Die letzten Tage auf Sardinien

P1080602Nachdem uns unsere Gäste in Santa Maria Navarrese verlassen haben, verlassen auch wir den Hafen und machen uns auf in Richtung Norden. Der Wind kommt mal wieder aus der Richtung wo wir hin wollen, also kreuzen wir. Zuerst segeln wir gerefft. Später als der Wind dann nachlässt reffen wir aus. Die Strecke führt uns entlang eines Naturschutzgebietes. Hier begegnen uns hauptsächlich Ausflugsboote. Diese bieten den Touristen Ausflüge zu Grotten an oder Tagesausflüge zu wunderschönen Sandstränden, die nur zu Wasser erreichbar sind. Wir fahren entlang der steilen Felsküste, die sehr beeindruckend ist.
Der Wind nahm dann aber wieder ab, und so fuhren wir das letzte Stück mit Motor zur ausgewählten Bucht Cala Sisine, die auch eine Traumbucht auf Postkarten darstellt. Zu unserem Leid haben wir beim Ankermanöver richtig Probleme. Die Ankerwinde macht wieder alles, nur nicht das was sie tun sollte. Die Kette klemmt, oder rauscht ungehindert aus. Der Anker hält nicht, wir müssen noch einmal Anker auf und von vorne mit dem Ankern beginnen. Das Kabel der Bedienung klemmt sich zwischen Kette und Winde ein. Michael ist verzweifelt, flucht wie ein Rohrspatz und hat keine Kraft mehr. Nachdem er sich ein paar Male die Hände an der Kette wundgescheuert hat, ist genug. Michael hat die Schnauze voll! „Das Boot wird verkauft! Ich habe keine Lust mehr!“

Anja sieht hilflos vom Steuerstand aus zu, wie sich Michael vorne am Bug abmüht und mit den Nerven am Ende ist. Hoffentlich klemmt er sich die Hand nicht so heftig ein, dass Finger gequetscht werden oder er sich gar die Hand bricht bei der Aktion. Leider kann sie ihm in der Situation nicht helfen. „Wir können hier nicht einfach weg laufen“, ruft Anja zu Michael. „Sobald wir in Frankreich sind, wird das Boot zum Verkauf angeboten. Solange müssen wir noch durch.“

P1080627Der Anker hält letztendlich dann und wir liegen in einer eigentlich wunderschönen Bucht. Leider ist an einen Landgang nicht zu denken, da die TRISKÈLE so arg schaukelt, dass wir sie nicht alleine lassen können. Auch ein Schnorchelgang wäre schön, ist aber wegen des heftigen Schwells und dem gewittrigem Wetter gestrichen. So können wir nur die Aussicht auf den Strand und die Felsen so gut es geht genießen. Wenn keine Gewitterwolken über uns hingen, Der Himmel wolkenlos wäre, wäre es wirklich wie auf den Postkarten hier. Aber wir ahnen für die Nacht Schlimmes, und so kam es auch. Wir machen beide kein Auge zu, denn wir werden ordentlich durchgeschaukelt. Gewitter ziehen über uns hinweg, alles scheppert, wackelt und knarrt im Boot. Wir fallen in unserer Koje von einer Seite auf die Andere. Es geht hoch und runter, nach links und nach rechts und im Kreis herum. Das war die schlimmste Nacht, die wir bislang erlebt hatten! Wir sind froh, als der Morgen anbricht. Nichts wie weg hier!
Wirklich schade für diese schöne Bucht, aber bei dem Wetter einfach unmöglich.

P1080637Zum Glück ist der nächste Hafen nicht allzu weit weg, und wir flüchten wörtlich genommen in den Hafen um uns auszuruhen und auszuschlafen. Der Anker geht zum Glück gut auf und wir fahren unter Motor verfolgt von Gewitterwolken in den Hafen von Gonone ein. Dieser ist sehr klein und hat für Yachten unserer Art eigentlich keine extra Liegeplätze. Neben den Ausflugsbooten ist ein bisschen Platz. Dort versuchen wir festzumachen.

 

P1080640Das Anlegemanöver war wegen des Seitenwindes schwierig. Nach mehreren Versuchen hat es schließlich geklappt. Am Heck der TRISKÈLE haben wir uns aber durch eine Berührung mit dem Betonsteg eine Schramme zugezogen. Hier müssen wir wieder den Lack neu streichen. Wir sind froh fest gemacht zu haben und laufen zum Hafenbüro. Wieder einmal verlangt man aber völlig überteuerte Preise. Keine Sanitäranlagen, kein Wi-Fi gibt es hier, und das soll 60 € die Nacht kosten! Absoluter Wucher! Wir lassen uns dann jedoch auf 2 Tage für 60 € ein, aber auch nur, weil wir absolut übernächtigt sind, fix und alle und am Horizont ringsum überall Gewitter toben. Wie wir später im Wetterbericht erfahren, toben zwischen Sardinien und Sizilien heftige Unwetter und die Ausläufer waren bis hierher zu spüren.

