Hurra! Winterquartier gefunden!

P109049705.10.15 Heute geht es nach La Ciotat. Die Wettervorhersagen sollten einen guten achterlichen Wind bringen. Jetzt am frühen Morgen ist davon jedoch noch nichts zu spüren. Wir liegen ja aber noch in der geschützten Bucht und hoffen, dass der Wind sich draußen auf See zeigen wird. Beim Motorstarten steigt Rauch empor. Hm, wir sollten doch einmal den Luftfilter prüfen und evtl. austauschen. Das kommt gleich im nächsten Hafen mit auf unsere To-Do-Liste.

Das Wasser ist wieder glasklar. Außer dem Krautgarten unter uns können wir sogar die Ankerkette gut sehen, die sich über das Krautfeld schlängelt. Auch der Anker ist beim Einholen gut sichtbar. Wir fahren dann erst einmal aus der Bucht heraus. Doch auch draußen auf See ist der Wind noch nicht spürbar. Höchstens 1 Beaufort aus Süd.Wir motoren also erst einmal, bis später so gegen 14 Uhr dann der Wind auf 3 Beaufort zunimmt, und wir die Segel setzen können. Es wird sonnig, ca. 22 °C. Wir segeln mit 4 Knoten nach La Ciotat.

P1090409Im alten Hafen von La Ciotat hofften wir einen Platz, möglichst kostenfrei, ergattern zu können. Wir werden jedoch beim Ankunftssteg gleich darauf hingewiesen, den Hafen wieder zu verlassen. Es ist kein Platz frei. Im Oktober findet hier eine Veranstaltung statt und es ist alles gesperrt. Wir sollten doch den neuen Hafen anfahren. Was ein Mist aber auch.
Im neuen Hafen finden wir genau eine Lücke, in die Michael unsere TRISKÈLE einparken möchte. Das ging dann auch recht gut, nach ein paar Malen vor und zurück. Hier wollen wir ein paar Tage bleiben, wenn die Hafengebühren nicht so umwerfend sind. Und siehe da, es sind pro Tag 32 € (Wasser, Strom, Duschen frei – WIFI leider gegen Gebühr). Wir bezahlen erst einmal für einen Tag, geben wir der Dame in der Capitainerie zu verstehen. Sollten wir einen weiteren Tag bleiben, kommen wir erneut. All zu lange könnten wir jedoch an den Platz nicht bleiben bekommen wir gesagt, da man nicht wüsste, wann der Platzbesitzer wieder kommen würde. So lange dieser jedoch noch unterwegs sei, können wir den Anlegesteg nutzen.

Ok. Wir wollen in erster Linie das Zeug für die Indoordusch-Konstruktion im örtlichen Baumarkt besorgen, nach dem Luftfilter schauen, neues Angelblei kaufen und ausgiebig duschen.

Somit machen wir uns zum ersten Mal ins französische Getummel auf. Wir finden ein Touristenbüro. Dort fragen wir nach Bustickets und bekommen auch einen Stadtplan. Die Dame zeigt uns auch wo sich der Baumarkt befindet und welche Buslinie wir dazu nehmen müssten. Schon einmal geschafft. Wir steigen in den Bus zum Gewerbegebiet. Im Baumarkt angekommen suchen wir ein paar Sachen für die Dusche und fragen uns auf französisch durch, welche Materialien wir nehmen könnten. Irgendwie klappt das auch halbwegs. Man ist wirklich sehr bemüht uns Ausländer zu verstehen.

Abends machen wir einen ausgedehnten Spaziergang durch die Straßen der Stadt. Der Wind hat ordentlich zugelegt. Die in der Bucht vor Anker liegenden Yachten tanzen in den Wellen auf und ab. Zu später Stund‘ ziehen heftige Gewitter durch. Es schüttet aus Eimern. Zum Glück sind wir da jetzt nicht da draußen. Wir werden noch einen Tag im Hafen bleiben.

