Au revoir la Corse
Als wir an der Tankstelle von Calvi/ Korsika die TRISKÈLE mit 150 Litern Diesel betankt hatten, waren wir aufgeregt. Lange war es her, dass wir eine Überfahrt geplant hatten und über Nacht gefahren sind.
Es liegen ca. 115 Seemeilen vor uns bis nach Porquerolles, unserem nächsten Ziel. Wir kalkulieren ca. 20 Stunden ein. Der Wind bläst mit 5 Beaufort aus NE. Wenn er die Stärke behält, sollten wir gegen Mittag des Folgetages am Bestimmungsziel sein. Sollte der Wind zunehmen, kämen wir früher an. Wir gehen jedoch davon aus, dass der Wind über Nacht und auf offener See abschwächt.
Diese Fahrten über Nacht sind immer wieder aufregend und spannend. Weiß man ja nie was auf einer so langen Fahrt alles passiert. Wir sind auf uns allein gestellt, wenn wir nachts alleine Wache halten und die TRISKÈLE steuern.
Um 14:30 Uhr machen wir die Leinen los und werfen nochmals einen Blick zum Steg, an dem die SY IMAGINE noch festgemacht hat. Dort steht natürlich, wie insgeheim gehofft, Klaus und winkt uns zum Abschied zu. Wieder kommen Gefühle von Rührung, Freude und Traurigkeit in uns auf, Tränen kullern über unsere Wangen. So schön war es mit unseren Freunden hier auf der Insel Korsika zusammen den Abend und den nächsten Morgen zu verbringen. Wir hatten so viel Spaß zusammen. Nun trennen wir uns für ein paar Tage. Die Vorfreude auf das Wiedersehen ist aber groß.
Michael lenkt bei Gegenwind die TRISKÈLE aus dem Hafen. Wir sehen die uns entgegenkommenden, brechenden Wellen und steuern noch anfangs unter Motor das Boot die Wellen hoch und ab, bis wir aus der Bucht heraus sind. Dann setzen wir das Großsegel im 2. Reff und die Arbeitsfock und schwingen uns auch in die Schwerwetterkleidung. Der Wind bläst eine lange Zeit aus NNE mit 5 Beaufort, die Sonne scheint. Wir haben Halbwind, die TRISKÈLE läuft bis zu 7,5 kn die 2 m hohen Wellen hinunter. Eine rasante Fahrt wird das, sodass Anja bei dem Wellengang und bei der Geschwindigkeit leider nicht die Schleppangel auspacken kann. Zu gerne hätte sie wieder Jagt auf ein paar Makrelen gemacht. Vielleicht klappt es später mit dem Fischen, denkt sie sich und ist vom Jagdfieber gepackt.
Bis 30 Seemeilen von der Küste von Korsika weg bleibt der Wind in der Stärke, die Dunkelheit bricht herein. In der Dunkelheit fischen wir nicht, da es mit der Angelschnur beim Einholen nur ein Kauderwelsch und tausende von Knoten geben würde. Also ginge es frühestens wieder nach Sonnenaufgang. Zum Glück schwächt der Wind etwas ab, die Wellen werden angenehmer, und wir schieben nicht mehr so arg Schräglage.
Die Sonnenuntergänge auf dem Meer sind magisch und ziehen unsere Blicke immer wieder in den Bann. Heute Abend wird vorerst unser letzter Sonnenuntergang auf dem offenen Meer sein. Diesen Moment versuchen wir so lange wie möglich in unsere Herzen aufzusaugen und zu genießen. Solche Momente dürften einfach nie zu Ende gehen! Dann wird plötzlich die Reise wieder so schön und unendlich, wenn die Sonne im Meer versinkt. Hinter uns kommt der Vollmond zum Vorschein. Welch atemberaubende Bilder und Zufriedenheit in unseren Herzen.
Die Nacht wir kühl. Wir ziehen uns gut an für die Nachtwache. Der Wind schwächt weiter und weiter ab, sodass wir bei jedem Wachwechsel ein Stück ausreffen können. Ab 02:30 Uhr segeln wir unter Vollzeug mit 6 Knoten Richtung Küste der Insel Porquerolles. Der Rudergänger hat volle Aufmerksamkeit und dennoch fallen hier und da die Äuglein kurz zu. Der Himmel ist klar, die Sterne glänzen um die Wette. Einfach herrlich die nächtlichen Aussichten. So schnell sehen wir solch einen Sternenhimmel nicht mehr. Begegnungen der unheimlichen Art (Tanker, Kreuzfahrtschiffe, Fischer) vielen glücklicher Weise aus. Nur wenige andere Schiffe sichteten wir, welche sich auf angenehmem Abstand befanden.
Die Stimmung an Bord ist sehr gut, alles läuft wunderbar. Nur die Müdigkeit zehrt an unseren Kräften. Als Anja um 8 Uhr morgens aus der Koje krabbelt, hat Michael den schönen Sonnenaufgang natürlich schon erlebt, und es ist auch schon Land in Sicht. In den Morgenstunden wird der Wind noch schwächer. Wir machen immer weniger Fahrt. Die Schleppangel wird wieder aktiviert, leider ohne den ersehnten Erfolg. Dennoch sind wir ganz stolz auf uns, dass wir bis kurz vor der Ankerbucht gesegelt sind.
Nach 25 Stunden Fahrt fällt der Anker in der Bucht östlich von Porquerolles. Wir haben es wiedermal geschafft.
Als Anleger gibt es diesmal einen guten Pfälzer Müller-Schorle auf dem Vordeck der TRISKÈLE!
Hier bleiben wir und warten in der Bucht auf unsere Freunde der SY IMAGINE, die nach ihrer Überfahrt noch einen Abstecher nach Saint-Tropez machen wollen.
Wir genießen derweil den Abend mit einem super Sonnenuntergang im Westen und tollen Vollmond im Osten.
→ Nochmals ein großes Dankeschön an unsere Pfälzer Freunde für die Mitbringsel, ohne euch wäre dieser Moment nicht möglich gewesen.