 

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Nachmittags nach dem Ausschlafen machen wir einen kleinen Stadtrundgang, suchen eine Bäckerei und gönnen uns ein Eis. Am Abend gehen wir für free Wi-Fi in eine Salsa-Bar mit Live-Musik. Hier haben wir endlich einmal Gelegenheit ein bisschen zu tanzen. Der Abend war wunderschön und tat der Seele richtig gut. Am Folgetag im Hafen bessern wir die Lackschäden am Heck aus und erholen uns. Den Abend verbringen wir wieder in der Salsa-Bar und tanzen.

Am nächsten Morgen suchen wir als erstes die Poststelle in Gonone auf. Anja hatte am Vortag ein paar Postkarten geschrieben, die wir noch abgeben wollten. Dass man dazu viel Zeit mitbringen muss, hätten wir nicht gedacht. Das Postamt war voll und nur ein Schalter besetzt. Die Stimmung der wartenden Leute ist aber gelassen. Nach ca. einer Stunde konnten wir endlich weiter um noch unsere Einkäufe zu tätigen.

P1080684Gegen Mittag haben wir die Segel gesetzt und sind mit Großsegel und Fock bis nach St. Lucia gesegelt. Der Himmel bescherte uns kurz vor dem Ankern noch kurzfristig ein bisschen Regen. Der Ankerplatz war erträglich trotz dem leichten Schwell, der in die Bucht stand. Am Abend machen wir Musik zusammen. Das war wieder richtig schön.

 

 

 

 

 

P1080707Am nächsten Tag wollten wir eigentlich früh los, sind jedoch erst gegen halb zehn aufgebrochen. Unter Segel sollte uns die TRISKÈLE in die Bucht Cala Sabina bringen. Das Verkehrstrennungsgebiet bei Olbia haben wir gut passiert. Nur ein paar Fähren haben wir beachten müssen. Bei 6 Knoten Fahrt unter Segel hat Anja 2 Fische (Makrelen) an Bord geholt. Super, heute Abend gibt es frischen Fisch 🙂 Der Wind frischt auf 6 Beaufort auf, sodass wir die Arbeitsfock anschlagen. Beim Ankermanöver hat eigentlich alles gut geklappt.

 

P1080735Nur fällt unser Anker nicht auf Sand sondern auf felsigem Untergrund. „So wie das aussieht, hängt der Anker zwischen Felsbrocken“, so das Ergebnis nach Michaels Ankerschnorcheln. Ob wir den morgen früh einfach so wieder rausbekommen? Ach das wird schon, sagen wir uns. „Halten tut er auf jeden Fall für die Nacht“, sagte Michael und widmete sich der Zubereitung des Abendessens. Zu den zwei Makrelen im Kartoffeln – Tomatenbeet gab es einen leckeren Weißwein aus Sardinien. Das ist wieder herrliches Segeln, sagen wir uns, und alles ist gut. Schlafen konnten wir dann auch recht akzeptabel, da der Wind unsere TRISKÈLE immer schön im Wind hielt, und wir nicht quer zu den Wellen standen. Die einzige Sorge galt jedoch dem Ankermanöver am nächsten Morgen.

P1080784Trotz aller Bedenken ist der Anker ohne Probleme frei gekommen. Das hätten wir nicht gedacht, sind aber darüber froh. Es ist Sonntag und somit gibt es auch wieder Kaffee für den Capitän Michael. Heute geht es durch das Maddalena Atoll. Wir segeln anfangs bei 3-4 Beaufort später durch die Straße von Maddalena bei 2 Beaufort und raumen Wind (Rückenwind). Bis zur Einfahrt in das Atoll bei Cabo Ferro liefen die Wellen von schräg achtern unter der TRISKÈLE durch und ließen diese ordentlich rollen. Im Atoll war die See aber ganz flach. Das war super tolles Schönwetter- Sonntagssegeln 🙂 Wir glitten sanft dahin, und der Wind zog uns zwischen den Inseln hindurch. Hier war nun wesentlich mehr Segelverkehr als sonst bisher, und wir mussten dann auch auf die Anderen mal aufpassen. Ebenso waren teure Rennyachten und Show-Segelfahrer unterwegs. Aber die sollten uns nicht stören.

