Besuch der Halbinsel Giens

P1090331Nachdem wir uns vom Abschied unserer Freunde auf der Insel Porquerolles einigermaßen wieder gefasst haben, geht es nun auch bei uns weiter. Wir fahren in die Bucht vor Hyères, so das heutige Ziel. Die Stadt Hyères befindet sich am Festland gegenüber von Porquerolles. Wir benötigen mit Motor nur ca. 2 Stunden. Es regnet nach wie vor, der Wind kommt aus NE mit ca 4 Beaufort, 17 °C. Eigentlich hätten wir schön mit Halbwind rüber segeln können, jedoch aufgrund des Regens und der Abschieds-Trauer-Stimmung (siehe vorheriger Bericht) an Bord, ist uns zum Segeln nicht zu Mute. Dick eingepackt in Regenkleidung suchen wir einen Ankerplatz für die kommenden Tage. Kurz vor dem Hafen lassen wir dann den Anker fallen. Michael streckt wie immer mehr Kette als empfohlen, damit wir auch sicher schlafen können. Hier ankert noch ein Segelboot und da sollte man es ja dann aushalten können. Der Wind treibt nämlich die Wellen schön in die Bucht hinein. Wir hoffen jedoch, dass der Wind wie vorhergesagt dreht, und dann hätten wir hier eine angenehme Nachtruhe.

In Hyères wollen wir zu einem Baumarkt, um endlich mit dem Ausbau der Indoor-Dusche beginnen zu können. Die Maße und Materialbedarf hat Michael bereits schon notiert und aufgeschrieben. Irgendwie wollen wir in Hyères jedoch keinen Baumarkt via Internet finden, und so werden wir wohl weiter fahren nach La Ciotat. Dort sind nämlich gleich zwei in annehmbarer Nähe zum Hafen aufgeführt. Den Abend über erzählen wir noch lange von unserem Treffen mit Klaus, Evi und Gefolgschaft und wie schwer es uns fällt die Freunde aus der Pfalz nicht einfach so mehr sehen zu können. Die Stimmung an Bord ist gedämpft, wir machen daher einen DVD-Abend mit den Filmen „MamaMia“ und „Bienvenu chez les Ch’tis“ zur Aufheiterung.

Die Nacht konnten wir dann zwar gut ein paar Stunden schlafen, wurden jedoch morgens mit heftigen Schwell bei schaukelnder TRISKÈLE geweckt. Noch ohne Frühstück einzunehmen beschließen wir, auf die andere Seite (Westseite) der Halbinsel Giens zu fahren. So macht Frühstücken kein Spaß! Demnach lichten wir den Anker. Was wir gestern gar nicht gesehen hatten, war in der Ankerbucht vor der Hafenmole ein aufgelaufenes Segelboot. Am Strand lag es ganz schön in Schräglage auf Grund sitzend und bekam immer wieder die Wellen auf die Seite geklatscht. Oh je! Uns scheint es, als wäre das Boot ohne Eigentümer dort, alleine, sich selbst überlassen. Als wir aus der Bucht ausfahren sehen wir dann noch einen Katamaran, dem das selbe Schicksal wohl ereilt hatte. Auch er sitzt auf Grund. Wir sind froh, dass unser Anker gut gehalten hat und fahren unter Motor aus der Bucht heraus um die Halbinsel herum. Auch heute früh hätten wir eigentlich schön Segeln können. Der Wind kam schön von Osten mit 4-5 Beaufort, und wir wollten ja nach Westen. Es wäre also ein angenehmer Kurs mit Wind von hinten gewesen. Doch um die Uhrzeit ohne Frühstück, Segel setzten,… nein.
Auch hatte Anja gedacht, dass es eigentlich schneller gehen würde, aber die Südküste der Halbinsel Giens zog sich doch ein ganzes Stück hin. Jetzt waren wir schon die Hälfte motort, und wegen der anderen Hälfte noch die Segel auszupacken, dazu hatte Michael nun wirklich keine Lust, und schon gar nicht ohne Frühstück. Dann packe ich wenigstens noch mal schnell die Angel raus, denkt sich Anja. Kaum war die Schleppangel ein paar Minuten im Wasser, ein Biss! Wow, das muss ein dicker Fisch sein! Die Angelleine war schwerer als die ganzen letzten Male. Dann ging alles ganz schnell. Nach dem Biss, ein Meter eingeholt, und der schwere Brocken war mit samt Köder und Senkblei abgehauen. Die Angelschnur hing ohne Endstück im Wasser. „Was ein Dreckskerl“, schimpft Anja. „Der haut einfach mit samt Köder und allem ab!“ Zu gerne hätte sie den Fisch an Bord gezogen. Jetzt müssen wir uns erst einmal wieder neue Bleigewichte besorgen, bevor wieder geangelt werden kann. Anja’s Stimmung ist nun im Keller. Wir versuchen es noch mit an Bord vorhandenen leichteren Bleigewichten, diese tanzen jedoch auf der Wasseroberfläche und haben weder Sinn noch Zweck. So geht das nicht, leider.

