Wiedereingliederungsphase

P1100618So eine Wiedereingliederungsphase, nach z.B. längerer Krankheit in das Berufsleben, erfolgt normaler Weise langsam und über Wochen schrittweise. Nicht so jedoch bei uns.

Gleich nach dem Einzug in unser neues Domizil in Deutschland hat Michael seinen Dienst auf der Arbeitsstelle angetreten. Tag täglich ist er gleich zu 100 % voll dabei und unterstützt seine Kollegen in der gerade einmal zu Fuß zu erreichenden Betriebsstätte. Der Betrieb ist sozusagen unser Nachbar. Er freut sich, seine „alten“ Kollegen wieder zu sehen und auch die Arbeit macht ihm riesig Spaß.

Anja hingegen hadert mit sich, ob sie sich nun jetzt arbeitslos melden soll und sich den „Zirkus“ mit dem Arbeitsamt gibt. Eigentlich hat sie ja nicht wirklich die Klamotten dabei, um ins alte Arbeitsleben einzusteigen, zumindest nicht für die industrielle Branche. Dann müssen natürlich wieder Passfotos gemacht werden, Bewerbungen geschrieben, Bewerbungsgespräche geführt und wie soll sie die möglichen Orte aufsuchen, so ohne Auto? Die Bushaltestelle ist einige Minuten weg und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, nicht so Anja’s Favorit. Vor allem wissen wir ja nicht, wie lange wir in Deutschland bleiben werden. Dann würde Anja einen Vertrag unterschreiben und in einem halben Jahr ist alles schon wieder passé? Sollen wir uns nun für die kurze Zeit ein Auto zulegen? Das waren so unsere Fragen, die wir uns stellten. Rechnet sich das alles für den Aufwand?

P1100630Eine Woche hängt sie somit, ja leider auch ein wenig depressiv, in der Luft und starrt missmutig aus dem Fenster. Das miese Wetter trägt dann gerade noch seinen Teil dazu bei und macht ihre Stimmung nicht gerade besser. Irgendwie mit Fernweh verbunden und der Sehnsucht nach dem „wann machen wir wieder weiter? Wie geht es für uns weiter?“ eine schwierige Sache, die zu klären gilt.

Doch dann durch Zufall wird sie auf einer Geburtstagsparty gefragt, ob sie nicht bei einem langjährigen Freund im Betrieb im Büro sich etwas dazu verdienen will in der Zeit, wo wir in Deutschland sind. Warum nicht, dann hätte sie auch Arbeit und vegetiert nicht alleine zu Hause herum. Das Thema mit arbeitslos melden hätte sich dann auch erledigt. Gesagt getan. Bereits am 18.01. schaut sie im Betrieb des Freundes vorbei.

Nun sind wir beide wieder voll berufstätig und haben daher auch leider noch keine richtige Zeit gefunden, unsere Homepage auf Vordermann zu bringen. Wollten wir doch eigentlich über Winter uns mal die Zeit nehmen für Videos von unserer Reise hochzuladen. Wir hoffen, dass wir dazu aber noch irgendwie Zeit finden.

Natürlich wollen wir auch so viel wie möglich Freunde und Bekannte treffen und das alles an den Wochenenden. Diese sind nun meist restlos ausgefüllt mit Terminen.

Es ist schön, wieder unsere Freunde zu treffen und immer wieder möchte man von uns wissen, wie war es, wann geht es wieder los? Wie lange bleibt ihr hier? Vielerorts nehmen wir unseren Laptop mit Filmen und Fotos mit, um genauer über unsere Reise zu berichten. So wurden wir auch gefragt, ob wir nicht einen offiziellen Abend machen mit Reiseberichterstattung für alle Interessierten. In Waldsee hätten wir sozusagen das „OK“ für solch einen Abend zu gestalten. Na mal sehen, da müssen wir uns aber dann noch einen roten Faden zusammen stellen.

Dennoch ist es schön zu erfahren, dass so viele brav unsere Berichte verfolgt haben.

P1100633Die ersten Wochen, in der Anja zur Arbeit fuhr, war es ganz schön kalt. Dennoch wurde von ihr die Arbeitsstätte per Fahrrad aufgesucht, dick eingemummelt. Während dessen machten wir uns auf die Suche nach einem günstigen Auto. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellte. Wir wollen schließlich nicht viel bezahlen, jedoch soll das Auto noch TÜV haben und fahrbereit sein. Dadurch dass Regen sich angemeldet hat, die Einkäufe mit dem Fahrrad etwas umständlich sind und wir auch mobil sein wollen, wollen wir nicht besonders lange auf der Suche bleiben. Wenn wir schon beide arbeiten, dann muss auch ein Auto her.