Ach ja, Anja erhielt heute „Angelverbot“. Nach dem gestrigen Erfolg mussten wir diesen Abend erst einmal die Reste von Vorgestern vertilgen. Nicht dass die Pasta schlecht wird. Den Abend verbringen wir ruhig in der Bucht von Porto Puddu. Diese Bucht liegt kurz vor dem Absprung nach Korsika und unserem Tor nach Frankreich. Hier bleiben wir, bis gutes Wetter für die Überfahrt vorhergesagt wird. Die Straße von Bonifatio ist unter Seglern gut bekannt, denn oftmals bläst der Wind hier ordentlich durch, sodass sich eine raue See aufbaut. Dann wird das Meer ungemütlich und das muss man sich nicht freiwillig antun. Wir haben ja schließlich noch ein paar Tage Zeit bis zu unserem Treffen mit Klaus und Familie bei Calvi auf Kosika. Demnach no stress und abwarten. P1080800

Am Abend liegen wir gemeinsam vorne auf dem Deck und schauen uns ein herannahendes Gewitter an, bzw. die Wolkenformationen. Das Gewitter kam zum Glück nicht in unsere Bucht, jedoch wurde es ganz schön windig und frisch und der geplante Landgang viel daher aus. Proviant hatten wir noch genügend nur Wi-Fi wäre wegen der Wetterdaten ganz gut gewesen. So hielten wir uns nur an den Wetterinformationen unseres Navtex-Gerätes fest (Navtex: Kurzwetterberichte, Warnnachrichten in Form von Textnachrichten per Seefunkt).

Am nächsten Tag beschließen wir noch einen Tag in der Bucht zu bleiben und evlt. einen Landgang zu machen. Als wir jedoch alle Sachen gepackt haben, frischt der Wind auf und wir wollen die TRISKÈLE dann doch nicht alleine lassen. Wir haben zudem beobachtet, dass der benachbarte Katamaran auf Drift ging. Wir halten daher Ankerwache und beobachten den Katamaran. Michael versuchte mit dem Beiboot den Nachbarn Bescheid zu geben, dass sie den Anker beobachten sollten. Von denen schien keiner den Abdrift zu bemerken. Der Außenborder unseres Beibootes ließ uns jedoch mal wieder im Stich, und außer dass sich Michael wieder maßlos geärgert hatte, konnten wir nichts tun. Hätte Michael nicht zuvor noch den Tank aufgefüllt, er hätte den Motor vor lauter Zorn im Meer versenkt. Glück also für den alten Johnson-Zweitakter, der wieder seinen Platz am Heck der TRISKÈLE einnehmen durfte, ohne etwas geleistet zu haben. Michael kam dann nach seinem Wutanfall unverrichteter Dinge wieder zurück an Bord. Die Tagesration Ärgernis wegen nicht funktionierendem Außenborder war dann auch genug für den Tag.

Schwimmen oder schnorcheln war leider wegen dem bewegtem Wasser und dem starken Wind eindeutig zu ungemütlich, fiel daher auch als Beschäftigung für Anja aus. So saßen wir lange im Cockpit und sahen den vorbei flitzenden Surfern zu, die zu Hauf die Bucht belagerten und sich gegenseitige Rennen um die ankernden Boote lieferten. Michael ärgerte sich derweil weiter über den nicht laufenden Außenborder und beobachtete den Katamaran.

Am nächsten Tag gingen wir Anker auf und fuhren aus der Bucht in der Hoffnung auf guten Wind. Leider war kein Wind in Sicht, auch wenn das Navtex dieses uns versprochen hatte. Immer wieder suchten wir den leisesten Hauch für zum Setzen der Segel, jedoch überhaupt keine kleine Brise zum Segeln.

Anja bringt das dann immer auf die Palme. Motoren heißt Sprit verbrauchen, und das hat wiederum zur Folge, dass wir nachkaufen müssen.

Anja ist so etwas wie die Finanzbehörde der TRISKÈLE und bekommt bei Michaels Aussagen wie „dann wir müssen halt motoren“ oder „wir haben keinen Wind“ = „mach den Motor an“ immer Schlechte Laune. Nicht nur dass ihr das Motorengeräusch auf den Zeiger geht, sie sieht dann die Dollarzeichen von der Tanke, und damit das schwindende Geld im Portemonnaie. Für Leute wie uns, die aktuell keine Einnahmen haben, ein schwieriges Thema.

Es half jedoch nichts, ohne Wind geht einfach kein Segeln. Vor lauter Frust hängt Anja dann die Angel raus, um wenigstens das Nachtessen zu sichern, so Gott will. Nur beißen die Fischlein leider bei Motorfahrt nicht an, so auch bei dieser Fahrt. Wahrscheinlich geht den Fischen das Motorengeräusch auch auf den Zeiger und nehmen daher Reißaus.

P1080831Selbstverständlich wird auf dem Weg nach Korsika die Trikolore gehisst. Dies ist Kapitänssache, und Michael nimmt das Procedere natürlich selbst in die Hand.

Frankreich wir kommen!

PS: Natürlich sind wir schon längst auf Korsika angekommen. Wir hoffen, euch diesen jedoch bald online stellen zu können.