P1090362Im Westen der Halbinsel Giens angekommen fahren wir vorsichtig zum Ankerplatz. Der Grund ist schon schnell auf 5 Meter angestiegen, und es ist noch ein ganzes Stück bis zum Strand. So weit weg wollen wir nicht vom Strand weg liegen. Denn wenn wir mit dem Dingi paddeln müssen, ist das nicht so witzig, vor allem nicht, wenn man bei aufkommenden Wind gegen die Wellen ankommen muss. Und da uns der Außenborder eher untreu ist als treu, gehen wir von einer Paddelaktion aus, um an Land zu kommen. Vorsichtig geht es also weiter. Hier ist überall Kraut. Hoffentlich hebt der Anker hier, denkt Michael. Bei 2,9 Meter lassen wir den Anker fallen. Es ist zwar windig, jedoch stehen keine großen Wellen in der Bucht.

P1090335Jetzt machen wir erst einmal Frühstück, bevor es weiter mit dem Tagesplan geht. Den Tag über erledigen wir an Bord so einige Dinge und ruhen uns aus. Michael bastelt für unsere Schleppangel eine neue Schnuraufnahme aus Sperrholz. Die aus Plastik ist mittlerweile ganz schön in Mitleidenschaft gezogen worden und wird aussortiert.
Mit einem Freund aus Frankreich schreibt Anja über unser Vorhaben hier einen Baumarkt aufzusuchen. Er empfiehlt uns zwei, die jedoch in La Ciotat keine Niederlassung haben. Wir fragen nach denen, die wir uns ausgesucht haben. Den einen findet er nicht gut, da er nur Chinaware verkauft und der Andere wäre in Ordnung. Also gehen wir nach Plan vor und wollen bei gutem, günstigen Wind Richtung La Ciotat (25 sm Entfernung) aufbrechen.

Zuvor jedoch wollen wir die Halbinsel Giens betreten und eine Wanderung machen. Auch hier waren wir bereits vor ein paar Jahren gewesen. Damals hatten wir auf der Halbinsel ein Haus gemietet und sind von dort aus zu Tagestouren aufgebrochen. Hier auf Giens war es, wo Michael seiner Anja den Heiratsantrag gemacht hatte. Diese Stelle wollen wir nochmals besuchen. Den Abend machen wir endlich mal wieder Musik zusammen.

Im Hinterkopf haben wir jedoch noch die große Aufgabe vor uns, ein Winterquartier für unsere TRISKÈLE und uns zu suchen. Dringend müssen wir die Häfen anschreiben und einen Platz von Dezember bis März nächsten Jahres klar machen.

P1090395Am nächsten Tag brechen wir nachdem Frühstück auf. Das Wasser ist glasklar. Das Krautfeld unter uns sieht super stark aus. Ein paar kleinere Fische sind zu sehen. Leider ist das Wasser doch schon recht kühl und wieder einmal tummeln sich Quallen im Wasser. Dieses Mal sind es Braune. Schnorcheln oder schwimmen ist also nicht drin.
Wir machen das Dingi klar und zu unserer Verwunderung springt sogar der Außenborder an. Hey klasse! Der Tag fängt ja mal gut an! Es ist windstill, sonnig bei ca 25 °C. Mit Sack und Pack fahren wir mit dem Dingi an den Strand und machen uns dann weiter in das kleine, idyllische Dorf auf. Michael hat ja immer Bammel, dass die Strandgäste unser Dingi ins Wasser lassen, und wir dann ohne da stehen würden. Das wäre schon sehr ungünstig, denn zum Boot schwimmen, das wäre für uns katastrophal. Und dann müssten wir uns natürlich ein Neues besorgen. Das alles wäre mit großem Aufwand und Bugetverlust verbunden. Aber man soll ja nicht so misstrauisch sein. Also sind wir guter Dinge, dass auch dieses Mal nach unserem Landgang das Dingi noch dort liegt, wo wir es verlassen haben.