Hier hat uns wieder einmal ein Freund einen Tipp gegeben und durch ihn konnten wir unseren grünen Ford Mondeo kaufen. Hurra, wir sind wieder mobil! Vielen Dank Jürgen an der Stelle!
Mit einem Auto öffnen sich dann doch so viele Türchen, auch wenn man dadurch etwas träge und faul wird. Das gestehen wir uns natürlich ein.

IMG_3061Ende Januar haben wir eine Einladung zu einem Wohnzimmerkonzert in Kandel. Wir sind herzlich willkommen und sollen unsere Instrumente mitbringen, um dort ein wenig zu musizieren. Das hört sich ja nett an. Ja, warum nicht sagen wir uns. So eine Session unter Laien ist doch ganz nett. Was wir jedoch erst auf dem Weg dort hin erfahren: Die meisten der dort auftretenden Musiker machen das schon ganz schön lange und haben auch teilweise Bühnenerfahrung. Oh,je! Das macht uns dann doch ganz schön „Angst“ und wir sind aufgeregt. Als wir dann auch im Wohnzimmer der Veranstalterin eine Bühne mit professionellen Equipment stehen sehen (Lautsprecher, Mikrofone, Mischpult, Bühnenbeleuchtung, etc) wird uns noch mehr mulmig. Alles halb so schlimm bekommen wir gesagt. Das ist einfach nur ein privates Wohnzimmerkonzert. Das Wohnzimmer fasste dann zum Schluss ca. 35 Leute oder so, die nicht alle musizierten. Jeder brachte etwas zu Essen bzw. Trinken mit, damit auch keiner verhungern oder verdursten musste. Nachdem die ersten Auftritte vollbracht waren, haben wir uns dann entschlossen auf die Bühne zu gehen. Für uns war das eine komplett neue Erfahrung. Ein Wohnzimmer voll gespannter Augen auf uns gerichtet und im Rampenlicht. „Oh mon dieu“ sagt so gern der Michael. Nun, es hilft nichts. Da müssen wir jetzt durch. Mit entsprechender Aufregung in den Fingern haben wir die ersten Stücke zum Besten gegeben, wobei diese nun wahrlich nicht fehlerfrei waren. Aber das hat dann keiner gestört. Wir ernteten nach unseren Stücken Applaus und Beifall. Wow! Wir hoffen, dass dies nicht nur aus Mitleid geschah 😉IMG_3163

Nach unserem Auftritt bekamen wir jedoch auch mündlich nochmal gut zugeredet. Die Instrumente Dudelsack und Drehleier sind dann eben doch nicht so üblich bei solchen Wohnzimmerkonzerten. Es waren wirklich sehr gute Musiker dort zu Gast und eine Gruppe aus Frankreich, die sich Van-Nu-Pieds de Vasgovie nennen, haben mit uns zum Schluss noch eine richtige Session gemacht. Wir spielten das uns bekannte Lied an und die Musiker stimmten mit Querflöte, Nyckelharpa und Akkordeon mit ein. Dazu gesellten sich noch weitere Musiker mit Gitarre und Kachon.

Der Abend war einzig artig genial! Wir hatten so viel Spaß und Freude am Musizieren, Wahnsinn das hätten wir zu Anfang nicht gedacht!

Vielen Dank an alle, die uns den Abend ermöglicht haben, besonders hier Simone M., Simone D.C. und Rüdiger S.!

P1100632Mittlerweile ist schon der halbe Februar vergangen. Selbstverständlich werden wir immer noch an allen Ecken und Enden gefragt, wie lange wir bleiben und wann es wieder los geht.

Leider können wir euch darauf noch keine konkrete Antwort geben.

Sicher ist, dass wir uns entscheiden müssen, wie in welchem Umfang unsere Triskèle für eine Weiterfahrt umgebaut werden soll. Dazu ist es entscheidend, welche weiter Reiseroute wir uns vornehmen wollten.

Lassen wir uns noch ein wenig Zeit, um unsere Gedanken zu sortieren.

Wir haben gelernt, im Leben nicht alles so durch zu planen. Es kommt doch immer anders, als man denkt….