Am nächsten Tag baut Michael den Luftfilter aus. Ok, der sollte dann doch mal ausgetauscht werden! Wir machen uns auf den Weg in den alten Hafen und suchen in der Werft nach Motorwerkstätten, die solch einen Filter haben könnten oder besorgen könnten. Leider haben wir kein Glück. Wir bekommen jedoch eine Adresse genannt bzw. auf dem Stadtplan markiert. Dort sollten wir es versuchen. Natürlich befindet sich dieser Händler auf der anderen Seite der Stadt. Wir laufen also hin und bekommen dort doch tatsächlich nicht genau den selben Luftfilter, jedoch einen der in die Aufnahme vom Boot passt. Super, das wäre dann auch geschafft. 🙂

Bevor wir uns zur Ankerbucht aufmachen wird noch einmal ausgiebig geduscht. Die Ankerbucht ist noch ganz schön aufgewühlt. Musik können wir hier keine machen, viel zu schaukelig ist es. Die Sehnsucht nach festen Boden unter den Füßen kommt auf. Wieder Erwarten wird die Nacht jedoch ruhig und wir können schlafen.

Die nächsten Tage verbringt Anja mit der Suche nach einem festen Winterquartier. Sie schreibt alle in Frage kommenden Häfen von Toulon in Richtung Spanien an. Das ist gar nicht so einfach bis erst einmal der Mailtext in französisch fertig ist. Dann wird nur noch kopiert und in die nächste Mail eingefügt. Am längsten dauert es, bei schaukelnder TRISKÈLE die Mailadresse zum jeweiligen Hafen ausfindig zu machen. Ständig schaukelt die Teetasse hin und her und droht umzufallen. Alles ist mal wieder in Bewegung an Bord. Tag für Tag sind wir gespannt, ob wir eine Zusage erhalten. Leider kommen am Anfang ein paar Absagen, gefolgt von halben Zusagen (nicht für den kompletten Zeitraum oder anstelle eines Wasserplatzes einen Landplatz) oder aber überteuerte Platzgebühren. Viele jedoch antworten gar nicht auf unsere Mails.

P1090511Dann haben wir endlich eine Zusage. Es ist der Hafen von Gruissan. Super, wir freuen uns sehr. Und einen halben Tag später kommt noch eine Zusage vom Hafen in Cap d’Agde. Wow, nun haben wir sogar Auswahl!
Wir vergleichen die Konditionen und wägen die örtliche Lage ab. Gruissan ist natürlich viel schöner als der Hafen von Cap d’Agde, jedoch sind wir in Cap d’Agde doch in einer größeren Stadt. Strategisch besser zum französisch lernen, Einkaufen, nächsten Flughafen, etc.
Wir entscheiden uns für den Hafen in Cap d’Agde. Jetzt muss noch der Papierkram erledigt werden. Die Ausweise, Versicherungsunterlagen und Bootspapiere werden zur Marina in Cap d’Agde geschickt. Umgekehrt bekommen wir einen Vertrag zugesendet, den wir unterschrieben zurück senden sollen. Hm, nur wie die Seite ausdrucken? Wir fragen im Touristenbüro nach, ob man freundlicher Weise uns die eine Seite ausdruckt. Nö, aber wir könnten in die Medienbibliothek gehen, dort sind Computer und man kann da Dokumente ausdrucken. Ok, das ist eine Option. Wir sind jedoch noch beladen mit Einkaufssachen vom Baumarkt und wollen mit dem Gepäck nicht mehr so weit laufen. Wir versuchen es mal im Hafenbüro und siehe da, dort ist das kein Thema. Die Dame druckt uns die Seite gleich 3x aus. Klasse! An Bord füllen wir alles aus, unterschreiben, fotografieren die Seite ab und senden diese dann zurück zum Hafenbüro in Cap d’Agde.
Jetzt müssen wir nur noch unsere Bank anweisen, den Betrag zu überweisen. Es ist schließlich schon Freitag und eigentlich sollten wir 1 Monat vor Anreise den Betrag überweisen. Wir haben den 15.10. und am 17.11. wollen wir anreisen. Das wird knapp. Wir teilen dem Hafenbüro mit, dass das Geld unterwegs ist, jedoch ein paar Tage dauern könnte. Wir bekommen die Info, dass es kein Problem sei. Das wäre nun also auch klar.
Perfekt, nun wissen wir, wo wir Weihnachten und Silvester verbringen werden. Wir können ab dem 17.11.15 einlaufen und bis Ende März 2016 dort bleiben.