P1090375Im Dorfzentrum angekommen versorgen wir uns erst einmal mit 2 Flaschen Vin Rouge und einer Stange Baguette. Die örtliche Kirche ist gerade geöffnet und wir schauen uns die auch kurz noch an.

Dann machen wir uns auf zu unserem Wanderpfad entlang der Felsküste, den wir vor Jahren schon gelaufen sind. Leider ist er von der Kommune gesperrt worden, wegen Absturzgefahr und unzureichender Sicherheit. Wir gehen an der Absperrung vorbei und gehen weiter. Der Pfad ist eng und steil, Bäume hängen quer über dem Pfad und die Absperrung zum Abgrund ist oft nicht mehr intakt oder nicht vorhanden. Bald kommen wir an den Ort, den wir besuchen wollten. Es ist ein Schwimmbecken, welches in den Felsen gebaut ist und direkt an das Meer angrenzt. Damals saßen wir ganz alleine abends bei Vollmond und Sternenhimmel hier und haben auf das Meer geschaut…romantisch halt 🙂

P1090355Heute sind wir mittags dort. Vereinzelnde Badegäste sind hier und sonnen sich auf den Liegestühlen. Wir laufen dann erst einmal weiter und gehen den abenteuerlichen Pfad weiter. Die steilen Stufen erinnern ein wenig an die Treppe im Film „Der Hobbit“.
Die Brandung steht heute sehr hoch und so ist der Fußweg immer wieder überspült und wir müssen Acht geben, dass wir nicht nass werden.
Den Weg verfolgen wir weiter bis er am Hafen „Port Niel“ endet und wir doch ein wenig nass geworden sind. Hier hatten wir damals Michael’s Geburtstag im Fisch-Restaurant „Le Poisson Rouge“ gefeiert.

P1090359Der weitere Wanderweg führt dann westlich der Insel entlang. Wie lange der Weg jedoch geht und wo er endet wissen wir nicht. Da es mittlerweile schon Nachmittag geworden ist, die Knie von Anja auch langsam anfangen zu schmerzen, machen wir uns auf den Rückweg zur Ortsmitte und gehen nochmals den Weg bis zum besagten Schwimmbecken. Leider sind die Badegäste immer noch dort. Wir laufen ein Stück weiter und lassen uns auf einem Felsvorsprung nieder. Hier öffnen wir eine Flasche Wein und naschen das Baguette dazu. Die Brandung ist einfach klasse, so lange man nicht mit einem Segelboot sich mittendrin befindet. Lange sitzen wir hier und genießen die Brandung, das Meer. Wir reden wieder über unsere Zukunft, wie es mit uns und der TRISKÈLE wohl weiter gehen könnte… Michael würde ja doch gerne noch die Bretagne erkunden. Wir sehen den vorbei segelnden Yachten zu und träumen wieder vom Segeln, wie schön das doch alles ist. So sieht das bei uns auch aus, wenn wir segeln, andere hier sitzen und auf’s Meer rausschauen. Wahnsinn! Das ist einfach wunderschön. Wir empfinden eine unheimliche Zufriedenheit, träumen und verlieren das Gefühl für die Zeit. Alles scheint so unendlich zu sein.

Es wird später und wir machen uns langsam auf den Rückweg zum Dingi. An einem Zaun entdecken wir etliche Lorbeersträucher. Ein P1090385paar Blätter nehmen wir uns davon mit, auch wenn wir dazu nicht autorisiert sind. Wir sind erleichtert, am Strand ist unser Dingi noch da wo wir es hinterlassen hatten. Der Motor springt auch wieder gut an, welche Freude!

Es ist schön ruhig hier in der Bucht, herrlich. Wir genießen den mal wieder magischen Sonnenuntergang.