durch die kleinen Gassen und immer wieder geht unser Blick durch die Häuserreihe hindurch zum Ausblick auf den Hafen und das Meer. Nachdem wir abends das Wetter für den nächsten Segeltag gecheckt haben, gehen wir zum Boot und planen die Route nach Agios Nikolaos. Dort wollen wir ja dann auf die Ankunft unserer Paletten warten.

Bei leichtem Wind ca 2-3 Beaufort aus NW starten wir unter Segel. Da die Strecke nicht so weit ist, beschließen wir, erst einmal aus der Bucht von Sitia zu kreuzen. Später am Kap Phaneromeni erwischt uns eine Flaute und wir müssen weiter motoren. Nach etwa drei Stunden geht es dann wieder mit raumen Wind (Wind von hinten) unter dem Focksegel weiter nach Agios Nikolaos. Bei der Einfahrt in den Hafen, der diesmal nicht kostenfrei ist, erwartete uns schon einer von der Hafenmeisterei. „Are you the friends from Udo“ fragte er und gleich war klar, dass wir erwartet wurden. Udo betreut hier in Agios Nikolaos den „Trans Ocean“ Standort. Ihn hatten wir gebeten, sich als Ansprechpartner für die Ankunft unserer Paletten zur Verfügung zu stellen. Ohne Frage hat er sich dazu bereit erklärt, dafür danken wir ihn sehr.

Ob wir ein Bugstrahlruder hätten, fragte der Marinero noch. „Nein, haben wir nicht“, sagt Anja. Ist es mit einem Bugstrahlruder doch bequemer einzuparken, da man einfach besser sich drehen und wenden kann. Michael stellt sich der Aufgabe rückwärts einzuparken und nachdem er ein paar Mal vor und zurück drehte, standen wir auch schon in der Box zwischen zwei Booten. Das eine Boot davon war unbewohnt, das andere bewohnt. Beim Einfahren in die Lücke war die Crew gleich auf Deck und hatte Angst um ihre Schickimicki Beneteau-Yacht. Zugegeben deren Boot ist nagelneu und da wären wir auch besorgt, ob da auch nichts schief geht. Wir haben dafür natürlich Verständnis.

Nun sind wir also angekommen und warten nun auf die Ankunft unserer Habseligkeiten aus Deutschland, die hoffentlich die nächsten Tage ankommen werden. Da die Marina in dem Fall Kosten verursacht, möchten wir nur so lange als nötig bleiben. Nach Aufnahme und Verstauen unserer Sachen wollen wir auch schon wieder raus, um unser Budget zu schonen.
Während wir warten, erledigen wir wieder notwendige Dinge an Bord. Vor dem 27.07. (Montag) wird sich da wohl eh nichts tun. Es ist Wochenende und da wird nichts ankommen, das ist uns leider bewusst.

Durch unsere nasse Überfahrt hat z.B. auch der Magnetschalter zum Motorabstellen Wasser genommen und der Motor lässt sich nicht mehr vom Steuerstand aus per Knopfdruck abstellen. Michael muss dazu in den Motorraum und per Hand den Motor ausmachen. Das ist kann natürlich auch kein Dauerzustand sein. Leider kann der Magnetschalter nicht weiter zerlegt werden, da benötigtes Werkzeug fehlt. Hoffentlich ist der benötigte Durchschlag auf einer der Paletten eingepackt. Dann kann auch gleich das marode Kabel getauscht werden. Vorerst wird der Magnetschalter also beiseite gelegt und Michael widmet sich den Roststellen im Ankerkasten und in der Motorbilge. Die verrosteten Stellen werden per Hand mühevoll bei 30 °C, kein Windzug, abgeschliffen und mit Grundierung gestrichen.

Anja prüft das vom Vorgänger noch als „defekt“ deklarierte Sonnensegel. Oh je, das hat einige Löcher zum Stopfen. Stoffreste werden gefunden und auch Nadel und Faden sind gleich zur Hand. Nachdem ein Teil eines Loches geflickt ist, kommt jedoch die Enttäuschung. Gleich neben dem Geflickten reißt der Stoff auch schon weiter. Zu marode und strapaziert ist das Sonnensegel. Das hat wohl keinen Sinn, die Löcher zu stopfen, auf lang oder kurz muss Anja das neu machen und legt enttäuscht den Fetzen beiseite.

Bald schon kommt die nächste Baustelle. Beim abendlichen Kochen stellt Michael fest, dass unter dem Backofen Sprit (Lampenöl) davon läuft. Es hat sich bereits schon großflächig unter dem Backofen verteilt. Entweder ist hier die Zuleitung defekt oder der Schlauch ist nicht mehr richtig befestigt. Sieht danach aus, dass die Schlauchschelle nicht fest genug saß. Michael macht noch eine zusätzlich dran und zieht beide gut fest an. Das wird hoffentlich dicht sein.

An einem Abend lernen wir zweit Boote weiter ein englisches Ehepaar kennen. Er ist durch unsere Musikrunde an Deck auf uns aufmerksam geworden und zeigt uns gleich seine Gitarre. Neugierig darauf welches Instrument Anja da in der Hand hält, bittet er uns, auf sein Boot zu kommen und ist von der Drehleier begeistert. Noch nie hätte er solch ein Instrument gesehen. Im Gegensatz zu uns macht er schon länger Musik (Gitarre, Keyboard, Trommeln) und spielt über Winter hier in den Tavernen mit anderen Musikern. Also eher ein Profi und gibt Michael beim Gitarren spielen Tipps mit der Fingerhaltung, damit er es leichter hat. Außerdem überlässt er uns noch seine tin whistle. Diese würde er eh nicht spielen, und wir könnten diese gerne behalten. Vielen herzlichen Dank dafür! Der Abend war toll und sowohl er und seine Frau als auch wir haben den Abend sehr genossen.

Dann warten wir mal weiter auf die Paletten. Hoffentlich kommen diese bald.