Für Freunde, die uns aus der Pfalz besuchen wollen, ist das eine wichtige Info für deren Reiseplanung. Selbstverständlich tun wir die frohe Botschaft gleich kund.

P1090415Michael ist der weilen mit dem Einbau bzw. Konstruktion der Indoor-Dusche beschäftigt. Er ärgert sich maßlos über die Enge an Bord. Er verknotet sich alles Mögliche, stößt sich überall an. Der Arme, da kann ihm leider niemand helfen, da einfach kein Platz für 2 Personen in dem Bad ist. Er ist tapfer und geht an die Arbeit. Als erstes wird die Rohrführung für den Ablauf der Dusche eingebaut. Danach bohrt Michael mit dem Handbohrer das Loch für den Ablauf in das Bodenbrett, eine Geduldsaufgabe.

 

P1090458Beim ersten Laminieren des Loches kann Anja dann ein bisschen helfen, da die Arbeit draußen gemacht werden kann. Das ist eine ziemlich klebrige Angelegenheit. Nach dem Trocknen (Tag später) setzt Michael den Bodenablauf und laminiert schon einmal die Ecken und Kanten mit dem Glasfaservlies. Gut dass wir 2 Toiletten an Bord haben. Zum weiteren Laminieren der ersten Schicht muss nun auch das Klo abgebaut werden, damit ein bisschen mehr Platz da ist zum Werkeln. Die erste Schicht ist verklebt, der Kleber alle. Wir müssen zum Baumarkt, um Nachschub zu kaufen. Bei der Dichtigkeitsprüfung des Ablaufs stellt Michael dann fest, dass der Abfluss vom Waschbecken undicht ist. Einen ganzen Tag wird am Waschbecken hantiert, sodass es wieder dicht ist.P1090465

Die Tage in der Bucht vergehen. Immer wieder haben wir Tage dabei, an denen wir nichts tun können, da es so schrecklich schaukelt, auch nachts. Es fühlt sich an als säße man auf einem Schaukelpferd. Wir sehen bis in die späte Nacht DVD’s an, und hoffen, dass die Müdigkeit so groß wird, dass wir das Schaukeln nicht mehr merken und schlafen können. Nach 2 Tagen heftigen Geschaukel haben wir echt die Faxen dicke. Wir wollen endlich mal wieder ruhig schlafen oder laufen können. Alles fällt von links nach rechts und das 48 Stunden lang. Selbst auf dem Klo muss man sich so verkeilen, dass man nicht von der Schüssel rutscht. Sobald wir etwas aus der Hand geben rollt es weg. Die Schränke werden ausgestopft mit Handtüchern, alles wird festgebunden. Nur wir selbst rollen in der Koje hin und her. Es nervt höllisch.

P1090452Aber es sind auch ein paar Tage dabei, an denen wir es ruhig haben. Und wenn wir es mal Ruhig haben, dann schlafen wir auch kräftig aus, soll heißen bis zum Mittag. Verrückter Weise haben wir bei der Wetterlage mit Mistral Glück und haben es ruhig. Draußen bläst zwar der Wind wie Teufel, aber wir liegen gut geschützt in der Bucht und haben fast kein Schaukeln. Es dauert ca. 3 Tage, dann ist der Mistral wieder vorbei. Ein Blick aus der Bucht heraus, sagt uns aber, dass da draußen der Bär tobt. Hohe Wellenberge schieben sich an der Bucht vorbei. Die Wetterdaten melden 5 Meter Wellenberge. Also segeln wollen wir bei dem Wind auf keinen Fall, das ist sicher!
An Bord purzeln nun so langsam auch die Temperaturen. Es wird Zeit, dass wir die Heizung eingebaut bekommen. Dazu müssen wir jedoch längere Zeit in einen Hafen. Wir versuchen die Zeit bis zum 17.11.15 ins Winterquartier noch auszuharren und hoffen, dass es wieder ein wenig wärmer wird. Jetzt ist gerade die Dusche in Arbeit…

P1090477Am Wochenende (16.-18.10.15) ist im alten Hafen dann das große historische Fest 1720 auf das sich alle im Ort vorbereiten und weswegen auch der Hafen für Boote gesperrt ist. Wir möchten an einem Tag unbedingt das Fest besuchen. Es findet eine große Feuershow statt, die wir uns gerne ansehen möchten. Zu spät stellen wir jedoch fest, dass man hätte reservieren müssen, und somit bekommen wir leider keine Karten mehr für diese Show, schade.
Das Fest ist ansonsten jedoch ohne Eintritt und ist rund um den alten Hafen aufgebaut. Es erinnert ein wenig an die Mittelaltermärkte, die wir in Deutschland gerne besucht haben. P1090482Stände alten Handwerks sind aufgebaut, der Boden ist mit Holzmulch bedeckt. Wir finden ein paar Metstände, die unseren Gaumen beglücken. Was jedoch gänzlich fehlt, sind Essensstände mit Fingerfood. Ein paar Brotbäcker und Crèpes-Stände sind aufgestellt. Wir finden noch einen Stand, an dem Fleisch angeboten wird. Wir entscheiden uns für 2 dicke Würste im Baguette und Ketchup. Besonders gut war die Wurst leider nicht und die Konsistenz irgendwie unappetitlich. Im Nachhinein haben wir festgestellt, dass es sich hierbei um Kuttelwurst gehandelt hat… nicht so wirklich jedemanns Sache…
( und schon gar nichts für Michael’s Gaumen!).

P1090506Es werden verschiedene historische Vorführungen gemacht dazu werden alte Kanonen geladen und gezündet. Wow, die machen einen richtigen Rums, wir halten uns die Ohren zu, damit wir keinen Gehörsturz bekommen. Das geht durch Mark und Bein, wenn so eine Kanone mit Schwarzpulver abgeschossen wird.
Wir verbringen bis in die späten Stunden unsere Zeit auf dem Festgelände und lauschen den wenigen Musikgruppen. Diese erinnern sehr an die Mittelalter-Szene, jedoch hat keine der Gruppen eine Drehleier im Repertoire. P1090509Michael ist ganz begeistert von einem Dudelsackspieler. So leicht und unbeschwert trällert er die Noten hoch und runter, Wahnsinn. Wir haben vor, am nächsten Tag noch einmal zu kommen. Dann jedoch in Gewandung und mit Instrumenten. Leider ist es uns, wieder einmal wegen des Schwells, am nächsten Tag nicht möglich von Bord zu gehen. Schade, denn zu gerne hätten wir das Fest noch einmal besucht.

Aktuell hat Michael unseren Motor vom Dingi gut im Griff. Das soll heißen, dass ein Landgang ohne vorheriges Schimpfen über den Motor möglich ist. Wahrscheinlich war einfach nur das Gemisch nicht richtig gemischt. Aktuell läuft’s echt super! Wir hoffen, dass es so bleibt 🙂

Wir sind gespannt, ob ein weiteres Treffen mit Freunden aus der Pfalz noch im Oktober stattfindet. Aus der Heimat haben sich Alex und Susanne angekündigt, die sich ganz spontan frei nehmen wollen und uns besuchen möchten. Wenn alles klappt, haben wir kommendes Wochenende Besuch aus der alten Heimat. Das wäre super!

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